Seit der Mitte des 18. Jh.s ist das kulturelle Leben auch zunehmend konkreter vorstellbar: 1743 wurde Maria Theresia auf der Durchreise von 10 Musikern, vier Trommlern und einem Pfeifer empfangen. Wahrscheinlich kann man in diesem wohl durch den 1735 verstorbenen Thurner- und Lateinschulmeister Albert Ferdinand Franz Puchfelder („ein sünnreicher Poet und virtuoser musicus“) begründeten Ensemble den Beginn der noch bestehenden Stadtkapelle sehen. Ab der 2. Jh.-Hälfte sind Theateraufführungen sowohl von Wanderbühnen als auch Spielern aus der Stadt selbst auf verschiedenen Bühnen belegt. 1849 wurde der Männergesangverein gegründet (seine künstlerischen Höchstleistungen erbrachte er unter F. Neuhofer zw. 1889/1903), 1887 auch ein Frauenchor, der erst 1922 eingegliedert wurde. Weniger bedeutend für die Stadt selbst als Neuhofer (und schon dessen Vater) waren die hier gebürtigen Brüder Vergeiner. Als Lehrer sowie Organist und Regens chori an der Stadtpfarrkirche zog 1923 Josef Peer (1902–88) zu. Die Stadtkapelle unter den Kapellmeistern Kajetan Ritzberger sen. und jun. (1876–1920 bzw. 1920–46) war zunächst die einzige ihrer Art. 1923 erstand ihr Konkurrenz durch die von August Ritzberger (1872–1943, Bruder von K. Ritzberger jun., pensionierter Eisenbahner) gegründete, erfolgreich geleitete und mit guter Blasmusik versorgte Bürgerkorps-Kapelle. Für Unterhaltung und Volksmusik sorgten in der Zwischenkriegszeit einige Musiker der Stadtkapelle als sog. Tragatschleitner. 1938 wurden alle Vereine aufgelöst, nur die Stadtkapelle rettete sich als SA-Musik. Infolge des Zweiten Weltkriegs und der russischen Besatzung bis 1955 kam es allenthalben zur Stagnation. 1946 wurde Hans Ritzberger (1893–1954) Kapellmeister der Stadtkapelle (bis 1950, 1950–54 Gottfried Manzenreiter, 1954–81 Franz Schüpany, 1981–93 Erich Pautsch, seither [2001] Gerhard Kunst). 1959 schuf sich die Stadtkapelle ein neues Statut als Musikverein Stadtkapelle F., angeschlossen ein großes und ein kleines Streichorchester (Leiter der beiden: Richard Weglehner [* 1923], u. a. 1978–84 erster Direktor der Landesmusikschule F., viele Kompositionen). 1948 gründete der Dolmetscher Hans Köhler den Arbeiter-Sängerbund, den Alfred Radler (1949–57) in einen gemischten Chor umwandelte (Chorleiter: 1957–70 Rudolf Müller, 1970–80 Anna Janschek; ab 1971 neuer Name Singkreis F., ab 1997 VHS-Singkreis F. unter Fritz Hinterdorfer). 1949 wurde unter Josef Peer der MGV wiederbegründet (spätere Chorleiter Josef Anderle, unter Franz Tomschi [* 1926] 1953–72 ein weiterer Höhepunkt, 1962 umbenannt in Chorgemeinschaft-Männergesangverein F., 1972–99 Engelbert Leitner). 1958 wurde als damals einzige in Österreich die Musikkapelle des Kameradschaftsbundes F. gegründet, die seit 1966 auch als Bürgerkorps-Kapelle dient (Kapellmeister: Stefan Böhm, Walter Schmiedinger, Sepp Prokschi, Gerhard Spreitzer). Große Verdienste um das Freistädter Musikleben erwarben sich auch: der gebürtige Wiener Ludwig Makovsky (1912–98, 1956 als Gymnasialprofessor zugezogen, gründete 1957 das Hausmusikwerk F. im österreichischen Volksbildungswerk, komponierte eine Symphonie, Kammermusik, Lieder und Chöre), Franz Tomschi, u. a. Gründer und Direktor der Musikhauptschule F. 1977–86, Kompositionen), Mathias Kreischer (* 1952, seit 1984 Direktor der Landesmusikschule; leitete 1981–95 auch das Freistädter Tanzorchester und bis 1991 ein Sinfonisches Schulblasorchester). Lehrer der Landesmusikschule gründeten 1985 das Bläserquintett Capella Concertante (besonders Pflege der Musik des 20. Jh.s; Leitung M. Kreischer) und Hermann Haider (* 1960, Violinlehrer der Landesmusikschule, gründete 1987 das Freistädter Kammerorchester, 1995–98 Kammerorchester Mühlviertler Kernland, seit 1998 Junge Philharmonie F.). Aus F. gebürtig sind überdies die Komponisten E. M. Freudenthaler und der hier und in Wien lebende H. Raffaseder.
Wessely 1950; Freistädter Geschichtsbll. 1–11 (1950–97); E. Brixel, Das große oberösterr. Blasmusikbuch 1984; BrucknerH 1996; Erhebungen OR.
Othmar Rappersberger