In Österreich und von da ausgehend in der Schweiz und im bayerisch-württembergisch-badischen Raum ist die Entwicklung des F.s mit dem Aufkommen des (Militär-)Blasorchesters im 2. Drittel des 19. Jh.s in besonderer Weise verbunden (Militärmusik). In der österreichischen Kavalleriebesetzung der 1840er Jahre sind zwei (Klappen-)Flügelhörner in A und ein engeres in A, zwei eine Oktave tiefer stehende Bassflügelhörner sowie zwei Trompetinas in A und G nachweisbar. Als um 1850 in Österreich der Übergang zur As-Es-Stimmung erfolgte, erfand V. F. Červený in Königgrätz der führende Blasinstrumentenbauer der Donaumonarchie, die sog. Hochflügelhörner in C mit Bogen für B- und A-Stimmung und vier Zylinderventilen. Aus derselben Firma stammte das „Ottavino“, die kleinste Form des Hochflügelhorns; ein Exemplar davon in hoch As mit Wiener Ventilen hat Červený 1851 auf der Londoner Industrieausstellung gezeigt. Relikte aus jener Zeit finden sich dann und wann in Amateurblaskapellen, so benutzte die Bürgerkapelle Lana noch bis Mitte der 1980er Jahre Kontra- und Kontraalt-Flügelhörner.
Die genannten weitmensurierten Instrumente bildeten im Blasorchester ein eigenes Register, das sich in Klangfarbe und melodischer Gestaltung von den Registern der engmensurierten Blechblasinstrumente (Trompeten, Bass-Trompeten, Es-Althörner, Ventil- und Zugposaunen, in gewissem Sinn auch Waldhörner) und von den Holzblasinstrumenten, seit etwa 1980 zudem vom eigengeprägten Register der Perkussions-Instrumente, abhob. Zwei Flügelhörner, Bassflügelhorn und Euphonium, jeweils mit Drehventilen ausgestattet, bildeten den vierstimmigen Kern der „alt-österreichischen“ Blasorchester-Instrumentation und entsprachen in diesem Sinn dem Streichquartett im Symphonieorchester. In der Volks- und volkstümlichen Musik Österreichs werden die geschmeidig und voll klingenden F.-Instrumente, die einer weichen, vibratoreichen und gesanglichen Klangauffassung entsprechen, gern genutzt. V. Zack berichtet von den F.-Ländlern (Ländler) aus der Gegend von Eisenerz in der Steiermark. Seit etwa 1980 ist es üblich geworden, dass sich kleine Bläsergruppen, in denen vorzüglich weitmensurierte Blechblasinstrumente dominieren, bei „Weisenbläser-Treffen“ messen.
Außerhalb des mitteleuropäischen Militär- und Amateur-Blasorchesters fand/findet das F. sporadisch Verwendung in der Symphonik der Spätromantik (Ottorino Respighi) und des 20. Jh.s (Igor Strawinski, Ralph Vaughan Williams), im Jazz sowie – als Kuhlo-Horn – in den evangelischen Posaunenchören. Ein besonders typisches F.-Solo (mit Blasorchesterbegleitung) liegt in Des Hirten Morgenlied von F. v. Suppè vor (ein Gegenstück zu Fr. Schuberts Der Hirt auf dem Felsen).
Ch. Ahrens, Eine Erfindung und ihre Folgen. Blechblasinstrumente mit Ventilen 1986; Bahnert/Herzberg/Schramm, Metallblasinstrumente 21986; A. Erdle, Neue Lehrmethode für Blechbläser 1975; R. Hajdinjak/B. Habla, Solo-Trompete und Blasorchester. Verzeichnis von über 500 Solowerken für Trompete(n) und Blasorchester 1991 [enthält auch einige F.-Soli]; H. Heyde, Das Ventilblasinstrument 1987, v. a. 209–212; [G. Joppig], 150 Jahre Václav František Červený & synové 1991; C. Sachs, Handbuch der Musikinstrumente 21930; C. Sachs, Reallex. der Musikinstrumente 1913, 145; G. Stradner, Musikinstrumente in Grazer Slgn. 1986; W. Suppan in Sänger- und Musikantenzeitung 11 (1968); R. Lasko in The Brass World 2/2–3 (1966) u. 3/1 (1967); Mitt. Bürgerkapelle Lana (2/2017).