Bearbeitungen für Streichensemble (2 bis 9 Stimmen): Das Hausorchester (ab 1900, 26 Bde.); Klavierauszüge von R. Wagners Bühnenwerken; Lieder, Klavier- und Orchesterwerke.
MGG 6 (2001); LdM 2000; Kürschner 1954; Leitmeritzer Ztg. 14.5.1898, 17; NFP 30.1.1902, 7; Illustrirtes Wr. Extrabl. 2.2.1902, 27; Prager Tagbl. 12.1.1905, 5; Musikalisch-literarischer Monatsbericht über neue Musikalien (Jänner 1909), 2f, (April 1914), 81; Curliste Karlsbad 7.8.1910, 11; Dt. Volksbl. 14.2.1911, 8. Taufbuch 1852–61 der Pfarre Heinersdorf an der Tafelfichte, fol. 139; Sterbematrik des Standesamts Reichenberg 1940, Bd. 3, Nr. 786.
Sein Bruder
Romeo Gustav Josef: * 8.3.1868 Heinersdorf an der Tafelfichte, † 10.7.1938 Unterach am Attersee/OÖ. Musikpädagoge, Chorleiter. 1882–88 studierte F. Trompete und Klavier am Prager Konservatorium, danach unterrichtete er Klavier zunächst in der MSch. seiner Tante 2. Grades M. Proksch, die 1876 die Leitung des Instituts von ihrem Vater Joseph übernommen hatte. Vermutlich nach ihrem Tod 1900 gründete R. F. eine eigene Klavierschule. Daneben war er als Chorleiter tätig, hauptsächlich im Rahmen kleinerer Vereinskonzerte (z. B. ab 1894 im Deutschen Kaufmännischen Verein in Prag; ab 1898 beim Sängerbund Holleschowitz-Bubna); ab 1900 war er Chorleiter in der privaten Gesangsschule von Adele Gerl-Benetti. 1910 erhielt F. eine Professur für Klavier am Prager Konservatorium, daneben engagierte er sich weiterhin in zahlreichen Vereinen: 1892 wurde er Obmann (1893 Ehrenmitglied) des Vereins Deutscher Bund Humor in Prag, 1899 übernahm er die Leitung der Prag-Bubnaer Radrennbahn und ab 1916 war er Obmann des Verschönerungsvereins in Unterach am Attersee in Oberösterreich. F. wurde 1920 zum ersten Direktor der neugegründeten Deutschen MAkad. Prag ernannt; 1926 wurde er Vorsitzender der Prager deutschen Musik-Staatsprüfungs-Kommission. Aus Gesundheitsgründen verließ F. 1927 die Akad., woraufhin zunächst provisorisch sein Neffe Fidelio F. die künstlerische sowie Leopold Kramer die administrative Leitung übernahmen. Danach übersiedelte F. nach Unterach am Attersee, wo er ab 1928 den MGV Unterach leitete. 1928 wurde er außerdem Vorsitzender der Prager Reger-Gesellschaft, der neben Fidelio F. u. a. auch L. Kramer, P. Nettl und Erich Steinhardt angehörten. Am 17.2.1900 hatte er die Tochter des Gemeindearztes Karl Angelis, Johanna Angelis, geheiratet.
Handbuch für den Klavierunterricht 1924.
LdM 2000; Prager Tagbl. 19.6.1892, 7, 7.1.1894, 4, 20.3.1898, 7, 11.1.1899, 26, 18.11.1899, 10, 16.2.1900, 5, 27.4.1904, 8, 29.6.1924, 8, 3.7.1927, 6, 2.11.1927, 3, 6.6.1928, 6; Montags-Revue aus Böhmen 9.1.1899, 11; Prager Abendbl. 22.10.1910, 2; [Linzer] Tages-Post 19.8.1916, 5, 12.7.1924, 4, 3.7.1928, 6, 4.1.1929, 6, 2.7.1930, 5; Neue Zs. f. Musik H. 1 (1924), 380; H. 5 (1926), 307; Linzer Volksbl. 11.7.1924, 3; Neues Wr. Journal 31.10.1930, 8f; Taufbuch 1861–68 der Pfarre Heinersdorf an der Tafelfichte, fol. 140; Sterbebuch-Duplikat 1938 der Pfarre Unterach am Attersee, RZ 9; www.deutsche-biographie.de (11/2020); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).
Fidelios Sohn
Fidelio (eig. Fidelis) F(riedrich, Fritz).: * 22.10.1891 Josefsthal, † 12.6.1968 Dresden/D. Komponist und Musikpädagoge. F. lebte seit 1894 in Ober-Maxdorf, besuchte die Schule in Gablonz (Jablonec nad Nisou/CZ) und bis 1908 das Lehrerseminar in Reichenberg. Er lernte Klavier, Orgel und Violine zunächst bei seinem Vater Fidelio sowie 1908 kurzzeitig bei F. Th. Moißl. 1908–11 absolvierte er ein Studium am Prager Konservatorium (Klavier bei seinem Onkel Romeo, Komposition bei V. Novák) und schrieb 1908 mit der Schauspielouvertüre sein erstes größeres Orchesterwerk. Noch als Student gewann er 1910 mit seinem Intermezzo B-Dur für Klavier den Brahmspreis des Wiener Tonkünstlervereins. Nach dem Studium unterrichtete er privat, leitete einen Chor und war auch als Pianist, Organist und Autor tätig. 1915 erhielt er einen Lehrauftrag für Komposition, Musiktheorie und Klavier am Prager Konservatorium und wurde 1920 an der neugegründeten Deutschen MAkad. Prag angestellt, wo er Musiktheorie und Komposition lehrte. Außerdem gab er zeitweise die Zeitschrift Der Auftakt heraus. Am 18.5.1918 heiratete er die Pianistin Annie F.-Spengler († 1980 [Ort?]), die häufig F.s Werke spielte; Sohn Hans Peter (* 12.5.1922 [Ort?]) fiel 1944 im Zweiten Weltkrieg. Auch Annies ältere Schwester, die Pianistin Hildegard (Hilde) Spengler-Knobloch, führte häufig Kompositionen von F. auf, etwa die Reiter-Burleske (UA) oder Fünf Klavierstücke im Wiener Verein für musikalische Privataufführungen. (Die Schwestern stammten aus Pilsen, studierten am Prager Konservatorium bei Romeo F. und erhielten jeweils 1914 ihr Diplom.) 1926 erhielt F. eine Professur an der Prager MAkad. und wurde 1927 zum Rektor ernannt (bis 1945). 1922–38 war er außerdem Staatlicher Inspektor des Musikschulwesens sowie 1924–39 Vorstand des Deutschen Musikpädagogischen Verbands in der Tschechoslowakischen Republik. F.s Wirken in den 1930er und 40er Jahren ist ambivalent zu sehen, zwar wurde ihm mehrheitlich eine liberale Gesinnung zugeschrieben, dennoch lassen sich opportunistische Tendenzen feststellen. Seit den 1930er Jahren wurde F. in der nationalsozialistischen Presse u. a. aufgrund seiner Kontakte zu linken und jüdischen Künstlern sowie Vertretern der tschechischen Avantgarde (z. B. Emil František Burian) angegriffen. Nachdem die Akad. 1940 zum Hochschulinstitut für Musik bei der Deutschen Karls-Universität in Prag umgewandelt worden war, stand er vor der Entlassung, blieb jedoch bis 1945 im Amt. Er stellte einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP, der jedoch 1942 erlosch. F. schrieb in der Zeit u. a. auch den Hymnus O Herzland Böhmen (1942, Text: Herbert Hiebsch, Prager Kulturamtsleiter der NSDAP), in welchem er laut seines Verlages N. Simrock „dem deutschen Gedanken Ausdruck“ verlieh. Seine Deutsche Kantate (1938/39) wurde zur Gründung der Deutschen Musikgesellschaft, einer Gleichschaltungsbehörde für musikalische Angelegenheiten, aufgeführt. 1945 wurde er seiner Ämter enthoben und enteignet. Nach einem Selbstmordversuch musste F. die Tschechoslowakei verlassen, ging nach Dresden und trat 1946 der SED bei. In Dresden war er bis 1951 als Rektor der Staatlichen Akad. für Musik und Theater tätig und leitete Meisterklassen für Komposition; 1951 erhielt er eine Professur für Tonsatz an der MHsch. Leipzig/D (bis 1958). Außerdem war F. Gründungsmitglied des Verbandes Deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler. Zu seinen Schülern gehörten u. a. Peter Brömse, Siegfried Köhler, Karl Michael Komma, Rainer Kunad, Siegfried Kurz, Heinrich Simbriger oder Siegfried Thiele. F.s kompositorisches Werk zeigt sich vor allem vom französischen Impressionismus, der Wiener Schule sowie der slawischen und deutschen Folklore inspiriert. Zu den bedeutendsten Werken gehören u. a. das 1. Streichquartett (1912–14, A. Schönberg gewidmet, UA 1922 in Donaueschingen/D), die Romantische Suite (1915/16), das Konzert für zwei Klaviere (1931) sowie seine Oper Die Jakobsfahrt (1936, UA unter George Széll). Seine Reiter-Burleske (1913) wurde mit weiteren Werken in A. Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen gespielt; im Prager Ableger des Vereins (ab 1922) wurde F. u. a. neben A. Zemlinsky und H. Jalowetz Vorstandsmitglied. An zwei Vereinsabenden (1923 und 1924) wurden die sechs Klavierstücke Marionetten-Musiken sowie sein Klaviertrio aufgeführt. F.s Nachlass befindet sich in der Stiftung Archive der Akad. der Künste der DDR in Berlin.
Brahmspreis des Wr. Tonkünstlervereins 1910; Chorpreis des Weltmusikbundes in Wien 1919; Tschechoslowakischer Staatspreis für Musik 1928 u. 1937; Nationalpreis der DDR 1956; Vaterländischer Verdienstorden in Bronze 1961; Ehrensenator der MHsch.n Dresden und Leipzig 1958.
Etwa 170 Kompositionen, darunter vier Opern, eine Tanzpantomime, Chorwerke, Konzerte, Kammermusik (u. a. fünf Streichquartette), Orchesterwerke (darunter acht Orchestersuiten), zahlreiche Lieder sowie Werke für Klavier und Orgel. Veröffentlicht u. a. bei Universal Edition, Edition Peters, Breitkopf und Härtel, Deutscher Verlag für Musik. – Vollständiges Werkverzeichnis bei D. Härtwig, Fidelio F. F. – Leben und Werk, 1968 (mschr.).
Zahlreiche Schriften zu Musik und Politik. – Verzeichnis bei P. Ranft, Findbuch des Nachlasses von Fidelio F. F. 1891–1968, Komponist, Musikpädagoge, Hochschullehrer, Rektor 1990 (mschr.).
MGG 6 (2001); NGroveD 8 (2001); F. K. Prieberg, Musik im NS-Staat 1982; T. Fuchs in Kongressbericht Ges. f. Musik Halle 1998, 2000; W. Hübner in Dresden und die avancierte Musik im 20. Jh. Teil II: 1933–1966, 2002; D. Härtwig in Sammelbände zur Musikgesch. der Deutschen Demokratischen Republik 1, 1969; E. K. Pohl in Zs. f. Musik H. 1 (1939); Beiträge von I. Vojtech u. W. Szmolyan in Arnold Schönberg Gedenkausstellung 1974 (1974); Kürschner 1954; Prager Tagbl. 22.2.1914, 7, 24.1.1915, 10, 25.3.1916, 8, 4.4.1916, 6, 28.11.1917, 5, 12.8.1922, 3, 11.2.1928, 8; Pilsner Tagbl. 11.7.1914, 3, 25.3.1915, 5; Signale für die musikalische Welt H. 30 (1922), 878; Radio Wien 1.5.1936, 42; Taufbuch 1885–1903 der Pfarre Josefsthal, fol. 119; https://de.wikipedia.org (11/2020).