Ferdinand II.,
Kaiser
* 9.7.1578 Graz,
† 15.2.1637 Wien (begr. Graz, Mausoleum).
Regent von Innerösterreich (ab 1596), König von Böhmen (1617) und Ungarn (1618), Österreichischer Regent und römisch-deutscher Kaiser (ab 1619).
Aufgewachsen am kunstsinnigen Grazer Hof, wurde er v. a. von seiner Mutter, Maria von Bayern, geprägt (sein Vater Karl starb bereits 1590), die für ihn auch die Regentschaft von 1590–96 führte. Auf sie geht F.s. intolerante Haltung gegenüber allem Nichtkatholischen und der große Einfluss der Jesuiten am Hof zurück (u. a. studierte F. an der Jesuitenuniv. in Ingolstadt/D). Dieser strikten religiösen Haltung wurde auch die Musik weitgehend untergeordnet: Demnach ist das Vordringen des stile nuovo unter F. nicht nur auf eine persönliche Neigung bzw. einen allgemeinen Stilwandel zurückzuführen (wichtig in diesem Zusammenhang F.s Italienreise 1598), sondern auch auf das Bewusstsein, dass Italien nicht von der „Pest der Reformation“ befallen sei, und Italiener zuverlässige Katholiken wären. F.s Hofmusikkapelle umfasste 1596 bei ihrer Gründung 21 Personen, war stark nach Venedig orientiert, als modern zu bezeichnen und wuchs bis zur Übersiedlung nach Wien 1619 (das in der Folge Reichshaupt- und Residenzstadt blieb) auf 53 Personen an – ab diesem Zeitpunkt jedoch zunehmend konservativ werdend (Saunders); die geänderte Gewichtung zwischen Vokalisten und Instrumentalisten ist auf die neuen Anforderungen zurückzuführen (die kaiserliche, noch franko-flämisch geprägte HMK von Kaiser Matthias war nach dessen Tod 1619 aufgelöst worden). Zu den prägenden Kräften sind neben den beiden Hofkapellmeistern G. Priuli und Giov. Valentini auch P. Verdina und A. Bontempo zu zählen. Schon in der Grazer Zeit waren F. zahlreiche Werke gewidmet worden: u. a. Orazio Vecchis Convito musicale (Venedig 1597 bzw. Antwerpen 1598), Lodovico Grossi da Viadanas Sinfonie musicali a otto voci (Venedig 1601) oder G. B. Bonomettis
Parnassus Musicus Ferdinandeus (Venedig 1615). In erster Ehe mit einer bayerischen Prinzessin verheiratet, Maria Anna (1574–1616) – sie ist die Mutter der musikalischen Erzhzg.e Ferdinand (III.) und Leopold Wilhelm, ehelichte F. 1622 Eleonora Gonzaga (I.), eine Heirat, die für die musikalische Entwicklung des Kaiserhofes und der Oper in den habsburgischen Ländern von großer Bedeutung war. F. soll ein geübter Sänger gewesen sein und täglich in der „retirada“ Kammermusik gewünscht haben.
Literatur
St. Saunders, Cross, Sword and Lyre 1995; MGÖ 1 (1995); Th. Antonicek in Anzeiger der phil.-hist. Klasse der ÖAW 1967, 1968; B. Hamann, Die Habsburger 31988; Federhofer 1967; E. Th. Hilscher, Mit Leier und Schwert 2000; [Kat.] Musica Imperialis 1998; Czeike 2 (1993); Köchel 1869.
St. Saunders, Cross, Sword and Lyre 1995; MGÖ 1 (1995); Th. Antonicek in Anzeiger der phil.-hist. Klasse der ÖAW 1967, 1968; B. Hamann, Die Habsburger 31988; Federhofer 1967; E. Th. Hilscher, Mit Leier und Schwert 2000; [Kat.] Musica Imperialis 1998; Czeike 2 (1993); Köchel 1869.
Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher,
Art. „Ferdinand II., Kaiser“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
18.2.2002, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x000209f8
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