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Eszterháza (Esterház, Estoras)
Rokokoschloss südlich des Neusiedlersees (Ungarn); von Fürst Nikolaus I. Esterházy (dem „Prachtliebenden“) an der Stelle eines Jagdschlösschens ab ca. 1765 als Sommerresidenz erbaut; wird gerne als das „ungarische Versailles“ bezeichnet. E. war etwa 1772–90 Zentrum der sprichwörtlichen Esterházyschen Prachtentfaltung und höfischen Repräsentation sowie ein Hauptwirkungsort des Hofkapellmeisters J. Haydn. Im französischen Garten des Schlosses, für den eine ausgedehnte Sumpffläche trockengelegt werden musste, befanden sich u. a. ein freistehendes Opernhaus mit barocker Kulissenbühne und Zuschauerraum für ca. 400 Besucher (eröffnet 1768 mit Haydns Lo speziale) und eine Marionettenbühne in Form einer Grotte (eröffnet 1773 mit Haydns Philemon und Baucis anlässlich des Besuches Maria Theresias; ihr Ausspruch: „Wenn ich eine gute Oper hören will, gehe ich nach Esterház“ bezieht sich wohl auf dieses Ereignis). Für das Opernhaus, das am 18.11.1779 vollständig abbrannte, binnen eines Jahres neu aufgebaut und am 15.2.1781 mit Haydns La fedeltà premiata wiedereröffnet wurde, schrieb Haydn 10 seiner italienischen Opern. 1776–90 wurde nicht nur zu den großen Anlässen eine Oper gegeben, sondern allgemein breites italienisches Repertoire gespielt: In diesen Jahren leitete Haydn die Einstudierung und Aufführungen von 88 verschiedenen zeitgenössischen Bühnenstücken in ca. 1200 Aufführungen. Allein 1786 gab es z. B. 7 Premieren, eine Wiederaufnahme und 9 aus dem Vorjahr weitergespielte Opern in 125 Aufführungen. Während für die italienische Oper ein ständiges Sängerensemble engagiert war, lagen die Produktionen deutscher Schau- und Singspiele in den Händen saisonal verpflichteter Theatertruppen wie etwa der Pressburger Theatergesellschaft von Carl Wahr. (Diese Kontakte bildeten nur einen kleinen Ausschnitt der kulturellen Wechselbeziehungen zwischen E. und Pressburg.) Gegen Ende seiner Esterházyschen Dienstzeit klagte Haydn über die Ödnis und Einsamkeit auf E. (Briefe an M. v. Genzinger, 1789/90).
Literatur
Beschreibung des Hochfürstlichen Schlosses Esterháß im Königreiche Ungarn 1784; D. Bartha/L. Somfai, Haydn als Opernkapellmeister. Die Haydn-Dokumente der Esterházy-Opernsammlung 1959; J. Harich in HaydnJb 1 (1962); M. Horányi, Das Esterházysche Feenreich. Beitrag zur ungarischen Theatergeschichte des 18. Jh.s 1959; H. C. Robbins Landon, Haydn 2 (1978).

Autor*innen
Gerhard J. Winkler
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Gerhard J. Winkler, Art. „Eszterháza (Esterház, Estoras)“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00020898
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x00020898
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