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Drescher, Drescher, Karl Wilhelm: Familie
Karl Wilhelm: * 1850-12-1212.12.1850 Wien, † 1925-12-088.12.1925 Wien. Kapellmeister und Wienerliedkomponist. Entstammte der am 23.11.1852 geschlossenen Ehe zwischen dem Malermeister Johann Wilhelm D. und seiner Frau Anna, geb. Beringer. Absolvierte die Volks- und Unterrealschule zu St. Anna (Wien I). Als Kind fünf Jahre lang Chorknabe an der Hofoper, dann Chorist am Wiener Kärntnertortheater. Parallel dazu ab 1861 Gesangsausbildung am Konservatorium der GdM bei L. Weiss, ab 1863 auch Violine, zunächst bei C. Heißler, 1868/69–70 bei J. Hellmesberger sen. Bereits mit 16 Jahren war D. Primgeiger bei Ph. Fahrbach sen., ab 1868 bei den Brüdern Strauss. 1869 folgte der Militärdienst beim IR Nr. 54, wo D. als Primgeiger und Harfenist eingesetzt wurde. 1872 erneutes Engagement bei E. Strauss, danach bei der Salonkapelle von C. Margold. Anlässlich der Eröffnung der Komischen Oper (Ring-Theater) am 17.1.1874 spielte er Viola oder Violine unter H. Proch. Zehn Tage später heiratete er in St. Karl Maria Anna Kagerer. Ab September desselben Jahres leitete D. seine eigene Kapelle (Capelle Amusement) in der Tradition der Strauss-Kapelle und erreichte eine große Popularität („König der Wiener Salonkapellen“); Regelmäßige Auftritte in zahlreichen Wiener Etablissements, u. a. seit dessen Gründung 1895 in Venedig in Wien. Gastspiele in London, Baden-Baden/D und Berlin folgten. 1920 zog sich D. ins Privatleben zurück, ein letztes Mal dirigierte er noch am 23.5.1925 im Rahmen des 40-jährigen-Fiakerlied-Jubiläums im Weigl’schen Dreherpark (Wien XII).
Gedenkstätten
Ehrenhalber gewidmetes Grab der Stadt Wien am Zentralfriedhof (s. Abb.); Gedenktafel am Wohnhaus Heumühlgasse 9/Schönbrunnerstraße 2 (Wien IV, gestiftet 1926 von der Gesellschaft zur Hebung und Förderung des Wiener Volkskunst); K.-D.-Gasse (Wien XI).
Ehrungen
Bürger von Wien 1895; Salvatormedaille 1900; Coburg-Gotha’sche Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Werke
Wienerlieder, Märsche, Tänze, Salonmusik (Vindobona, gute Mutter, I bin a alter Spleni = Deutschmeisterlied; Sieveringer-Marsch, Linzer-Buam-Marsch).
Literatur
S. Schedtler in bockkeller 3 (Mai 2011); E. Merkt, Unser D. in Wort und Bild 1900; Lang 1986; Czeike 2 (1993); ÖBL 1 (1957); Kosel 1902; F-A 1936; Eisenberg 1893; ÖL 1996; Reichspost 25.5.1925, 3 u. 10.12.1925, 4; Wiener Bilder 31.12.1899, 7; Taufbuch St. Josef zu Margareten (Wien V) 1850, fol. 184; Trauungsbuch St. Karl Borromäus (Wien IV) 1869–74, fol. 228; http://de.wikipedia.org (7/2015); eigene Recherchen (u. a. Jahresberichte des Konservatoriums der GdM).


Seine Söhne

Robert Franz: * 16.5.1875 Wien, † 30.12.1940 Wien. Kapellmeister. Im Alter von 10 Jahren Sängerknabe an der Hofoper. 1886–92 musikalische Ausbildung als Stiftling am Konservatorium der GdM (Harfe bei A. Zamara, Klavier). Während seines Militärdienstes Harfenist bei verschiedenen Regimentskapellen. C. M. Ziehrer bestätigte 1895 nach einer „musikalischen Prüfung“ dessen Fähigkeiten als Dirigent, Arrangeur, Komponist und Instrumentalist (er beherrschte mehrere Instrumente, darunter auch die Violine). Im selben Jahr Harfenist in der Kapelle von E. Strauss, mit dem er auf Tournee ging, danach in der Kapelle seines Vaters tätig, z. T. auch als dessen Stellvertreter Dirigent der Kapelle. Ende der 1890er Jahre Pianist im Quartett Bachrich (neben A. Bachrich, R. Hügel und Victor Wagner). Gründete Ende November 1898 seine eigene Kapelle, mit der er in verschiedenen Wiener Etablissements auftrat (Hotel Bristol, Kaiser-Wilhelm-Café, Schwarzenberg-Kasino). 1909 ging er nach Manchester/GB, wo er zunächst konzertierte und danach das Gaiety Theatre leitete. Ab 1914 Kriegsdienstleistung in der k. k. Armee. 1925 Leiter von D.s Monstre-Jazz, 1926 von Manchester-Jazz, mit denen er im Flottenkino (Wien VI) auftrat. 1931 leitete er eine Alt-Wiener Kapelle, die u. a. auch während des Wettbewerbes um das Goldene Band im Dezember im Apollotheater konzertierte. Danach verlegte D. seinen Schwerpunkt nach Asien, spielte mit seinem Orchester drei Jahre in Kalkutta/IND, später in Singapur und Malaysia. 1938 Rückkehr nach Wien, wo er erneut als Kapellmeister tätig war.


Werke
Klaviermusik; Lieder.
Literatur
S. Schedtler in bockkeller 3 (Mai 2011); Wiener Bilder 31.12.1899, 6f; Die Bühne 31.12.1925, 5; Wr. Allg. Ztg. 15.12.1931, 4; K. Nowakowski in Ch. Glanz/M. Permoser (Hg), Anklaenge 2011/12 (2012), 53f; Grazer Tagblatt 3.2.1899, 10; Die Stunde 2.2.1926, 2; Der österr. Musiker 12 (1935), 204; Illustrierte Kronen-Zeitung 5.11.1938, 8; hs. Zeugnis von C. M. Ziehrer vom 3.4.1895 (original und in Abschriften, Wienbibliothek); www.escholar.manchester.ac.uk (6/2015); Taufbuch St. Josef zu Margareten (Wien V) 1875, fol. 106; WStLA (Meldearchiv); eigene Recherchen.


Otto Hermann: * 9.9.1880 Wien, † nach 1925 (Ort?/USA?). Harfenist, Kapellmeister. Seine Mutter war Amalia Carolina Anton, gesch. Prochazka (* 5.12.1853 Wien, † 4.8.1940 Wien). Studierte 1897–1901 Harfe bei A. Zamara am Konservatorium der GdM. Vermutlich ab April 1901 Harfenist im 3. Kaiserjäger-Regiment. War ebenfalls als Kapellmeister tätig, dirigierte 1902/03 die Kapelle seines Vaters im Hotel Continental und wanderte gemeinsam mit seiner Frau Johanna und seinen beiden Kindern 1925 nach Amerika aus.


Werke
Lieder.
Literatur
S. Schedtler in bockkeller 3 (Mai 2011); Mitt. WStLA (Meldearchiv); Taufbuch Pfarre St. Josef zu Margareten (Wien V) 1880, fol. 188; Taufbuch Pfarre St. Ulrich (Wien VII) 1853–54, fol. 181 [Amalia Anton]; eigene Recherchen.


Sein Bruder

Raimund: * 8.3.1852 Wien, † 31.1.1899 Budapest?. Hornist. Musikalische Ausbildung am Konservatorium der GdM (1863–65 Gesang, 1865–72 Horn bei Wi. Kleinecke). War später Prof. am Budapester Konservatorium und 24 Jahre lang Mitglied der Budapester Oper.


Literatur
Oesterr. Musiker-Zeitung 7/4 (1899), 28; Taufbuch St. Josef zu Margareten (Wien V) 1852, fol. 43; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM).


Ein weiterer Bruder, Karl Otto (* 10.12.1865 Wien, † ?), war Mitglied in der Kapelle seines Bruders Karl Wilhelm. Dessen Sohn Karl Otto jun. ist 1912 als Dirigent eines Balles in Bukarest belegbar.


Literatur
Österr. Illustrierte Ztg. 10.3.1912, 5 [Karl Otto jun.]; Geburts- und Taufmatrik der Evang. Pfarrgemeinde A.B. Wien-Innere Stadt 1865, 420 [Karl Otto].

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
30.1.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Drescher, Familie“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.1.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cc07
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Karl Wilhelm Drescher (Wr. Volkskunst-Almanach 1926, 66)
Kapelle Drescher (Wr. Volkskunst-Almanach 1926, 95)
© Privatarchiv Monika Kornberger
© Privatarchiv Monika Kornberger
Ehrenhalber gewidmetes Grab am Wiener Zentralfriedhof (Wien XI)© 2021 Monika Kornberger
© 2021 Monika Kornberger
HÖRBEISPIELE

Linzer-Buam, Marsch
© 1992 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

DOI
10.1553/0x0001cc07
GND
Drescher, Karl Wilhelm: 133348474
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Drescher, Robert: 1076418929
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Drescher, Otto: 1076419232
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Drescher, Raimund: 1076419445
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
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