D. war im 1. Jahrtausend v. Chr. von illyrischen Stämmen besiedelt. Von einem dieser Stämme, den Delmaten, leitet sich auch der Name dieses Landstrichs ab.Als Ostrom im 9. und 10. Jh. versuchte, seine Position an der Adria auszubauen, musste es sich mit der Oberhoheit über die eine Sonderstellung anstrebenden Stadtrepubliken begnügen. Im Rahmen der großräumigen Machtkonstellation ist auch die konfessionelle Entwicklung in ihrer Spannung zwischen lateinischem und orthodoxem Christentum zu sehen. Die Missionierung der dalmatinischen Kroaten erfolgte einerseits sowohl von den der provinzialromanischen Bevölkerung verbliebenen Bischofssitzen als auch von dem unter fränkischem Einfluss stehenden Patriarchat von Aquileia/I aus, andererseits durch die mit den Namen von Kyrill und Method verbundene byzantinische Slawenmission, die – im Gegensatz zu Rom – die Verwendung der Volkssprache im Gottesdienst und bei der Verkündigung propagierte, deshalb die liturgischen Bücher auch in einer den Slawen verständlichen Sprache (unter Verwendung glagolitischer Schriftzeichen) unter das Volk brachte.Als Ostrom im 9. und 10. Jh. versuchte, seine Position an der Adria auszubauen, musste es sich mit der Oberhoheit über die eine Sonderstellung anstrebenden Stadtrepubliken begnügen. Im Rahmen der großräumigen Machtkonstellation ist auch die konfessionelle Entwicklung in ihrer Spannung zwischen lateinischem und orthodoxem Christentum zu sehen. Die Missionierung der dalmatinischen Kroaten erfolgte einerseits sowohl von den der provinzialromanischen Bevölkerung verbliebenen Bischofssitzen als auch von dem unter fränkischem Einfluss stehenden Patriarchat von Aquileia aus, andererseits durch die mit den Namen von Kyrill und Method verbundene byzantinische Slawenmission, die – im Gegensatz zu Rom – die Verwendung der Volkssprache im Gottesdienst und bei der Verkündigung propagierte, deshalb die liturgischen Bücher auch in einer den Slawen verständlichen Sprache (unter Verwendung glagolitischer Schriftzeichen) unter das Volk brachte.
Mit dem Vorstoß der Osmanen auf der Balkanhalbinsel änderten sich auch die Verhältnisse in D. grundlegend. Zuerst mussten die Ungarn eine Position nach der anderen räumen, was zuerst den Venezianern zum Vorteil gereichte, sie schließlich aber in direkte Konfrontation mit den Osmanen brachte und dazu führte, dass diese ab dem 15. Jh. große Teile D.s bis an die Küste hin kontrollierten. Allerdings übten auch sie eine indirekte Herrschaft aus, die in die inneren Belange relativ wenig eingriff. Als Beispiel möge die Sonderstellung der „Republik Ragusa“ (Dubrovnik/HR) gelten, das sich während der Türkenzeit durch Tributzahlungen weitgehende Handelsrechte im gesamten Osmanischen Reich sicherte und nach 1683 eine immer unabhängigere Stellung im Adriaraum gewann. Erst in der Periode des Niedergangs der osmanischen Macht, nach den Friedensschlüssen von Karlowitz 1699 und Passarowitz 1718, gelangte Venedig wieder in den Besitz ganz D.s (mit der Ausnahme von Ragusa, dessen Autonomie erst die napoleonischen Truppen beendeten), und behielt dieses bis 1797.
Nach der Absetzung des letzten Dogen durch französische Truppen geriet Venedig mitsamt seinen festländischen Besitzungen, darunter auch D., 1797 im Frieden von Campo Formio an Habsburg. 1805 musste D. an das von Napoleons Gnaden neuerrichtete „Königreich Italien“ abgetreten werden, im Frieden von Schönbrunn 1809 wurde es (gemeinsam mit anderen habsburgischen Ländern) als „Illyrische Provinzen“ direkt an Frankreich angegliedert, beim Wiener Kongress 1815 kam es erneut zum Kaisertum Österreich, wo es 1816 mit Ragusa und Cattaro (Kotor/MNE) zu einer Provinz vereinigt und in den Rang eines Königreiches erhoben wurde. In der Praxis war und blieb D. bis 1918 ein Teil der „diesseitigen Länder“.
Am Ende des Ersten Weltkrieges blieb der Status D.s, auf das sowohl der neuentstandene SHS-Staat als auch Italien Anspruch erhoben, vorerst ungeklärt. Im Frieden von Rapallo 1920 fielen Zara (Zadar/HR) und einige Inseln an Italien, während das restliche D. zu Jugoslawien kam. Nach 1941 war D. zum Großteil von Italien besetzt. Die Kämpfe rivalisierender Widerstandsgruppen überlagerten sich mit lange schwelenden nationalen Konflikten zu einem Kampf aller gegen alle, ein Faktum, das im kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung bis heute erhalten blieb. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam der größte Teil D.s zu Kroatien, ein kleiner Küstenstreifen fiel an Bosnien-Herzegowina, während der Süden von der Boka Kotorska bis zur albanischen Grenze Montenegro zugeschlagen wurde.
(II) Antike (illyrische, griechische, römische) archäologische Befunde mit musikalischer Thematik sind äußerst selten (z. B. die Darstellung von Sylvanus aus dem 4. Jh. mit Panflöte). Mit dem Prozess der Christianisierung der Kroaten (7.–8. Jh.) näherte sich die Musikkultur der höheren Stände Modellen der westlichen Kirche und Gesellschaft. Von der Mitte des 9. Jh.s an, spielen die entscheidende Rolle zuerst die Benediktiner, und vom 13. Jh. an die Franziskaner und Dominikaner. Mittelalterliche Skriptorien, wo neumierte Codices geschrieben wurden, existierten in Städten wie Zadar, Split, Osor, Trogir, Dubrovnik und Kotor. Das erhaltene gregorianische Repertoire (Choral, gregorianischer) besteht heutzutage aus etwa 100 Codices oder deren Fragmente vom 11.–15. Jh. (z. B. Evangelistarium aus Osor, Split, Trogir, Evangelistarium von Vekenega, Liber sequentiarum usw.), in Neumen oder Choralnotation (Notation) des westlichen Typus geschrieben (mit regionalen Varianten wie z. B. die dalmatinische runde Beneventana), heute aufbewahrt in den Bibliotheken in Kroatien, Italien, England, Ungarn usw. Eine spezifische west-liturgische und paraliturgische, zur gregorianischen Praxis parallele Tradition ist diejenige des glagolitischen Gesangs in altkirchenslawischer Sprache kroatischer Redaktion, verbreitet vom 10. Jh. an auf einem breiten Streifen der Küste von Istrien bis Süddalmatien (einschließlich einiger Inseln). Dieses Repertoire ist teilweise in mündlicher Überlieferung bis heute erhalten geblieben. Unter den bedeutenden Gelehrten, die mit Musik verbunden waren, sind der Philosoph und Gelehrte Hermanus Dalmata (einige Fragmente über Musik in De essentiis, 1143) und der fränkische Latinist Adam quidam Parisiensis (um die Mitte des 11. Jh.s in Split, möglicherweise auch als Musiker tätig) zu erwähnen. An ikonographischen Quellen gibt es romanische Skulpturen des 11.–12. Jh.s (Split, Trogir u. a.), gotische Denkmäler des 14.–15. Jh.s (Korčula, Šibenik, Split) und Miniaturen in lateinischen Codices des 11.–15. Jh.s (Zadar, Split, Rab), wo das Instrumentarium des westlichen Typus dargestellt ist (z. B. Horn, Trompete, Bussina, Flöte, Schalmei, Portativ, Orgel, Viella, Rebab, Viola da Gamba, Psalterium, Harfe usw.) und von Einflüssen aus Italien, Österreich und Deutschland zeugen. Die erste Orgel ist in Zadar dokumentiert (1392), dann auch in Split (1412) und Šibenik (1440). In Zadar ist auch säkulare Mehrstimmigkeit (die französische und provenzalische Chanson des 14. Jh.s) erhalten.
In Dubrovnik pflegten die Benediktiner seit dem 8. Jh. die sakrale Musik. Die früheste Deutung des öffentlichen Musizierens ist das Singen der Lauden im Jahr 1000 zur Ehre des venezianischen Dogen. Die Lauden wurden immer in direkter politischer Funktion des kleinen Dubrovniker Staates bis zum Anfang des 19. Jh.s und der Aufhebung des Staates gesungen: z. B. beim Besuch des byzantinischen Kaisers (1192), bei der Inthronisation des Fürsten (ab 1272), zur Ehre der ungaro-kroatischen Könige (ab 1358). Aufgrund der Überlieferung hat sich die fürstliche Kapelle 1301–1808 kontinuierlich von einem kleinen mittelalterlichen Ensemble bis zum Orchester des 18. Jh.s entwickelt, immer mit internationaler Besetzung. Im 14./15. Jh. besaßen bereits 5 Kirchen in Dubrovnik eine Orgel (die älteste ab 1384). Die ersten genaueren Nachrichten über die Musikkultur in Dubrovnik sind bei Filip de Diversis 1440 in Venedig erwähnt (Situm aedificiorum ... descriptio).
Im 16. Jh. war Dubrovnik die Stadt mit der entwickeltsten Musikkultur in D. In der Stadt wirkten die Musiker Secundo Brugnoli (nach 1528–?), Gavro Temparičić/Gabriel Tamparizza (vor 1526–?), Benedikt Babić/Baba (?–1591), Emanuel Zlatarić (?–1570), Antun Tudrović (?–1570), Nikola Gaudencije/Gaudentius (1564–1601) als Organisten, Sänger, Komponisten, Theoretiker, Orgelbauer und Musiklehrer. Leider ist von ihrer Musikproduktion wegen der Zerstörung durch ein katastrophales Erdbeben und das folgende Feuer (1667) nichts erhalten geblieben. Unter den erwähnten Musikern hat G. Temparičić/G. Tamparizza am Ende des 16. Jh.s in Wien am Hof des späteren Kaisers Matthias I., als „cesareae musices Vienae moderator“ gewirkt. 1554 beginnt der französische Komponist Lambert Courtoys d. Ä. (?–nach 1583) seine Tätigkeit in Dubrovnik. Er gründete mit seinem Sohn Henrik (?–nach 1629) und Enkel Lambert d. J. (?–1664?) eine Musiker-Dynastie, die bis 1664 die einzigen erhaltenen Kompositionen (Madrigale) von Musik aus Dubrovnik vor dem Erdbeben hinterlassen hat. Mit Musik befasste sich intensiv auch Marin Držić/Marino Darxa (1508–67?), der größte kroatische und Dubrovniker Komödienschreiber der Renaissance. Musiktheoretische Schriften über Musik hinterließen auch der Philosoph und Staatsmann Nikola Vitov Gučetić/Niccolò Vito di Gozze (1549–1610) in den 1581–91 in Venedig gedruckten Werken (über Musikgeschichte und Musikunterricht in Dubrovnik) sowie der Poet und Humanist Miho/Michele Monaldi (1540–92) im Werk Irene, ovvero della bellezza (gedruckt posthum 1599 in Venedig; die erste vollständige kroatische Musikästhetik). Eine zeitgenössische vollständige Beschreibung der Musik im Dubrovnik der Spätrenaissance hat der italienische Dominikaner Serafino Razzi in La storia di Raugia (Lucca 1595) verfasst.
Die Musik des 17. und 18. Jh.s in den dalmatinischen Städten Split, Zadar, Trogir, Hvar, Korčula i dr. und in der Republik Dubrovnik spielte, wie kirchliche und weltliche Musiksammlungen beweisen, in der Kirche, in privaten Häusern als Zeitvertreib und im Unterricht, bei Bühnenwerken und wichtigen politischen Ereignissen und Festen eine wichtige Rolle. Musikunterricht ist im Rahmen der kirchlichen Institutionen, privat und seit Ende des 18. Jh.s auch in städtischen Schulen organisiert. Aufgrund der Quellen folgt man Wandlungen vom barocken bis zum klassizistischen Stil sowie in der Besetzung und sozialen Rolle der Musik.
Unter den Komponisten steht ein Magister musices Ivan Lukačić/Joannes Lucacich (ca. 1585–1648) aus Šibenik, Franziskaner aus Split, im Vordergrund. Seine einzige Sammlung Sacrae cantiones (Venedig: Gardano 1620) enthält 27 Motetten (1–5 voc.) – gelungene Beispiele frühbarocker Monodie mit dramatischen Elementen (z. B. in Domine, puer meus), komponiert mit Hilfe des Gegensatzes von Monodie und Homophonie (Canite et psallite, Quam pulchra es). In Dubrovnik hat sich am Anfang des 18. Jh.s die Fürstenkapelle (Cappella del Principe) aufgeteilt (Banda di Principe und Cappella di duomo) und um die Mitte des Jh.s wirken die Musiker der beiden Ensembles mit Amateuren zusammen in der Orchestra rettorale. Im 17. Jh. wurden in Dubrovnik lokale Übersetzungen früher italienischer Opernlibretti aufgeführt, so z. B. Ottavio Rinuccinis Euridice, Ariadne und Atalanta. Obwohl die Musik nicht erhalten ist, vermutet man, dass sie der Übersetzung und dem Milieu angepasst war. Musiknummern wurden auch in mythologische Spiele, Mascherate und andere Bühnenformen eingefügt. Im 18. Jh. haben in D. und Dubrovnik italienische Operntruppen gastiert; ein Teil des italienischen Opernrepertoires des 18. Jh.s (Arien, Libretti) ist in den Sammlungen erhalten geblieben. Den vornehmsten Platz als Komponist nimmt Luka Sorkočević/Luca Sorgo (1734–89) ein; geschult in Dubrovnik und Rom, bekleidete er ab 1752 verschiedene Verwaltungsstellen im Dienst der Republik und 1781–82 war er Gesandter am Hof in Wien. Die Autographe seiner 8 dreisätzigen Symphonien – frühklassizistische, melodisch erfindungsreiche Werke, die ersten dieser Gattung in der kroatischen Musikgeschichte – sowie eine Reihe kleinerer Gattungen (2 Ouvertüren, Lieder, die kroatische Übersetzung des Psalms Super flumina Babilonis u. a., alle 1754–70 geschaffen) sind im Franziskanerkloster in Dubrovnik aufbewahrt. Seine Werke sind die ersten erhaltenen Musikhandschriften eines einheimischen Komponisten in Dubrovnik. Auch andere Mitglieder seiner Familie waren als Komponisten aktiv; darunter 2 Frauen – Elena Pucić-Sorkočević und Marina Sorkočević – und insbesondere sein Sohn Antun (1775–1841), der neben seiner diplomatischen, literarischen und geschichtlichen Tätigkeit mindestens 2 Symphonien und Kammermusik (Sonaten, Quartett, Lieder usw.) komponierte. Zur selben Zeit wirkten einheimische und italienische Komponisten, wie Marino Santoro (1754–1823), der maestro di cappella in der Franziskanerkirche Aloysius Anderlini, Angelo Bonifazij, der Violinspieler und Komponist Angelo Maria Frezza, Tommaso Resti (ca. 1770–1830; der fruchtbarste von allen, aktiv auch in Split), Giorgio Kraglich (1784–1850) u. a. in Dubrovnik. Ein Vertreter der bürgerlichen Musikkultur war Giuseppe Zabolio (ca. 1795–ca. 1850), maestro di cappella im Dom, Autor mehrerer Bearbeitungen populärer Arien aus Opern von Vincenzo Bellini, G. Donizetti und G. Rossini für die Banda cittadina (Bläserensemble).
Im Laufe des 18. Jh.s drang die Musik zunehmend in die bürgerlichen und adeligen Häuser, worauf die erhaltenen kirchlichen und weltlichen Sammlungen hinweisen. Man komponierte, kopierte oder kaufte Musikwerke, man baute und beschaffte Musikinstrumente, besonders die Orgel. Auf dem Gebiet des Orgelbaus gilt Petar Nakić (Nacchini, 1694–ca. 1769) als Spitzenmeister. In Venedig geschult und der venezianisch-dalmatinischen Tradition folgend, hat er eine spezifische Orgelmechanik und neue Mensuren entwickelt und sich mit etwa 350 Werken in Italien und D. Ruhm erworben. In Kroatien sind noch immer von ihm Orgeln in Brač, Rab und Šibenik erhalten geblieben. Seine Tradition wurde von seinen Schülern Francesco Dazzi (1712–94) und Gaetano Callido (1727–1813) fortgeführt.
Kirchenmusikalische Posten in D. wurden sowohl von Italienern (z. B. in Split von Carlo Antonio Nagli, ca. 1680–1756, Benedetto Pellizzari, ?–1789) als auch einheimischen Musikern (Damian Nembri [1584–nach 1641], Inocencije Jerković [Anfang des 17. Jh.s], Josip/Giuseppe Raffaelli in Hvar [1767–1843]) eingenommen. Einen bedeutsamen Ruf besaß der Arzt Julije Bajamonti (1744–1800), ein Polyhistor und Wissenschaftler im Sinne der Aufklärung mit vielseitigen Interessen und mannigfaltigem Œuvre, das von medizinischen und naturwissenschaftlichen Abhandlungen über Sammlungen der Volkstradition, literarische Versuche bis zu zahlreichen Kompositionen (etwa 150 Werke: das erste Oratorium La traslazione di S. Doimo, dreistimmiges Requiem, Orchesterwerke und Kammermusik, Lieder – davon einige in Pastoralstimmung) reicht. In Split wurde auch der bedeutende Musikaliensammler N. Algarotti (Udina) aus Krk geschult.
Die italienischen Einflüsse in D. sind auch im 19. Jh. sichtbar, obwohl das Musikleben zu dieser Zeit eine Krise erlebt. Das bescheidenere Musikleben wurde mit der Eröffnung der Theater in Dubrovnik (1864) und Split (1893) belebt, mit Gastspielen italienischer und nordkroatischer Truppen und Solisten sowie dem zeitweiligen Auftreten der Stadt- und Militärmusik. Man gründet Musikvereine, Kammerensembles und Orchester. Neben einheimischen Musikern (Antonio Visetti [Mitte des 19. Jh.s], Domenico Barocci [1805–?], Nikola Strmić [1839–96] u. a.) sind auch Italiener aktiv (z. B. Jakov Tomadini [2. Hälfte des 19. Jh.s]); durch öffentliche Wettbewerbe kommen die Musiker aus Böhmen (J. Hajek, Ćiril Metod Hrazdira [1868–1926]), Slowenien (Franjo Serafin Vilhar [1852–1928]) und Nordkroatien (N. Faller, Vjekoslav Rosenberg-Ružić [1870–1926]) nach D., sodass auch direkte Einflüsse aus dem Norden in die Musik D.s eindringen.
Das 20. Jh. bedeutet für D. ein Mosaik von Erscheinungen mit kontroversen Entwicklungstendenzen. Einige stammen noch aus dem 19. Jh.: das Kroatische Nationaltheater in Split wirkt durch das ganze 20. Jh. weiter. In der ersten Hälfte des Jh.s ist die Philharmonische Gesellschaft in Zadar weiter aktiv (1858–1943), und ähnliche Gesellschaften werden auch in Split (1919–25), Šibenik (1922) und Dubrovnik (1925) gegründet. In der zweiten Hälfte, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, wurden Stadtorchester (in Zadar 1945, Dubrovnik 1946) und Sommerfestivals mit kunstmusikalischer Ausrichtung (Dubrovniker Sommerfestspiele 1950; Spliter Sommer 1954; Musikalische Abende in St. Donat, Zadar 1961; Festival des Kindes, Šibenik 1961) gegründet. Auch die populäre Musik bekommt zu dieser Zeit eigene Festivals (Festival der populären Musik, Split 1960; Festival der dalmatinischen „Klapa“, Omiš 1967; Musikabende in Osor 1977). Eine wichtige Rolle spielen die zahlreichen Gesangvereine, spezifisch dalmatinische vokale Kammerensembles (sog. „Klapa”) und die MSch.n in den meisten dalmatinischen Städten. Die erste professionelle Agentur Koncertni ured wurde 1946 in Split gegründet.
Nach einer gewissen Stagnation im 19. Jh. wird D. im 20. Jh., neben der kroatischen Hauptstadt Agram, diejenige Region, aus der die talentiertesten kroatischen Komponisten stammen: B. Bersa, Slavomir Grančarić (1878 Zadar – 1941 Zagreb), Josip Hatze (Split, 1879–1959), Krsto Odak (1888 Siverić – 1965 Zagreb), Ivo Parać (Split, 1890 – 1954), Krešimir Baranović (1894 Šibenik – 1975 Beograd), Jakov Gotovac (1895 Split – 1982 Zagreb), Ivo Tijardović (1895 Split – 1976 Zagreb), Ivan Brkanović (1906 Škaljari/Boka Kotorska – 1987 Zagreb), Ruben Radica (1931 Split – 2021 Zagreb), Igor Kuljerić (1938 Šibenik – 2006 Zagreb), Silvio Foretić (* 1940 Split), Frano Parać (*1948 Split). Aus D. stammen Musikwissenschaftler (Josip Andreis [1909 Split – 1982 Zagreb] und Lovro Županović [1925 Šibenik – 2004 Zagreb]), Interpreten (die Familie Dešpalj: der Dirigent Pavle Dešpalj [1934 Blato/HR – 2021 Zagreb], die Violinistin Maja [* 1942] und der Cellist Valter Dešpalj [1947 Zadar – 2023]) und Dirigenten (Igor Gjadrov [1930 Split – 2014 Zagreb] und N. Bareza). Der Dirigent und Komponist M. Belamarić hat 1992 den Preis der Wiener Staatsoper für seine Oper Priče iz bečke šume [Geschichten aus dem Wienerwald] bekommen.
Wegen der mangelhaften musikalischen Spitzeninstitutionen haben alle diese Musiker (J. Hatze und I. Parać ausgenommen) außerhalb D.s gewirkt, sodass diese Region im 20. Jh. vorwiegend als musikalische Talenteschmiede fungiert.
J. Bezić, Razvoj glagoljeakog pjevanja na zadarskom podru ju [Die Entwicklung des glagolitischen Gesangs auf dem Gebiet von Zadar] 1973; M. Demovic, Glazba i glazbenici u Dubrova koj republici [Musik und Musiker in der Republik Dubrovnik] 1 (1981); M. Demovic, Glazba i glazbenici u Dubrova koj republici [Musik und Musiker in der Republik Dubrovnik] 2 (1989); M. Grgic, Glazbena kultura u splitskoj katedrali 1750–1940 [Die Musikkultur in der Kathedrale von Split von 1750 bis 1940] 1997; E. Stipčević, Hrvatska glazbna kultura 17. stoljeća [Die kroatische Musikkultur im 17. Jh.] 1992; St. Tuksar, Croatian Rennaissance Music Theorists 1980; St. Tuksar (Hg.), Luka i Antun Sorkocevic / Luka and Antun Sorkocevic 1983 [kroatisch und englisch]; Monatbericht der Gesellschaft der Musikfreunde des Oesterreichischen Kaiserstaates 1 (1829), 46ff; eigene Recherchen.
Vjera Katalinić
Stanislav Tuksar