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Comedian Harmonists
Vokalensemble. Gegründet Ende 1927 in Berlin nach dem Vorbild des populären amerikanischen Gesangsquartetts The Revelers unter dem Namen Melody Makers mit den Tenören Ari Leschnikoff (eig. Asparuch, * 16.6.1897 Chaskowo/BG, † 31.7.1978 Sofia), Walter Nußbaum (ab März 1929 ersetzt durch Erich Abraham Collin [* 26.8.1899 Berlin, † 28. oder 29.4.1961 Los Angeles/USA]), Harry Frommermann (* 12.10.1906 Berlin, † 29.10.1975 Bremen/D), den Baritonen Theodor Steiner (ab Mai 1928 ersetzt durch den Pianisten Erwin Bootz [* 30.6.1907 Stettin/D, † 27.12.1982 Hamburg/D]) und Roman Cycowski (* 25.1.1901 oder 1904 Tuszyn bei Łódź/PL, † 9.11.1998 Palm Springs, Californien/USA) und dem Bassisten Robert Biberti (* 5.6.1902 Berlin, † 2.11.1985 Berlin). Erste unveröffentlichte Plattentestaufnahme im Mai 1928. Im Zuge ihres ersten sechsmonatigen Engagements im Rahmen der Revue Casanova von R. Benatzky nach Melodien von J. Strauß Sohn (UA 1.9.1928 Großes Schauspielhaus Berlin) Namensänderung auf Anraten des Produzenten und Regisseurs Erik Charell auf C. H. Daneben Auftritte in verschiedenen Berliner Etablissements und erster Plattenvertrag für das Label Odeon. Im März 1929 erstes Gastspiel in Hamburg. Ab Herbst 1929 Exklusivvertrag mit der Plattenfirma Electrola, für die rund 70 Schallplatten eingespielt wurden. Der Durchbruch gelang Anfang 1930 mit ihrem ersten abendfüllenden Programm Tempo-Varieté in Leipzig/D. Es folgten Filmauftritte und Konzerte im In- und Ausland, nach dem ersten Konzert der C. H. in Prag am 6.12.1931 erster erfolgreicher Auftritt in Wien am 7.12.1931 im Mittleren Konzerthaussaal. Am 11.1.1932 traten die C. H. hier bereits im Großen Musikvereinssaal und am 19.1.1934 im Großen Konzerthaussaal auf. Am 28.11.1934 folgte ihr erstes Konzert in Innsbruck. In Deutschland waren sie zuletzt am 25.3.1934 in Hannover aufgetreten, danach sangen sie nur noch im Ausland, u. a. in Paris und New York. Den drei jüdischen Mitgliedern Frommermann, Collin und Cycowski wurde im Februar 1935 die Aufnahme in die Reichsmusikkammer untersagt und Berufsverbot erteilt, die drei nicht-jüdischen durften mit ihnen ab diesem Zeitpunkt weder proben noch auftreten. Daraufhin folgte die Trennung, und Frommermann, Collin und Cycowski gingen im März 1935 nach Wien (Exil), wo sie mit dem Tenor Hans Rexeis (eig. Johann, * 30.12.1901 Lannach/St, † 6.6.1980 Vorau/St), dem Bass Rudolf Mayreder (* 25.10.1902 Mariazell/St, † 7.3.1978 Mariazell) und dem Pianisten Ernst Engel (* 20.2.1901 Berlin, † 6.6.1958 Paris, ab dem Frühjahr 1937 ersetzt durch Fritz Kramer [eig. Friedrich, * 12.11.1904 Wien, † 15.2.1988 New York/USA]) ein neues Sextett gründeten, das zunächst weiterhin unter dem Namen C. H. auftrat. Im Sommer 1935 erhielten sie einen Plattenvertrag bei der Gramophone Company (HMV) und nahmen bis Anfang 1939 20 Platten auf, zuerst in Paris z. T. mit Josephine Baker (s. Abb.), später auch in Wien, Kopenhagen, Stockholm und London. Erste Auftritte zunächst in verschiedenen Etablissements in Frankreich, als Bühnenshow in Kinos, im November 1935 im Wiener Ronacher und am 27.12.1935 erstmals in Salzburg (erneut am 16.2.1937, einen Tag davor in Innsbruck). Außerdem Mitwirkung im Film Katharina die Letzte. Es folgten Tourneen durch Skandinavien, Russland, London, Belgien, Paris, Schweiz, Italien. Zwischendurch Auftritte in Wien, etwa im März 1937 im Margaretner Orpheum und im Wintergarten-Café de Paris. Ab 1937 verwendete man im Zuge einer erfolgreichen sechsmonatigen Australientournee den Namen Comedy Harmonists. Nach dem Einmarsch Adolf Hitlers verließen die C. H. Wien und gingen auf Tournee durch Südafrika, Südamerika, Australien, Kanada und die USA. Hier folgte im Sommer 1941 die Auflösung der „Exilgruppe“. Zu deren Repertoire zählten neben deutschen, französischen und englischen Schlagern auch Volkslieder und Bearbeitungen bekannter klassischer Kompositionen (z. B. G. Rossinis Ouvertüre zum Barbier von Sevilla, ein Moment musical von Fr. Schubert sowie Lieder), anspruchsvoll arrangiert von H. Frommermann. Die in Deutschland verbliebenen drei Sänger A. Leschnikoff, R. Biberti und E. Bootz formierten sich mit neuen, häufig wechselnden Sängern zum Meistersextett, das bis zu seiner Auflösung im Winter 1941 vorwiegend in Deutschland und dessen Nachbarländern (am 22.6.1938 auch in Salzburg) auftrat.
Gedenkstätten
C. H. (Film 1997, Regie: Joseph Vilsmaier).
Werke
Zahlreiche Plattenaufnahmen auf Odeon und Electrola; Filmauftritte.
Literatur
P. Czada/G. Große, C. H. 1993; E. Fechner, Die C. H. 1988; P. Czada, C. H. in Fox auf 78, Heft 7 (1988); A. Schmauder, Irgendwo auf der Welt. Die Schallplatten der C. H. und ihrer Nachfolgegruppen 1999; M. Claussen, Eine Analyse des Phänomens „C. H.“, Dipl.arb. Wien 2000; H. Voit, „Morgen muß ich fort von hier und muß Abschied nehmen“, Dipl.arb. Wien 2003; G. Adelsberger, Veränderung der Presseberichterstattung in Deutschland in den Jahren 1929–1935 am Beispiel der „C. H.“, Dipl.arb. Wien 1999; MGG 2 (2000); Neues Wr. Journal 8.12.1931, 4f, 13.12.1931, 34, 31.12.1933, 27; Innsbrucker Nachrichten 3.12.1934, 7; NFP 6.12.1931, 25; Prager Tagbl. 3.12.1931, 6; Salzburger Volksbl. 28.12.1935, 8, 11.6.1938, 8; Allgemeiner Tiroler Anzeiger 17.2.1937, 7; Illustrierter Film-Kurier Nr. 1263 (1935) [2]; Wiener Salonbl. 1.12.1935, 14, 4.4.1937, 15; Salzburger Chronik für Stadt und Land 16.2.1937, 7; Der Morgen 30.3.1937, 4; https://de.wikipedia.org/ (5/2018).

Autor*innen
MK
Letzte inhaltliche Änderung
17.5.2021
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Comedian Harmonists‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 17.5.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0039b1d6
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Wiener Bilder 27.10.1935, 10© ANNO/ÖNB
aus dem Film Katharina die Letzte (Tonfilm Theater Tanz 4/1 [1936], 5)

DOI
10.1553/0x0039b1d6
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