Bregenzer Festspiele
1946 wurde erstmals eine Bregenzer Festwoche durchgeführt (s.
Abb.), mit Konzerten im Gondlhafen und in geeigneten Räumlichkeiten sowie einer Theateraufführung der Vorarlberger Landesbühne. Das
Vorarlberger Rundfunkorchester und die
Vorarlberger Oratorienvereinigung bestritten die ersten Konzerte. Höhepunkte waren Auftritte von Mitgliedern des
Wiener Staatsopernballetts und der
Wiener Symphoniker, die seither als Festspielorchester fungieren. 1947 kam es mit
W. A. Mozarts
Entführung aus dem Serail zur ersten größeren szenischen Aufführung im Strandbad. Programmschwerpunkte der folgenden Jahre bildeten das Spiel auf dem See, Ballett, Theater und Konzerte. In der Stadthalle fanden die Theateraufführungen statt (1952 zusätzlich Operettenaufführungen). Nach 1955 konnte das neu erbaute Kornmarkttheater für Theater-, Opern- bzw. Operettenaufführungen genutzt werden (Eröffnung mit
G. Rossinis
Barbier von Sevilla). Seit 1948 wurde die Spielzeit kontinuierlich ausgeweitet. Das Repertoire der Pionierjahre umfasste bekannte Opern und Singspiele von W. A. Mozart, G. Rossini,
O. Nicolai,
A. Lortzing u. a., Operetten von
Joh. Strauss,
K. Millöcker,
C. Zeller,
F. v. Suppè,
R. Heuberger u. a. Als Künstler konnten namhafte Persönlichkeiten gewonnen werden: die Dirigenten
H. Swarowsky,
K. Böhm,
C. Krauss,
A. Paulik u. a., die Sänger
H. Rosvaenge,
W. Kmentt,
K. Dönch,
E. Réthy,
H. Konetzni u. a., Schauspieler aus dem Ensemble des Wiener
Burgtheaters wie Walther Reyer,
F. Liewehr, Ewald Balser, Attila Hörbiger, Käthe Gold, Paula Wessely u. a. Die Chorpartien wurden neben dem
Bregenzer Festspielchor von Gastchören, dem
Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde Wien (seit 1961), dem
Wiener Staatsopernchor (1962–81), dem
Kammerchor Sofia und dem
Moskauer Kammerchor bestritten.
1979/80 wurde das neue Festspielhaus am See eröffnet, wo als Gegengewicht zum opulenten Spiel auf dem See Opernraritäten aufgeführt werden. Mit der Übernahme der Leitung durch A. Wopmann 1983 (Direktor 1952–82 E. Bär, Präsident 1963–68 Walter Rhomberg [1911–92], 1981–2012 Günter Rhomberg [* 1938]) ging die Programmgestaltung neue Wege. Im Vordergrund steht „aktuelles Musiktheater als zeitgemäße Form vom musikalischen Volkstheater“ (Andrea Meuli). Im Festspielhaus gibt es selten gespielte Werke der Opernliteratur (Camille Saint-Saëns’ Samson et Dalila 1988/89, Hector Berlioz’ Damnation de Faust 1992, A. Rubinsteins
Der Dämon 1997, Nikolai Rimsky Korsakows Der Goldene Hahn 2000, L. Janáčeks
Das Schlaue Füchslein 2003, Claude Debussys Der Untergang des Hauses Usher 2006, K. Szymanowskis
König Roger 2009 u. a.) zu sehen, am See wird Bekanntes in aktuellen Sichtweisen präsentiert (G. Verdis
Nabucco, Der Troubadour, Aida,
L. v. Beethovens
Fidelio, George Gershwins Porgy and Bess,
L. Bernsteins
Westside Story,
G. Puccinis
Tosca u. a.). Die sog. „Bregenzer Dramaturgie“ wird von Regisseuren wie Jérôme Savary, David Pountney, dem Bühnenbildner Stefanos Lazaridis u. a. geprägt. Seit 1997 gibt es die Werkstatt- und Probebühne, wo ab 2001 alljährlich zeitgenössische Produktionen unter dem Titel Kunst aus der Zeit (KAZ) aufgeführt werden. 2003 verließ der langjährige Intendant A. Wopmann die B. F., Nachfolger wurde David Pountney. Ab 2004 werden Programmschwerpunkte im Festspielsommer gesetzt (K. Weill 2004, Carl Nielsen 2005, Österreich-Schwerpunkt 2006 u. a. mit F. Cerha, Benjamin Britten 2007, E. Krenek 2008, K. Szymanowksi 2009, Mieczysław Weinberg 2010). Jugendprogramm (Fest des Kindes, Tag der Jugend) und ein Opernworkshop ergänzen das musikalische Angebot. 2008 wurde die Seebühne für Dreharbeiten des James Bond-Films Quantum of Solace sowie als Public Viewing Stätte für die EURO 2008 verwendet.
E. Bär,
Spiel auf dem See. Die B. F. von der Gründung bis zur GegenwartErnst Bär, Spiel auf dem See. Die Bregenzer Festspiele von der Gründung bis zur Gegenwart. Wien 1984. 1984; D. Stecher-Konsalik/W. Lingenhöle (Hg.),
Musik auf dem See. Verzaubertes BregenzDagmar Stecher-Konsalik (Hg.)/Walter Lingenhöle (Hg.)/Manfred Bockelmann (Hg.), Musik auf dem See. Verzaubertes Bregenz. Eine Festspiel-Hommage. Bayreuth 1986. 1986; A. Meuli (Hg.),
Die B. F.Andrea Meuli (Hg.), Die Bregenzer Festspiele. Salzburg 1995. 1995;
www.bregenzerfestspiele.com;
www.wikipedia.org (2/2011).
Annemarie Bösch-Niederer
Georg Demcisin
15.9.2021
Annemarie Bösch-Niederer/
Georg Demcisin,
Art. „Bregenzer Festspiele“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
15.9.2021, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f944
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