Blaukopf, Blaukopf, Kurt
Ehepaar
Kurt
(Pseud. Hans E. Wind):
*
1914-02-1515.2.1914
Czernowitz/Bukowina (Černivci/UA),
†
1999-06-1414.6.1999
Wien.
Musiksoziologe.
Sohn des Rechtsanwalts Herbert B. und der Pianistin Anna B. (geb. Tropp). Studierte Jus in
Wien, Klavier bei
W. Bricht und Komposition bei Stefan Wolpe, Dirigieren bei Hermann Scherchen, arbeitete 1937/38 im Sekretariat von
P. Stefan, dem Herausgeber des
Anbruch. 1938 Flucht nach Paris, 1939 Internierung in Meslay-du-Maine. Ab 1940 in Jerusalem, Studium am Konservatorium bei Josef Tal (Tonsatz) und Edith Gerson-Kiwi (Musikgeschichte), Mitarbeiter des
Free Austrian Movement, 1940–42 Bibliothekar am Konservatorium, Anstellung im Department for Public Works, Mitarbeit bei Radio Jerusalem. 1942–46 Musikkritiker für die
Middle East Times, 1946/47 Kulturkorrespondent der Wiener
Presse, 1947 Rückkehr nach Österreich, 1954–65 Herausgeber der Zeitschrift
Phono, seit 1965 Wiener Redaktion der Zeitschrift
HiFi Stereophonie, lehrte ab 1962
Musiksoziologie an der Wiener
Musikakademie bzw. MHsch., 1963 Honorarprof. 1965 Gründung des Instituts für musikpädagogische Forschung (später Institut für Musiksoziologie) und 1969 des UNESCO-Instituts
Mediacult (Direktor bis 1987), 1968 ao. Prof., 1972 o. Prof. 1972–76 Vertreter Österreichs im Exekutivrat der UNESCO, 1973–89 Vizepräsident der
Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, 1974 Honorarprof. der Univ. Wien, 1984 Emeritierung, 1994 Ehrendoktor der Univ. Wien.
Ausgehend von wenigen Arbeiten Max Webers und Th. W. Adornos befasste sich der Pionier und Hauptvertreter der Musiksoziologie in Österreich mit der durch technische (elektronische) Medien veränderten Musikwelt, einem Prozess, den er „Mediamorphose“ nannte. Als Mahler-Forscher legte B. wichtige Veröffentlichungen vor. Methodisch geprägt vom Wiener Kreis und der Vorstellung einer Natur- und Kulturwissenschaften verbindenden „Einheitswissenschaft“, befasste er sich v. a. in den letzten Jahren mit den Spezifika einer österreichischen Wissenschaftsentwicklung, die sich auch auf dem Gebiete der Musikwissenschaft wie in der Philosophie durch Empirismus und eine antimetaphysische Grundhaltung, in der Ästhetik durch einen Formalismus bemerkbar mache. K. B. war in erster Ehe mit Miriam B. (1914–92) verheiratet.
unter dem Pseud. Hans E. Wind, Die Endkrise der bürgerlichen Musik und die Rolle Arnold Schönbergs 1935; gem. m. Kurt B., Von österreichischer Musik Miriam Blaukopf/Kurt Blaukopf, Von österreichischer Musik. Eine kurze Geschichte der österreichischen Musik, in Erbe und Zukunft (1947) 1947; MusiksoziologieKurt Blaukopf, Musiksoziologie. Eine Einführung in die Grundbegriffe mit besonderer Berücksichtigung der Soziologie der Tonsysteme. Wien 1950. 1950; (Hg.) phono – Internationale Schallplattenzeitschrift 1954ff.; (Hg.), Wiener Symphoniker 1900–1960, 1960; (Hg.), Schriftenreihe Musik und GesellschaftKurt Blaukopf (Hg.), (Musik und Gesellschaft). Karlsruhe 1967–87. 1967–87; Gustav Mahler oder Der Zeitgenosse der ZukunftKurt Blaukopf, Gustav Mahler oder Der Zeitgenosse der Zukunft. Wien 1969. 1969; Mahler. Sein Leben, sein Werk und seine Welt in zeitgenössischen Bildern und TextenKurt Blaukopf, Mahler. Sein Leben, sein Werk und seine Welt in zeitgenössischen Bildern und Texten. Wien 1976. 1969; Musikland ÖsterreichKurt Blaukopf, Musikland Österreich, in: Rudolf Flotzinger (Hg.)/Gernot Gruber (Hg.), Musikgeschichte Österreichs 2. Graz–Wien–Köln 1979. in MGÖ 2 (1979); Musik im Wandel der GesellschaftKurt Blaukopf, Musik im Wandel der Gesellschaft. Grundzüge der Musiksoziologie. München–Zürich 1982. 1982; Pioniere empiristischer MusikforschungKurt Blaukopf, Pioniere empiristischer Musikforschung. Österreich und Böhmen als Wiege der modernen Kunstsoziologie (Wissenschaftliche Weltauffassung und Kunst 1). Wien 1995. 1995; Die Ästhetik Bernard BolzanosKurt Blaukopf, Die Ästhetik Bernard Bolzanos. Begriffskritik, Objektivismus, "echte" Spekulation und Ansätze zum Empirismus (Beiträge zur Bolzano-Forschung 8). Sankt Augustin 1996. 1996; (Hg.), Philosophie, Literatur und Musik im Orchester der WissenschaftenKurt Blaukopf (Hg.), Philosophie, Literatur und Musik im Orchester der Wissenschaften (Wissenschaftliche Weltauffassung und Kunst 2). Wien 1996. 1996; Unterwegs zur MusiksoziologieKurt Blaukopf, Unterwegs zur Musiksoziologie. Auf der Suche nach Heimat und Standort. (Bibliothek sozialwissenschaftlicher Emigranten 4). Graz 1998. 1998.
Orpheus im Exil 1995; ÖL 1995; Autobiographie in Unterwegs zur MusiksoziologieKurt Blaukopf, Unterwegs zur Musiksoziologie. Auf der Suche nach Heimat und Standort. (Bibliothek sozialwissenschaftlicher Emigranten 4). Graz 1998. 1998; F. C. Heller in ÖMZ 54 (1999), 68f.
Seine Frau Herta (geb. Singer): * 3.1.1924 Wien, † 19.1.2005 Wien. Kulturjournalistin. Studium der Germanistik an der Univ. Wien (Diss. über Arthur Schnitzler), Schwerpunkt: österreichische Literatur, G. Mahler, R. Strauss.
unter H. Singer, Wien, Stadt der Musik 1964; Hg. der Bibliothek der Internationalen G. Mahler GesellschaftHerta Blaukopf (Hg.), Gustav Mahler, Richard Strauss. Briefwechsel 1888-1911 (Bibliothek der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft). München–Zürich 1980.; Hg. G. Mahler – R. Strauss. Briefwechsel 1888–1911,Gustav Mahler/Richard Strauss/Herta Blaukopf (Hg.), Briefwechsel. 1888 – 1911. München–Zürich 1980. 1980; G. Mahler, BriefeGustav Mahler/Herta Blaukopf (Hg.), Briefe. Wien 1982. 1982; G. Mahler, Unbekannte BriefeHerta Blaukopf (Hg.), Gustav Mahler. Unbekannte Briefe (Bibliothek der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft). Wien–Hamburg 1983. 1983; zahlreiche Aufsätze zur österreichischen Literatur und Literaturgeschichte.
gem. m. K. B.:Musikführer WienKurt Blaukopf/Herta Singer (Blaukopf), Musikführer Wien. Entdeckungsreise in die Hauptstadt der Musik. Wien 1957. 1957; Die Wiener PhilharmonikerHerta Blaukopf/Kurt Blaukopf, Die Wiener Philharmoniker. Wesen, Werden und Wirken eines großen Orchesters. Wien et al. 1986. 1986; Gustav Mahler. Leben und Werk in Zeugnissen der ZeitHerta Blaukopf (Hg.)/Kurt Blaukopf (Hg.), Gustav Mahler. Leben und Werk in Zeugnissen der Zeit. Stuttgart 1994. 1993 (erw. Aufl. von 1976).
MGG 3 (2000); Institut für Musiksoziologie (Hg.), Fast eine Biographie. K. B. in seinen SchriftenInstitut für Musiksoziologie
(Hg.), Fast eine Biographie. Kurt Blaukopf in seinen Schriften. Strasshof 1999. 1999; pers. Mitt. H. B.; Die Presse 15.2.1999, 20; Die Presse 25.1.2005, 32.
31.1.2005
Barbara Boisits,
Art. „Blaukopf, Ehepaar“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
31.1.2005, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f8ba
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