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Ballade
Ein erzählendes (episches) Lied; meist über mythische, sagenhafte, legendenhafte oder novellistische Themen mit dramatischer Spannung und lyrischen Elementen, oft mit Refrains. Die „Schwankballade“ zielt auf befreiendes Lachen und stellt menschliche Defekte bloß; sie ist oft mit der Ironisierung von Personen höheren Standes verbunden. Als Blütezeit der deutschen Volksballade wird die Zeit zwischen 1250 und 1450 angenommen; wichtige Belege sind Flugblätter des 16. und 17. Jh.s. In Österreich ist in den alpinen Gebieten das Volksliedrepertoire durch die seit dem späten 18. Jh. aufkommenden alpenländisch-lyrischen Liedgattungen und Jodler bestimmt, während sich B.n vorzugsweise in Ostösterreich, v. a. im Burgenland erhalten haben, doch zeigen verschiedene regionale Sammlungen auch aus anderen Liedlandschaften interessante Funde (K. Horak, J. Bitsche, A. Anderluh, A. Quellmalz, G. Glaser). Ein reiches B.nrepertoire bietet die bis 1941 in Slowenien bestehende Sprachinsel Gottschee, deren Bewohner im ersten Drittel des 14. Jh.s aus dem osttirolisch-kärntnerischen Grenzgebiet ausgesiedelt wurden. Doch können diese Zeugnisse nicht ohne weiteres als altösterreichisches Repertoire angesehen werden, da ein starker Austausch mit dem slawischen Umfeld festzustellen ist. Unter den in Österreich aufgezeichneten B.n finden sich bei der Tannhäuser-B. („Es wollt ein Sünder reisen“) oder bei den Königskindern („Es waren zwei Königskinder“) Stoffe von Weltgeltung. Alle B.n sind Varianten teilweise weitverbreiteter Typen, wie Die dienende Schwester („Es lebt ein Pfalzgraf überm Rhein“, s. Nb.), Graf und Magd („Es spielt ein Graf mit seiner Magd“), Graf und Nonne („Einst stand ich auf hohem Felsen“), Die Jüdin („Es war einmal eine Jüdin“), Die Liebesprobe („Es steht ein Baum im tiefen Tal“), Der Mädchenmörder („Es ritt ein Ritter wohl über den Ried“), Die Mordeltern („Es hat ein Gastwirt einen Sohn“), Der unglückliche Schuß („Es ging bei hellem Mondenschein“), Die Rabenmutter („Es trieb ein Hirt im finstren Wald“), Das Schloß in Österreich („Es steht ein Schloß in Österreich“) oder die Schwankballaden Edelmann im Hafersack („Da drunt beim Bach da steht a Haus“), Die Markgräfin („War einst ein junger Schwarzschlossergesell“), Der Wirtin Töchterlein („Es ritten drei Ritter wohl über den Rhein“), Bettelmann und Edelfrau („Es reist ein Bettlmandl von Ungarn herauf“) u. v. a. B.n dienten oft der Unterhaltung bei Gemeinschaftsarbeiten wie Federn schleißen, Kukuruz auslösen oder Spinnen. Getanzte B.n, wie sie in anderen Landschaften (z. B. auf den dänischen Färöer-Inseln) noch vorkommen, sind in Österreich nur im Kindertanz lebendig (z. B.„Dornröschen war ein schönes Kind“).
Tondokumente
TD: CD Tondokumente zur Volksmusik in Österreich 1 u. 2 (1993); CD in H. Dreo/S. Gmasz, Burgenländische Volksballaden 1997.
Literatur
L. Schmidt in JbÖVw 1 (1952); K. Horak in JbÖVw 2 (1953); L. Kretzenbacher in JbÖVw 2 (1953), 6 (1957); J. Bitsche in JbÖVw 7 (1958); A. Anderluh, Kärntens Volksliedschatz II/1 (1966); A. Quellmalz, Südtiroler Volkslieder 1 (1968); R. W. Brednich/W. Suppan, Gottscheer Volkslieder 1 (1969); E. Seemann in Hb. des Volksliedes 1 (1973); G. Glaser, Die Kärntner Volksballade 1975; D. R. Moser, Die Tannhäuser-Legende 1977; W. Deutsch/G. Haid/H. Zeman, Das Volkslied in Österreich 1993; O. Holzapfel, Lexikon folkloristischer Begriffe und Theorien 1996; H. Dreo/S. Gmasz, Burgenländische Volksballaden 1997.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Ballade‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f7c3
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

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© Monika Kornberger
© Monika Kornberger

DOI
10.1553/0x0001f7c3
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