Bahr, Bahr, true
Hermann
*
1863-07-1919.7.1863
Linz,
†
1934-01-1515.1.1934
München/D.
Schriftsteller, Essayist, Kritiker, Redakteur, Regisseur.
In 2. Ehe (ab 1909) verheiratet mit
A. Mildenburg; anlässlich des Todes
Rich. Wagners 1883 hielt B. eine Rede beim Trauerkommers der
Wiener Studentenschaft; zu dieser Zeit bekannt mit
H. Wolf; nach Studienabbruch prägende Aufenthalte in Paris; 1890 Mitarbeiter der
Freien Bühne in Berlin, nach Wien zurückgekehrt, wird er unermüdlicher Propagandist und Interpret neuer ästhetischer Strömungen (Naturalismus, Décadence, Impressionismus, Expressionismus, Heimatkunst). Dank seiner geschickten Positionierung im Kulturbetrieb (1894–99 Kulturredakteur und Mitbegründer der Wiener Wochenschrift
Die Zeit, Theaterkritiker u. a. beim
Wiener Tagblatt) wird er alsbald zur zentralen Figur der österreichischen
Moderne; 1896 Führer der
Gaea-Gesellschaft, die das Werk
A. v. Goldschmidts international verbreiten sollte; 1906/07 Regisseur bei
M. Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin; 1912 Übersiedlung nach Salzburg, 1922 nach München.
Vorerst deutsch-national, später Sozialist, wurde B. zunehmend österreich-patriotisch, bei gleichzeitiger Rückkehr zum Katholizismus; wobei ihm – neben der barocken Kultur – die Musik Österreichs als identitätsstiftende Kulturleistung galt (Identität). In den Inszenierungen G. Mahlers und A. Rollers sah B. die Synthese aller Künste im Sinne des Gesamtkunstwerks verwirklicht. Als Fürsprecher Mahlers lehnte er die Direktion F. Weingartners ab. In diese Zeit datiert B.s Bekanntschaft mit Musikschriftstellern, -journalisten, Sängern und Sängerinnen, u. a. mit A. v. Mildenburg, für die er auch als Berater tätig war. Sie weckte sein Interesse für die klassische Musik, besonders aber die Bayreuther Bestrebungen. Doch auch der zeitgenössischen Musik gegenüber war er aufgeschlossen: B. war u. a. mit R. Strauss bekannt und pflegte Kontakte zu Alban Berg, J. M. Hauer und A. Schönberg, den er unterstützte und bei dem er Unterricht nehmen wollte. B.s Auffassung von Musik ist stark von der zeitgenössischen Sprachskepsis geprägt: Musik erlaube auch die Darstellung der „Gefühlssinne“ und Stimmungen, also jener Bereiche, die jenseits des Verstandes liegen. Darin liegt auch die Vorstellung von Literatur als Musik begründet.
Einleitung zu: Gesammelte Aufsätze über Hugo WolfHermann Bahr, Vorwort, in: Gesammelte Aufsätze über Hugo Wolf 1. Frankfurt am Main 1898, 1f.. 1 (1898); Buch der Jugend 1908; SummulaHermann Bahr, Summula. Leipzig 1921. 1921; Sendung des Künstlers 1923Hermann Bahr, Sendung des Künstlers. Leipzig 1923. [darin Essays über Musik]; Parsifalschutz ohne AusnahmegesetzHermann Bahr, Parsifalschutz ohne Ausnahmegesetz. Berlin 1912. 1912; gem. m. A. B.-Mildenburg, BayreuthAnna Bahr-Mildenburg/Hermann Bahr, Bayreuth. Leipzig 1912. 1912 [auch auf engl.]; Selbstbildnis 1923; Tagebücher aus den Jahren 1909, 1918–26 unter versch. Titeln; M. Csáky (Hg.), H. B., Tagebücher – Skizzenbücher – Notizbücher (1885–1908),Hermann Bahr/Moritz Csáky (Hg.), Tagebücher, Skizzenbücher, Notizhefte. Wien–Köln–Weimar 1994–2003. 1994ff.; Meister und Meisterbriefe um H. B.,Hermann Bahr/Joseph Gregor (Hg.), Meister und Meisterbriefe um Hermann Bahr. Aus seinen Entwürfen, Tagebüchern und seinem Briefwechsel mit Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt, Josef Kainz, Eleonore Duse und Anna von Mildenburg (Museion. Neue Folge. Reihe 1. Veröffentlichungen der Theatersammlung 1). Wien 1947. ausgewählt und eingeleitet von J. Gregor 1947; L. Mayerhofer/K. Ifkovits (Hg.), H. B. Mittler der europäischen Moderne, Johann Lachinger (Hg.), 'Hermann Bahr – Mittler der europäischen Moderne'. Hermann Bahr-Symposion. Linz 1998 (Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich 5). Linz 2001. 1998.
D. G. Daviau, Der Mann von Übermorgen. H. B. Donald G. Daviau, Der Mann von Übermorgen. Hermann Bahr 1863 – 1934 (Ein Österreich-Thema aus dem Bundesverlag). Wien 1984. 1984; H. Kindermann, H. B.Heinz Kindermann/Kurt Thomasberger, Hermann Bahr ein Leben für das europäische Theater; mit einer Hermann-Bahr-Bibliographie von Kurt Thomasberger. Graz 1954. 1954; R. Farkas, H. B.Reinhard Farkas, Kleiber, Eleonore, in: Hermann Bahr. Dynamik und Dilemma der Moderne 3. Wien 1989. 1989; St. Kohler in M. Dietrich (Hg.), [Kgr.-Ber.] H. B. Linz 1984, 1987; Jb. des Adalbert Stifter InstitutsJohann Lachinger (Hg.), 'Hermann Bahr – Mittler der europäischen Moderne'. Hermann Bahr-Symposion. Linz 1998 (Jahrbuch des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich 5). Linz 2001. 5/1998, 2001; G. E. Schmidt, Ehrenzeichen und Orden im Österreich der Zwischenkriegszeit 1918–1938,Günter Erik Schmidt, Ehrenzeichen und Orden im Österreich der Zwischenkriegszeit 1918-1938. Graz 1994. 1994.
19.1.2023
Kurt Ifkovits,
Art. „Bahr, Hermann“,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
19.1.2023, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f7bb
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