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Almanach, Almanachlied
Lied, das als Beilage zu Literatur- oder Musen-Almanachen (bzw. in terminologisch nicht zu trennenden Taschenbüchern oder Kalendern) erschien; Blütezeit im späten 18. und frühen 19. Jh.; Dichtung wie Komposition werden hier meist zum ersten Mal veröffentlicht. Der Text mit gewöhnlich anakreontischem Inhalt wird oft – wie beim frühen Lied üblich – zwischen die Systeme im Klaviersatz geschrieben, da die Oberstimme des Klaviersatzes mit der Gesangsstimme ident ist. Die meisten Lieder sind Sololieder mit Klavierbegleitung (Clavichord, Cembalo, Pianoforte, Hammerklavier), seltener mit Lauten- bzw. Gitarrebegleitung. Daneben kommen auch Lieder mit Chorrefrain und Instrumentalstücke vor, in eigenen Opernalmanachen auch Opern- und Singspielarien (z. B. 1797 eigener Kalender für E. Schikaneders Tiroler Wastl in der Vertonung von P. J. Haibl). 1777 erschien der erste A. (Taschenbuch des Wiener Theaters) mit Notenbeilage (Schwesterchen noch nicht so groß von K. v. Zahlheim, vertont von F. A. v. Mitscha). Beliebt war u. a. der Wienerische Musenalmanach (in der Ausgabe für 1786 mit W. A. Mozarts Lied der Freiheit nach einem Text von A. Blumauer, KV 506). Im Musen-Almanach für 1814 erschien Beethovens Der Bardengeist auf ein Gedicht von Franz Rudolf Herrmann (WoO 142) und im Selam für 1816 Merkenstein auf ein Gedicht von J. B. Rupprecht (WoO 144).

Von den übrigen Komponisten seien genannt: Pasquale Anfossi, Joseph Anton von Bauernjöpel (wohl Pseud.), Carl Frh. von Braun, M. v. Dietrichstein, F. J. Freystädtler, Anton Gibalé, Valentin Görner, F. A. Kanne, Johann Baptist Muchsel, Johann Oswald, M. Th. Paradis, Louise Reichardt, A. Rieder, K. L. Röllig, A. Salieri, J. B. Schenk, I. v. Seyfried, M. Stadler, J. A. Stephan, A. Teyber, J. Weigl, Karl Friedrich Zelter.

Als Dichter traten u. a. auf: L. Fürst v. Batthyany, L. Bleibtreu, A. Blumauer, der Beethoven-Freund I. F. Castelli, Friedrich Hegard, Justine Freiin v. Krufft, Gottlieb Leon, Ulrich Petrack, Martin Joseph Prandstetter, Franz Joseph Ratschky, Friedrich Saam, Karl v. Zahlheim.

Unter den Verlegern seien J. und C. Gerold, R. Gräffer, F. A. Hoffmeister, J. Hraschansky, J. v. Kurzböck und A. Pichler genannt.


Literatur
A. Ullrich, Die Musik im Wiener Almanach von 1777–1817, Diss. Wien 1953; H. Zeman, Die österreichische Literatur 1979; MGÖ 2 (1995).

Autor*innen
Barbara Boisits
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Barbara Boisits, Art. „Almanach, Almanachlied‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f69e
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