Die am 8. Jänner 1859 behördlich genehmigten Vereinsstatuten nennen als Zweck die „Förderung, der Vocal-Musik, des Kirchen-Choral[s] und dramatischen Gesanges in Oesterreich“. Die Vereinsmitglieder teilten sich in wirkliche Mitglieder (leitende Mitglieder mit 10 fl Jahresbeitrag und unterstützende Mitglieder mit 5 fl Jahresbeitrag) und Ehrenmitglieder. Die Vereinsleitung oblag einem fünfköpfigen Komitee mit einem Präses an der Spitze. Der artistische Direktor des Gesangsinstituts wurde vom Komitee ernannt bzw. entlassen, ebenso die Professoren (auf Vorschlag des Direktors). Administrativer Leiter war – zumindest im Herbst 1862 – F. X. Glöggl (II).
Das Gesangsinstitut übersiedelte von der Riemergasse, dem Standort seiner Vorgängerinstitution, über den Bauernmarkt (Wien I; 1858) in die Renngasse (ehemaliges Zeughaus, Wien I; 1859), wo es sich bis 1861 befand; 1862 waren die Unterrichtsräume in der Neuen Kärntnerstraße (später Elisabethstraße, Wien I). Die Schule sollte einen „Nachwuchs wahrhaft kunstgebildeter Sänger, namentlich für die lyrische Bühne“ (Neue Wr. Musik-Ztg. 2.12.1858, 191) heranziehen; sie war aber weiterhin auf private finanzielle Unterstützung angewiesen. Ihr unentgeltlicher Ausbildungskurs umfasste sechs Jahre und teilte sich in drei Abteilungen. Die zweijährige Elementarschule sollte die notwendigen Gesanggrundlagen legen. In der einjährigen Vorbereitungsschule wurde dann auch Klavier („Klavierspiel als Hilfskunst“), Deutsch, Italienisch und Französisch gelehrt. Die dreijährige Ausbildungsschule (erst 1860/61 eröffnet) umfasste neben einer höheren Gesangausbildung auch die Fächer Klavier, Generalbass, Mythologie, Musikgeschichte und -ästhetik, Philosophie („Seelen und Denklehre“), Mimik und Vortragskunst. 1859/60 besuchten 190 Schüler das Institut.
1859 brachten die Schüler Gregorio Allegris, Giovanni Biordis und Giovanni Pierluigi da Palestrinas Lamentationen zur Aufführung und veranstalteten auch ein Konzert zugunsten der Kriegshilfe (mit Werken von J. Haydn, J. P. v. Lindpaintner, F. Schubert, G. F. Händel, G. Rossini, O. Benevoli). Ebenfalls 1859 fand im Carltheater eine Akademie zugunsten des A. a. G.-I.s statt, bei der u. a. R. Csillag und K. Treumann mitwirkten.
Das Institut war zuletzt großer Kritik ausgesetzt („das, was bis jetzt geleistet wurde, ist urdilettantisch, und zeigt überall Mangel an künstlerischer Einsicht und musikalischem Geschmack“, Bll. f. Musik, Theater u. Kunst 5.9.1862, 287). Nachdem im Winter 1861/62 M. Salvi das Institut verlassen hatte, erfolgte Anfang 1863 die Umwandlung in den Verein und die Gesang- und Opernschule Polyhymnia. Interessant ist, dass es zuvor, im November 1862, einen Rettungsversuch durch die beiden Lehrer G. Gentiluomo und A. Arlet gegeben hatte, bei dem auch noch M. Salvi beteiligt war.
Lehrkörper (soweit bekannt, z. T. nur Nennungen): G. Gentiluomo (Dramatischer Gesang 1858–62), L. Hauptmann (1858–62), M. Salvi (1858–61/62), J. Sulzer (Männergesang 1858–59), A. Arlet (1858–62), L. Salvi (1858), Otto Uffmann (1858–59), Marietta Brambilla (1859), F. Krenn (1860/61), Alois Kampas (Klavier als Hilfskunst 1860–62), Carlo Gardini (Italienisch 1862), Katharina Plaschesky-Bauer (Gesang 1862), Josef Boulet (Deklamation und Mimik 1862).
St. Koth, Mattteo Salvi Leben u. Werk, Diss. Wien 1988, 78; St. Koth, Matteo Salvi in Wien 1987, 81; Neue Wr. Musik-Ztg. 2.12.1858, 191, 11.8.1859, 126f, 13.9.1860, 146, 27.9.1860, 155; Wr. Ztg. 14.3.1858, 822; Die Presse 14.4.1858, 3; Fremden-Bl. 26.1.1859, 5, 19.2.1859, 3, 20.4.1859, 3, 22.5.1859, 4, 3.12.1859, 4, 13.1.1860, 4, 16.9.1860, 4, 1.10.1860, 3, 19.4.1861, 5, 17.12.1862, 9; Temesvarer Ztg. 12.6.1859, 904; Bll. f. Musik, Theater u. Kunst 28.5.1861, 172, 12.8.1862, 260, 2.9.1862, 284, 5.9.1862, 287; Wr. Theater-Chronik 11.9.1862, 147; Das Vaterland 11.9.1862, 3; Der Zwischen-Akt 2.10.1862, 4, 17.11.1862, 2, 24.11.1862, 3; Illustrirte Ztg. 18.4.1863, 267; J. Kaiser, Lehrer-Schema 1860, 15; NÖLA (Vereinsstatuten 1855–1935/40, K 3963, 151); ÖStA (HHStA, HA, GIdHTh, K. 85, Zl. 1840/1862, 2143/1862).