Alamire, Alamire, true
Petrus (Van den Hove, Pieter; Imhoff, Peter)
*
--ca. 1470/75
Nürnberg?/D,
†
1536-06-2626.6.1536
Mecheln/B.
Komponist, Kopist und Diplomat.
Stand im Dienste der Erzhzg.in
Margarete von Österreich, Kaiser Karls V. und Marias von Ungarn (1509–34) an den Höfen in Mecheln und
Brüssel. In dieser Zeit entstand der Großteil seiner prunkvollen Sammelhss. mit Werken des zeitgenössischen
franko-flämischen Repertoires (fast alle Werke von
Pierre de la Rue, zahlreiche von Josquin des Prez, weiters Mouton, Févin, Obrecht,
H. Isaac u. a.), z. B. das Stundenbuch der Margarethe von Österreich.
Für viele Stücke bilden die A.-Hss. heute die einzige Quelle. Aufgrund ihrer prachtvollen Ausstattung wurden A.-Hss. von den Habsburgern auch anderen Regenten zum Geschenk gemacht: z. B. Heinrich VIII. von England, Friedrich von Sachsen, Papst Leo X., aber auch der Fugger-Familie (die Hss. aus der Fugger-Sammlung befinden sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek), wobei A. nicht selten selbst in diplomatischer Mission bzw. als Spion an diese Höfe entsandt wurde. 1496/7 wird er erstmals als Kopist genannt. Man unterscheidet drei Schaffensperioden: Früheste Hss. der sog. „Kopist B-Periode“ entstanden zwischen 1500 und 1507/08, wobei A. bald ein Skriptorium beschäftigte, für das neben A. bislang (2013) vier weitere Schreiber (ebenfalls aus dem habsburgischen Umfeld) identifiziert werden konnten, zwischen denen die Zusammenarbeit jedoch nicht immer eng war. Die zweite Periode (die erste A.-Periode) 1507/08 steht in engem Zusammenhang mit dem Hof der Margarethe von Österreich. Die Hss. der dritten Periode (der zweiten A.-Periode) von 1509–34 sind weniger prunkvoll in der Ausstattung und enthalten weniger Repertoire der Hofkapelle in Mecheln. Der Gesamtumfang der A.-Hss. beträgt fast 60 Codices; die ÖNB besitzt mit 13 Bänden den größten Bestand an A.-Hss (s. Abb.). Die Hss. der ÖNB liegen vollständig digitalisiert und wissenschaftlich beschrieben vor (s. www.cantusplanus.at).
H. Kellman (Hg.), [Kat.]
The Treasury of P. AlamireHerbert Kellmann (Hg.), The Treasury of Petrus Alamire. Music and Art in Flemish Court Manuscripts. Amsterdam 1999., 1999;
MGG 1 (1999);
NGroveD 1 (2001); L. Nowak in J. Stummvoll (Hg.), [Fs.]
J. BickLeopold Nowak, Die Musikhandschriften aus Fuggerschem Besitz in der Österreichischen Nationalbibliothek, in: Josef Stummvoll (Hg.), Die Österreichische Nationalbibliothek. Festschrift zum 25-jährigen Dienstjubiläum des Generaldirektors Univ.Prof.Dr. J. Bick. Wien 1948, 505–515. 1948; M. Picker,
The Chanson Albums of Marguerite of AustriaMartin Picker, The Chanson Albums of Marguerite of Austria, NSS 228 and 11239 of the Bibliothèque Royale de Belgique, Brussels. A critical edition and commentary. Berkeley–Los Angeles 1965. 1965;
www.cantusplanus.at (12/2013); Z. Saunders,
Anonymous Masses in the Alamire ManuscriptsZoe Saunders, Anonymous Masses in the Alamire Manuscripts. Toward a new understanding of a repertoire, an atelier, and a renaissance court. Diss. Maryland 2010., Diss. Maryland 2010.
14.8.2021
Elisabeth Th. Hilscher,
Art. „Alamire, Petrus (Van den Hove, Pieter; Imhoff, Peter)‟,
in:
Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
14.8.2021, abgerufen am
),
https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f684
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