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Suppè Suppè Franz (fälschlich auch Suppé, Suppe Demelli), Familie
Franz (Francesco Ezechiele Ermenegildo) von: * 1819-04-1818.4.1819 [S. selbst fälschlich: 1820] Spalato/Dalmatien (Split/HR), † 1895-05-2121.5.1895 Wien. Komponist, Kapellmeister. Der Sohn eines Beamten erhielt in Zara (Zadar/HR) Musikunterricht, wo 1835 auch seine erste Messe F-Dur (1876/77 zur Missa dalmatica umgearbeitet) erklang. Nach dem Tod des Vaters 1835 übersiedelte er mit der Mutter nach Wien, wo S. 1836–38 kurzzeitig das polytechnische Institut bzw. das Schottengymnasium besuchte und 1836–40 bei I. v. Seyfried studierte. Ein von S. selbst behauptetes Studium an der Univ. zu Padua/I ist aufgrund der Quellenlage ebenso weitgehend auszuschließen wie auch ein angebliches Medizinstudium an der Univ. Wien nicht nachweisbar ist. Behauptete Studien bei K. G. Salzmann und S. Sechter sind möglich, können aber nicht eindeutig nachgewiesen werden. 1840 wurde er 3. (zunächst unbezahlter) Kapellmeister am Theater in der Josefstadt, wo bis 1845 zahlreiche Werke entstanden. Direktor F. Pokorny setzte S. nicht nur an seinen anderen Bühnen in Baden, Ödenburg und Pressburg ein, sondern nahm ihn als „Chef-Komponist und -Dirigent“ an das Theater an der Wien mit. Dort wirkte er 1845–62 neben A. Lortzing und Ad. Müller. Mit Das Pensionat (1860) gilt S. als Wegbereiter der Wiener Operette. Nach Pokornys Konkurs wechselte er 1862 an das Kaitheater (unter K. Treumann), 1863 an das Carltheater, wo seine bekanntesten Operetten Die schöne Galathée, Fatinitza und Boccaccio entstanden. 1866 heiratete er in zweiter Ehe Sofie Strasser (* 29.4.1841 Regensburg/D, † 15.3.1926 Wien), mit der S. bereits seit 1860 liiert und die 1860/61 Choristin am Theater an der Wien war; sie dürfte auch die Librettistin seiner 1864 in Graz uraufgeführten Oper Pique Dame gewesen sein. Von seiner Vokalmusik erwähnenswert sind das zur zweiten „Staatshymne“ (Hymnen) gewordene Lied O du mein Österreich (aus dem romantischen Märchen s’Alraunl [1849], Vertonung als Marsch von F. Preis [1852], mit neuem Text als Jubiläumsausgabe bei T. Haslinger 1879 erschienen) und der für den Weltfriedenskongress in Bern 1892 geschriebene Chor Die Waffen nieder (nach Bertha von Suttner). 1876 besuchte er die ersten Bayreuther Festspiele. Ab 1876 verbrachte er die Sommermonate in Gars am Kamp/NÖ, wo sich heute ein S.-Museum befindet. Nach 1882 widmete sich S. seinem Schaffen und dem Unterricht (Schüler u. a. C. Millöcker; A. Materna erhielt von ihm Italienischunterricht). 1854 war er Mitbegründer des Wiener Tonkünstler-Pensions- und Unterstützungs-Vereins „Carl Czerny“, dessen Geschicke er als Vorstand-Stellvertreter (1877–82) bzw. Vorstand (1882–95) mitprägte.

Für die moderne S.-Forschung ist der Umstand erschwerend, dass S. selbst mehrere angebliche Begebenheiten in seinem Leben erfunden und tradiert zu haben scheint. Das betrifft u. a. Stationen seiner Ausbildung ebenso wie seine Abstammung, etwaige Italien-Aufenthalte und Bekanntschaften mit G. Rossini, Ga. Donizetti oder G. Verdi.


Gedenkstätten
Ehrengrab Wr. Zentralfriedhof (s. Abb.); Gedenktafel am Sterbehaus Opernring 23 (Wien I) 1924 (s. Abb.); Suppégasse (Wien XIII); Gedenktafel am Haus Haanstraße 27 in Gars 1902/09?; Notenrelief O du mein Österreich u. Gedenktafel (1995) am Haus „Sophienheim“ Gars, Kremserstraße 40; Gedenkstein Gars 1995; S.-Promenade Gars; S.-Museum im Haus Kremserstraße 40 in Gars 1896–1908 (dann großteils nach Wien übersiedelt); S.-Zimmer im Alten Wiener Rathaus 1912–32; S.-Gedenkstätte im Haus Kremserstraße 40 in Gars 1972–90; S.-Gedenkstätte im Rathaus von Gars 1995–2002 bzw. im Zeitbrücke-Museum Gars seit 2002.
Ehrungen
Ehrenmitglied des Ödenburger Musikvereins 1842; Ehrenmitglied des Kirchenmusikvereins Pressburg 1847; Franz-Josephs-Orden 1885; Ehrenbürger von Gars am Kamp 1891; Bürger der Stadt Wien; ausländische Orden.
Werke
31 Operetten u. komische Opern (Das Pensionat 1860; Die schöne Galathée 1865; Leichte Kavallerie 1866; Fatinitza 1876; Boccaccio 1879; Donna Juanita 1880; Die Jagd nach dem Glück 1888); Begleitmusik zu Possen (Ein Morgen, Mittag u. Abend in Wien 1844; Dichter u. Bauer 1846); Symphonie; Kammermusik (Streichquartette); Chorwerke (Die Waffen nieder 1892); geistliche Musik (Missa dalmatica f. Männerchor 1835, Erstdruck 1877 [NA v. R. Boss 2003]; Requiem); Lieder (s. Abb.). – Musikalischer Nachlass: A-Wn, A-Wgm, A-Wst.


Seine Kinder

Anna Katharina Theresia von (verh. von Jenny): * 2.2.1842 Pressburg (Bratislava), † 4.9.1879 Baden. Tänzerin, Schauspielerin. Im Kindesalter Auftritte als Tänzerin am Braunhirschen-Theater (Wien XV, 1849) und am Theater an der Wien (1855). Später war sie als Schauspielerin tätig (Meidlinger Theater [Wien XII] 1858). 1862 heiratete sie August Friedolin v. Jenny (1838–66). Ihre Schwester Theresia Anna Franziska (* 14.6.1850 Braunhirschen/NÖ [Wien XV], † 12.12.1899 Wien, ab 1871 verheiratet mit dem Beamten und Salonpianisten Alfred Edelsperger [1847–1905]) trat 1855/56 in einem Kindermärchen mit Musik ihres Vaters am Theater an der Wien und am deutschen Theater in Pest auf.

Peter Dominik von: * 16.10.1844 Josefstadt, † 9.11.1894 Wien. Musiker, Komponist, Beamter. Er besuchte die Schule zu St. Anna (Wien I), 1858 ist ein Auftritt als Schauspieler in einem Lustspiel am Meidlinger Theater belegt. 1866/67 kurzzeitig Generalbass-Schüler am Konservatorium der GdM, wo er 1870–72 auch Klavier (Nebenfächer: Harmonielehre, Chorschule) studierte (ohne Abschluss). Dazwischen war er 1867/68 Schüler der Klasse für höheres Orgelspiel des Vereins zur Beförderung echter Kirchenmusik. 1872 dürfte er seine musikalischen Ambitionen aufgegeben haben, im selben Jahr heiratete er Pauline Markbreiter (* 26.8.1851 Wien, † 28.12.1923 Wien), eine Tante von Arthur Schnitzler.


Werke
Operette 1869; Lieder.


Peters Töchter

Melanie Margaretha von (verh. von Perisič): * 24.3.1874 Wien, † 9.10.1938 Wien (Freitod). Pianistin. Studierte 1884–91 am Konservatorium der GdM Klavier (Abschluss bei W. Schenner), trat aber offenbar nicht öffentlich auf. 1893 heiratete sie den Beamten Cajo v. Perisič (1864–1934). Jüdischer Abstammung, beging sie wenige Monate nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland Selbstmord.

Elsa Elisabeth Catharina von (verh. Keller): * 29.3.1875 Wien, † 26.10.1960 Wien. Sängerin, Gesangpädagogin. War Schülerin von Hermine Granichstädten und wollte Sängerin werden, heiratete jedoch 1896 O. Keller. Nach der Trennung von ihm (ca. 1917) war sie als Gesanglehrerin tätig.

Anna Maria von: * 14.11.1876 Wien, † 11.8.1923 Wien (Freitod). Violinistin. Studierte 1888–92 am Konservatorium der GdM bei J. Hellmesberger d. J. und J. M. Grün sowie 1895 in London bei August Wilhelmj. Erste Auftritte ab 1892 in Wien, 1895 Debüt in London. Eine psychische Erkrankung setzte ihrer Karriere ca. 1901 ein Ende.

Clara von (gesch. Büdding, verh. von Boog): * 6.12.1877 Wien, † 20.12.1942 Wien. Sängerin. Wie ihre Schwester Elsa Schülerin von Hermine Granichstädten, weitere Studien bei A. Ferron und Jacques Pohl. Sie debütierte 1899 bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in einer Operette ihres Großvaters. 1901 als Soubrette nach Hamburg/D (angeblich Karl Schultze-Theater, gesichert Theater der Centralhalle) engagiert, 1902 möglicherweise kurzzeitig in Bromberg (Bydgoszcz/PL). 1902/03 für mehrere Monate Operetten- und Possensoubrette am Stadttheater von St. Pölten, 1903 folgte noch ein Gastspiel am Berliner Centraltheater unter G. Steiner. Danach sind keine Auftritte mehr überliefert. 1907 erste Ehe mit Bernhard Büdding (1873–1938), 1924 zweite mit Adolf v. Boog (1866–1929).


Literatur
A. Weigel, F. v. S. 2019; I. Scherney, F. v. S. 2005; J. Kromer, F. v. S., Diss. Wien 1941 [mit WV]; O. Schneidereit, F. v. S. 1977; MGG 12 (1965); Czeike 5 (1997); NGroveD 24 (2001) [mit WV]; Riemann 1961 u. 1975; SchubertL 1997; Wurzbach 40 (1880) [mit WV]; DBEM 2003; Erhart 1998; E. u. F. Anzenberger/W. Schwanzer, Märsche der k. u. k. Zeit 2004, 102–104; MGÖ 2 u. 3 (1995); Bauer 1955; Fremden-Bl. 1.7.1849, 4, 5.5.1855, 8, 28.6.1855, 8, 14.9.1855, 8, 9.6.1871, 3; Morgen-Post 5.10.1858, 4; Liste der Badner-Curgäste 1861, Nr. 2, 2; Oesterr. Buchhändler-Correspondenz 1.7.1869, 192; Dt. Ztg. 21.6.1872, 7; NFP 27.3.1892, 5, 26.5.1895, 6, 1.1.1896, 8, 1.11.1896, 15, 22.2.1898, 8; Wr. Salonbl. 3.4.1892, 10; Neues Wr. Tagbl. 4.3.1893, 6, 25.11.1900, 43, 21.7.1901, 12; Neuigkeits Welt-Bl. 24.10.1895, 4, 8.11.1896, 5; Das Vaterland 18.10.1896, IV; Dt. Kunst- & Musik-Ztg. 1.11.1896, 265 u. 267; Österr. Musik- u. Theaterztg. 15.11.1896, 3, 15.3.1898, 5; Reichspost 19.1.1897, 6, 24.3.1897, 1, 19.3.1898, 2, 7.4.1898, 9; Dt. Volksbl. 8.2.1897, 5; Dt. Musik-Ztg. 25.3.1899, 52; Neues Wr. Journal 27.3.1901, 9; St. Pöltner Ztg. 18.9.1902, 5; Taufbuch 1850–51 der Pfarre Reindorf (Wien XV), fol. 127; eigene Recherchen (Jahresberichte des Konservatoriums der GdM; Archiv der ÖAW: Bestand St. Anna, u. a. G13; Theater-Almanache).

Autor*innen
Alexander Rausch
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
20.1.2023
Empfohlene Zitierweise
Alexander Rausch/Christian Fastl, Art. „Suppè (fälschlich auch Suppé, Suppe Demelli), Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 20.1.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e405
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Grabdenkmal von Josef Tautenhayn (Wiener Bilder, 19.7.1896, 12)© ANNO/ÖNB
Grab von Franz v. Suppè am Wiener Zentralfriedhof (Wien XI)© 2021 Monika Kornberger
© 2021 Monika Kornberger
Gedenktafel am Sterbehaus von Franz v. Suppè, Opernring 23 (Wien I)© Hermann Zwanzger
© Hermann Zwanzger
Franz v. Suppè, S’ Meisterwerk. Lied in österreichischer Volksmundart von Baron Klesheim© Regenterei Kremsmünster
© Regenterei Kremsmünster

DOI
10.1553/0x0001e405
GND
Suppè (fälschlich auch Suppé, Suppe Demelli), Familie: 118757873
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