Mozart, Familie
Beider Söhne
Carl Thomas:
* 21.9.1784 Wien,
† 31.10.1858 Mailand/Lombardo-Venetien (Milano/I).
Beamter.
Das zweite der sechs Kinder von W. und C. M. Großvater L. berichtet über ihn (16.2.1785 an Nannerl): „Der kleine C. [Th.] sieht deinem Bruder ganz ähnlich. [...] das Kind ist übrigens sehr angenehm, denn es ist ungemein freundlich, und lacht so oft man’s anredet“; er hatte vor, C. Th. später auch selbst zu unterrichten (Brief vom 12.5.1786): „Der C. [Th.] soll auch, wenn Gott mich so lange leben läßt, zu mir kommen, und ich werde ihm das Geigen und viel andre schöne Sachen lernen.“ 1787 starb L., und W. gab C. Th. in die Obhut der 1782 gegründeten Erziehungsanstalt des Pädagogen Wenzel Bernhard Heeger in Perchtoldsdorf, wo er aber mit seiner Behandlung nicht sehr zufrieden war und sich um eine Unterbringung bei den Piaristen bemühte (Brief vom 14.10.1791 an C.): „Er sieht herrlich aus – für die Gesundheit könnte er kein bessers Ort haben, aber das übrige ist leider Elend! einen guten Bauern mögen sie wohl der Welt erziehen!“; W. bemängelt, dass C. Th. „fast noch weniger gern [lernt], weil er daraus nichts als vormittags 5 und nach Tisch 5 Stunden im Garten herumgeht [...]“. Aus seiner Kindheit berichtete C. Th. 1856, dass er sich lebhaft seines Vaters erinnere, der ihn während C.s Krankheiten viel habe spazieren führen müssen und von dem er „häufig in das Theater geführt worden“ sei. Ein Besuch der Zauberflöte am 13.10.1791 ist brieflich durch W. bezeugt (14.10.1791 an C.): „Dem C. [Th.] habe ich keine geringe Freude gemacht, dass ich ihm in die Oper abgeholt habe.“ Nach W.s Tod gab die Mutter C. Th. 1792–97 zunächst zu F. X. Niemetschek nach Prag, wo er wohnen konnte und Unterricht erhielt; Kost und ersten Klavierunterricht bekam er zugleich bei F. Dušek. Anscheinend ließen C.s wirtschaftlich ungesicherte Verhältnisse eine Musikerausbildung C. Th.’ zu diesem Zeitpunkt als zu riskant erscheinen. Er musste 1797/98 in einem Handelshaus in Livorno/I eine kaufmännische Ausbildung beginnen, während sein jüngerer Bruder für den Musikerberuf vorgesehen war. Aus einem Brief C. Th.’ aus Livorno vom 7.6.1798 an J. A. Streicher in Wien geht hervor, dass er sich mit dem Gedanken trug, mit Pianoforte Handel zu treiben, wozu es aber wohl aus Geldmangel nicht kam. Später nahm C. Th. doch noch einen Anlauf, den Musikerberuf zu ergreifen und wurde nun auch von C. darin bestärkt und finanziell unterstützt, wenngleich sie ihn kritisch mahnte, dem Erbe des Vaters gerecht zu werden. C. Th. zog 1805 nach Mailand und fand bei einem gewissen Consigliari Pinali einen einstweiligen Gönner, mit dem er sich aber bald überwarf. Auf Empfehlung von J. Haydn konnte er dann 1806 bei dem Komponisten Bonifazio Asioli, der 1807 Zensor (Direktor) des neugegründeten Mailänder Konservatoriums wurde, ein Musikstudium aufnehmen. 1808 riet ihm C., nach Wien zu kommen, da er – wie bereits sein Bruder F. X. W., der dabei war, Wien zu verlassen – bei J. G. Albrechtsberger und A. Salieri Unterricht haben könne und durch J. Weigl ihm eine Stelle am Theater in Aussicht gestellt sei. C. Th. blieb jedoch in Mailand und gab nach insgesamt drei Jahren sein Studium wieder auf. 1856 hob er die Richtigkeit seiner damaligen Entscheidung hervor, in der Erkenntnis, dass „Söhne eines Vaters, der sich ausgezeichnet hat, [...] doch niemals den an sie gerichteten Forderungen würden entsprechen können“. 1810 wurde er in Mailand Beamter beim Vizekönig von Neapel (bzw. bei der Österreichischen Regierung, als diese die Lombardei übernahm). Als C. im selben Jahr mit Nissen nach Kopenhagen übersiedelte, vermachte sie C. Th. das Walter’sche Pianoforte seines Vaters. Sowohl zu seiner Mutter und dem Stiefvater Nissen als auch zu F. X. W. hatte C. Th. lebenslang ein familiäres und herzliches Verhältnis. 1820 erhielt er Besuch von seinem Bruder, als diesen seine Kunstreise nach Italien führte. 1836 besuchte C. Th. seine Mutter in Salzburg, 1840 den Bruder in Wien. 1842 trafen beide Brüder anlässlich der Denkmalsenthüllung für W. A. M. noch einmal in Salzburg zusammen und wurden Ehrenmitglieder des Mozarteums. 1850 trat C. Th. in den Ruhestand. In Caversaccio bei Como/I erwarb er ein kleines Landgut, wo er bis zu seinem Tode wohnte. Noch bei guter Gesundheit, nahm er 1856 an der Säkularfeier für W. A. M. in Salzburg teil, und im selben Jahr begann er sein Testament zu machen, an dem er 1857 und 1858 noch Änderungen vornahm. Der Salzburger Dom-Musik-Verein und Mozarteum wurde als Universalerbe – ausgenommen der im Testament vorgenommenen Verfügungen – eingesetzt. Somit gelangte u. a. der Walther-Flügel seines Vaters in dessen Besitz. C. Th. blieb ledig, scheint allerdings eine Tochter Constanze gehabt zu haben, die 1833 an den Blattern starb.
Literatur
W. Hummel, W. A. M.s Söhne 1956.
W. Hummel, W. A. M.s Söhne 1956.
Autor*innen
Monika Reger
Letzte inhaltliche Änderung
10.11.2004
Empfohlene Zitierweise
Monika Reger,
Art. „Mozart, Familie“,
in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung:
10.11.2004, abgerufen am ),
https://dx.doi.org/10.1553/0x000664dd
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