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KerllKerlltrue (versch. Schreibweisen), Johann Caspar (Kaspar; Giovanni Gasparo; Gaspard) von
* 1627-04-1919. [julianischer Kalender: 9.] 4.1627 Adorf, Vogtland/D † 1693-02-1313.2.1693 München/D. Organist und Komponist. Sohn des Organisten Caspar K. In den 1640er Jahren Schüler von Giov. Valentini in Wien, war 1647–56 Organist in Brüssel bei Erzhzg. Leopold Wilhelm, auf dessen Kosten er bei Giacomo Carissimi in Rom studierte; während dieser Zeit unternahm er mehrere Reisen. 1656–73 Vize- bzw. Hofkapellmeister in München. 1657 wurde mit K.s Oper Oronte das Münchner Opernhaus eröffnet; 1673 ging K. nach Wien, erhielt 1675 eine Pension von Leopold I., der ihn bereits 1664 geadelt hatte, und wurde 1677 als Hoforganist beschäftigt (eine vermutete Tätigkeit als Domorganist an St. Stephan ist nicht nachweisbar). Seit 1683/84 war er wieder in München tätig, 1690 spielte er bei der Krönung von Joseph I. zum römisch-deutschen König in Augsburg/D. Zu seinen Schülern zählt u. a. Agostino Steffani. In seinen Klavierwerken folgt K. der Tradition eines Girolamo Frescobaldi bzw. J. J. Froberger, der auch Vorbild für K.s Suiten lieferte, und ist maßgeblich an der Entwicklung „von den locker gefügten Formen zu einheitlich und typisch durchgebildeten Stücken“ beteiligt. Von seinen Opern ist keine Musik überliefert, einzig ein Schuldrama (Pia et fortis mulier S Natalia S Adriani martyris coniuge expressa, Wien 1677) zeigt Einblicke in seinen dramatischen Stil. Als anfangs Giovanni Pierluigi da Palestrina nacheifernder Messen-Komponist hat K. eine konzertante Technik entwickelt, die gelegentlich Sinfonien und Sonaten einschließt. Ein zuverlässiges Werkverzeichnis K.s ist bislang an den zahlreichen verschollenen bzw. z. T. fälschlich zugeschriebenen Kompositionen gescheitert. Sein Sohn Johann Christophorus (get. 15.10.1669 München, † 3.5.1730 München) war ab 1702 Hoforganist in München.
Werke
18 überlieferte Messen; Requiem-Vertonungen; weitere kirchliche Vokalwerke; 11 Opern (Musik nicht erhalten, Autorschaft z. T. zweifelhaft); Kantaten; Orgel- (s. Tbsp.) und Klavierwerke. – Div. Ausg.: u. a. DTÖ 49 (1918; 2 Messen); Sämtliche Werke für Tasteninstrumente 1991ff.; ebenso in Diletto Musicale 1203–6, 1994.
Literatur
MGG 10 (2003); NGroveD 13 (2001) [mit WV]; MGG 7 (1958) [mit WV]; Riemann 1959 u. 1972; Czeike 3 (1994) [Kerrl]; H.-J. Olszewsky in m Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon 1992; Knaus 1968; R. Schaal, Quellen zu J. K. Kerll 1962; MGÖ 1 (1995).

Autor*innen
Uwe Harten
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Uwe Harten/Christian Fastl, Art. „Kerll (versch. Schreibweisen), Johann Caspar (Kaspar; Giovanni Gasparo; Gaspard) von“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d416
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
© Regenterei Kremsmünster
© Regenterei Kremsmünster
HÖRBEISPIELE

Fuga aus einem Stamser Orgelbuch, Handschrift, um 1700

Magnificat Octavi Toni aus Modulatio organico 1686
© 2011 Studio Weinberg, 4292 Kefermarkt

DOI
10.1553/0x0001d416
GND
Kerll(versch. Schreibweisen), Johann Caspar (Kaspar; Giovanni Gasparo; Gaspard) von: 118721941
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