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Vivaldi, Vivaldi, true Antonio Lucio
* 1678-03-044.3.1678 Venedig/I, † 7-/28-2727./28.7.1741 Wien. Priester, Komponist, Geiger und Impresario. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit ursprünglich für den Priesterberuf vorgesehen, übte er diesen jedoch kaum aus (konnte sogar ab ca. 1712 eine Befreiung vom Messelesen erwirken) und schlug bald nach der Priesterweihe (1703) die Musikerlaufbahn ein. Die Ausbildung war wahrscheinlich durch seinen Vater (Geige) bzw. nicht näher belegbare Musiker (G. Legrenzi?) seiner Heimatstadt erfolgt. 1703 wurde V. Musiklehrer am Ospedale della Pietà, einem der Konservatorien der Stadt, folgte wahrscheinlich jedoch schon um 1707/08 F. Gasparini als „Maestro de’ Concerti“ nach. Obwohl V. seine 1705 bzw. 1708/09 in Venedig erschienenen beiden ersten Opera (Triosonaten bzw. Violinsonaten, ab op. 3 in Amsterdam verlegt) und die Konzerte an der Pietà weit über die Grenzen Venedigs bekannt machten, wandte er sich ab ca. 1713 der Oper zu, der bis fast zu seinem Lebensende neben dem Konzert sein Hauptaugenmerk galt. Ab 1711 war V. an der Impresa des Teatro Sant’ Angelo beteiligt, schrieb jedoch auch für andere venezianische Opernhäuser und zahlreiche Bühnen in ganz Italien (Rom, Mantua, Florenz, Verona, Livorno, Mailand etc.). Zahlreiche prominente Besucher sind ab 1709 nachweisbar (Gottfried Heinrich Stölzel, Johann Georg Pisendel, Friedrich IV. von Dänemark und Norwegen, Daniel Gottlob Treu etc.), J. S. Bach bearbeitete eines seiner Konzerte für Orgel. Um 1719/20 befand sich V. in einem dreijährigen Dienstverhältnis als „Maestro di Cappella di S. A. il Sig. Principe Filippo Langravio d’Hassia-Darmestat“. Wie formell das 1735 im Textbuch zur Oper L’Adelaide angeführte Verhältnis zu Franz Stephan von Lothringen (K. Franz I.) war, als dessen „Maestro di capella di S. A. il duca di Lorena“ V. sich bezeichnete, kann nicht eindeutig festgelegt werden. Die 1729/30 stattgefundene Reise „in Germania“ führte V. wahrscheinlich nach Prag, wo es zu einer Kontaktaufnahme mit Anton Graf Sporck gekommmen ist, der 1726–32 fünf V.-Opern in seinem Theater durch die Truppe von A. Denzio aufführen ließ. 1728 traf V. mit Karl VI. zusammen, dem er ein Exemplar seines dem Kaiser gewidmeten op. 9 (La Cetra) überreicht haben soll. Da sich die Situation für V. gegen Ende der 1730er Jahre in Venedig zusehends verschlechterte (Probleme mit der Leitung der Pietà, Änderung des musikalischen Stils, Unstimmigkeiten am Theater), scheint V. mit der Reise nach Wien 1740 Hoffnungen für eine Anstellung im Umkreis des Hofes geknüpft zu haben, die sich (auch wegen des Todes von Karl VI. und der daraus resultierenden neuen Situation am Hof) nicht erfüllten. V. hat v. a. durch seine Concerti und Sonaten, deren Drucke eine für die damalige Zeit fast unglaubliche Verbreitung fanden und von den führenden Musikern der Zeit genau studiert wurden, Maßstäbe gesetzt und war eine der international geachtetsten Musikerpersönlichkeiten in der 1. Hälfte des 18. Jh.s. Dennoch geriet seine Musik bald nach seinem Tod in Vergessenheit und wurde durch einen Zufall wiederentdeckt (F. Kreisler spielte 1906 eine in barockem Stil selbstkomponierte Sonate unter dem Namen V.s, die bald zu einem höchst populären Stück wurde und das Interesse des späteren V.-Spezialisten Marc Pincherle erregte). V.s Leben hat Ch. Kolonovits komponierte „BaRock-Oper“ Die fünfte Jahreszeit (T: Angelika Messner) zum Inhalt, die am 3.6.2017 in der Volksoper Wien ihre Uraufführung erlebte.
Gedenkstätten
V.gasse (Wien X); Denkmal von Gianni Arico am Rooseveltplatz (Wien IX, s. Abb.); Gedenktafel an der Technischen Univ. (Karlsplatz 13, Wien I, s. Abb.).
Werke
ca. 94 Opern, mehr als 300 Konzerte (darunter zahlreiche Violinkonzerte) und Sonaten (darunter 13 gedruckte opera), Kirchenmusik, weltliche Kantaten. WV: P. Ryom, Répertoire des Œuvres d’ A. V. 1986 = RV.
Literatur
Th. Antonicek/E. Hilscher, V. 1997; M. Talbot, A. V. 1985; W. Kolneder, Lübbes V. Lex. 1984; M. Stegemann, V. 1985; NGroveD 26 (2001); MGG 13 (1966); https://www.volksoper.at (6/2017).

Autor*innen
Elisabeth Th. Hilscher
Letzte inhaltliche Änderung
28.9.2020
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Vivaldi, Antonio Lucio‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 28.9.2020, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e5b4
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Denkmal von Gianni Arico am Rooseveltplatz (Wien IX) © Christian Fastl
© Christian Fastl
Detail des Denkmals von Gianni Arico am Rooseveltplatz (Wien IX) © Christian Fastl
© Christian Fastl
Gedenktafel an der Technischen Universität (Karlsplatz 13,  Wien I)© Monika Kornberger
© Monika Kornberger

DOI
10.1553/0x0001e5b4
GND
Vivaldi, Antonio Lucio: 118627287
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