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Venedig in Wien
Theater- und Vergnügungsstätte (Wien II, Prater, vom Nordbahn-Viadukt zwischen Prater-Hauptallee und Ausstellungsstraße). Kleinere Vorbilder im Ausland – „Venice in London“ (1890), „Venedig in Berlin“ (1894) – sowie das große Publikumsinteresse an der vom 7.5. bis 9.10.1892 in Wien gezeigten Internationalen Ausstellung für Musik und Theaterwesen bewogen den Theatermacher Ga. Steiner, seine Idee eines großstädtischen Sommeretablissements in die Realität umzusetzen, zumal während der Sommermonate in Wien die Theater geschlossen hatten und das spärliche Kulturangebot mit der Nachfrage nicht Schritt hielt. Im Februar 1895 schloss Steiner mit The Assets Realisation Company, der Eigentümerin des „Englischen Gartens“ (ehemals „Kaisergarten“), einen Pachtvertrag. Bereits am 22.5.1895 erfolgte die Eröffnung von V. i. W. Der Architekt Oskar Marmorek hatte sich bemüht, in Details reichhaltig die Reize und den Charakter der Lagunenstadt wiederzugeben; Ingenieur Gustav Bruck hatte die mit Gondeln befahrbaren Kanäle gebaut. Neben Kaufläden und mannigfachen Restaurationsstätten boten zahlreiche Bühnen ein abwechslungsreiches Programm: Konzerte, Operetten, Wiener Lokalpossen, französisches Lustspiel, Revuen, Kabarett u. a. Die wichtigsten Bühnen waren das 1898 eröffnete Sommertheater (Operette), die 1903 gebaute Olympia-Arena (Spektakelstücke) sowie ab 1905 die Parisiana. Renommierte Komponisten (F. Lehár, R. Strauss, C. M. Ziehrer) und Interpreten der Operette und des Wienerlieds bereicherten eineinhalb Jahrzehnte lang das Angebot. Zahlreiche Operetten wurden erfolgreich uraufgeführt, darunter Frühlingsluft (1903, E. Reiterer nach Jos. Strauß) und Tausend und eine Nacht (1905, E. Reiterer nach Joh. Strauß Sohn), aber u. a. auch A. Schönbergs Pierrot lunaire gegeben. 1897 wurde vom englischen Ingenieur Walter B. Basset – der zuvor schon „Gigantic Wheels“ in London (1894) und Blackpool (1896) gebaut hatte – das Riesenrad errichtet, das am 21.6.1897 eröffnet wurde. Bis 1914 fanden wiederholt größere Um- und Neubauten statt, um das Publikum mit neuen Attraktionen anzulocken: „Internationale Stadt“ (1901), „Blumenstadt“ (1902), „Elektrische Stadt“ (1903) usw. Nach etlichen Sanierungsversuchen musste Steiner im September 1911 Konkurs anmelden und die Direktion zurücklegen.

Steiners erneuter Versuch, das Projekt unter dem Namen „Kaisergarten“ zu führen, mündete Ende August 1912 ebenfalls im Konkurs. Auch seine Nachfolger hatten keinen Erfolg, Anfang August 1914 wurde der „Kaisergarten“ endgültig geschlossen.


Literatur
N. Rubey/P. Schoenwald, V. i. W., Theater u. Vergnügungsstadt der Jh.wende 1996; Czeike 5 (1997); R. Busch in H. Uhl (Hg.), Kultur – Urbanität – Moderne 1998; Neues Wr. Tagbl. 8.5.1912, 17; Montags-Ztg. Zwölf Uhr-Bl. 2.9.1912, 1; Wr. Montagbl. 30.6.1913, 2; Arbeiter-Ztg. 3.8.1914, 2, 16.12.1914, 8f.

Autor*innen
Norbert Rubey
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
19.8.2020
Empfohlene Zitierweise
Norbert Rubey/Monika Kornberger, Art. „Venedig in Wien‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 19.8.2020, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e57c
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

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DOI
10.1553/0x0001e57c
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