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Tuba
Bezeichnung für ein Blasinstrument (von lat. tubus = Röhre), deren Bedeutung sich im Laufe der Geschichte mehrmals wandelte. Die für den österreichischen Raum wichtigsten sind: 1. für die überwiegend zylindrische Langtrompete der Etrusker und Römer, ein militärisches Signalinstrument, welches aber auch bei religiösen und weltlichen Zeremonien (z. B. neben der Hydraulis in der Arena) eingesetzt wurde (Austria Romana). 2. Vom 16. bis zum 18. Jh. wurde die lateinische Form T. bzw. T. ductilis neben der sonst gebräuchlicheren italienischen Trombone als Bezeichnung für die Posaune verwendet. 3. Im moderneren Sprachgebrauch versteht man unter T. relativ weit mensurierte, tiefe Polsterzungeninstrumente, die – mit Ausnahme des Maschinenteils – eine durchgehend konische Röhre aufweisen. Im September 1835 erhielten der preußische Militärmusikdirektor Wilhelm Friedrich Wieprecht (1802–72) und der Blechblasinstrumentenbauer Johann Gottfried Moritz (1777–1840) in Berlin das Patent auf ihre T., an deren Entwicklung die beiden seit Mitte der 1820er Jahre gearbeitet hatten. Historisch handelt es sich bei der T. um eine echte Neukonstruktion ohne direktes Vorbild und um das erste Polsterzungeninstrument in 16’-Lage. Der frühe Typus, ein Instrument in F, ist mit fünf sog. Berliner Pumpventilen ausgestattet. Die ersten drei sind mit der rechten, die beiden anderen mit der linken Hand zu bedienen. Die Ventile 1, 2, 4 und 5 vertiefen jeweils um einen Halb- bzw. Ganzton, das dritte Ventil stimmt das Instrument von F nach C um (Quartventil). Wenn sich auch die frühen T.-Formen in gewisser Hinsicht an die Konstruktion der mit Klappen oder Ventilen ausgestatteten Ophikleide anlehnten, so sind sie im Unterschied zu dieser bis zum Grundton melodisch einsetzbar. Später entwickelte Wieprecht Instrumente mit sechs Ventilen, um v. a. Intonationsschwächen in den Griff zu bekommen. Die Hauptstimmungen der T.en sind heute F, Es, C und B. In Österreich sind v. a. die Stimmungen in F und B in Gebrauch. Die lückenlos chromatisch spielbare, tonstarke T. fand sehr rasch vornehmlich in größeren Bläserformationen (Blasorchester), später auch im Sinfonieorchester (Orchester) Einzug. Im symphonischen Werk von A. Bruckner und G. Mahler spielt die T. eine besonders markante Rolle.

Die T. der Wiener Bauart (Wiener Konzert-T.) wurde erstmals 1875 von der Berliner Firma Edmund Paulus gebaut, ist im Vergleich zu anderen Instrumenten kleiner und besitzt einen schmalen Stürzendurchmesser mit weniger stark ausgeprägter konischer Erweiterung. Sie ist mit 3+3 Zylinderventilen ausgestattet, wird leicht nach vorn gedreht vor dem Körper gehalten. Ihr Klang verschmilzt, der engeren Mensur des Instruments wegen, sehr gut mit dem der Posaunengruppe.

Zu den unmittelbaren Vorgängern und später auch Konkurrenten der T. gehören die Ophikleide und das Bombardon. Die Ophikleide, ein in Frankreich entwickeltes, aus Messing gefertigtes, tiefes Blasinstrument mit einem Mundstück, das dem der Posaune sehr ähnlich ist, war ursprünglich mit neun Klappen ausgestattet. Das Instrument, auf welchem „alle Intervalle nach Belieben gebunden werden können, und man mit gleicher Leichtigkeit in allen Tonarten spielt“ (E. Lannoy in Jeitteles 2, 153), wurde 1832 in Wien bekannt. Bereits 1835 baute L. Uhlmann Ophikleiden mit Ventilen. Ein anderer Wiener Blechblasinstrumentenbauer, We. Riedl, stellte 1829 ein anfangs mit zwei Ventilen ausgestattetes, tiefes Blechblasinstrument vor, das er Bombardon nannte. Am 4.9.1833 erhielt Riedel das Patent zur Erweiterung seines Bombardons um zwei weitere Ventile. In der Folge glichen sich die beiden Instrumententypen oft an. So wurden fallweise Bombardons mit Ophikleidenschallstücken als Ventilophikleiden bezeichnet. Die allmähliche Annäherung der Mensur der Ophikleide an die des Bombardons verwischte die Grenzen zwischen den beiden Instrumenten, sodass für eine längere Zeit auch eine terminologische Verwirrung festzustellen ist. Riedls Bombardon in seiner tubaförmigen Ausführung wurde bis um die Jh.mitte auch mit Basshorn bzw. Corno basso oder Chromatisches Basshorn bezeichnet.

Der Wiener Instrumentenbauer I. Stowasser war maßgeblich an der Entwicklung einer Sonderform der T., des klangstarken Helikons, beteiligt, welches um den Leib getragen wird. 1848 reichte er in Wien einen Patentantrag für ein solches Instrument ein.

Seit 1883 baute die Firma Cervený den sog. „Kaiserbass“ in Form eines Bombardons mit engem Mundrohrbeginn und weit ausladendem Schallstück oder als T. mit weitem stumpfem Schallstück, je nach Klangvorstellung bzw. Kundenwunsch. Als Kaiserbass gilt heute die T. mit einem Stürzendurchmesser von ca. 50 cm.


Literatur
H. Heyde, Das Ventilblasinstrument 1987; G. Zechmeister in Brass Bulletin 75 (1991) u. 98 (1997); W. Waterhouse, The New Langwill Index 1993; MGG 9 (1998); Th. Brunner, Vom Serpent zur Basstuba. Ein kurzer Überblick über die Gesch. des tiefsten Blechblasinstruments, Dipl.arb. Graz 2004; E. Lannoy in I. Jeitteles, Aesthetisches Lex. 2 (1836).

Autor*innen
Klaus Hubmann
Letzte inhaltliche Änderung
22.3.2022
Empfohlene Zitierweise
Klaus Hubmann, Art. „Tuba‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.3.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e518
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Josef Riedl, Musizierender Knabe (1923). Gemeindebau ‚Fuchsenfeldhof‘ (Hof III), Karl-Löwe-Gasse 17–19 (Wien XII)© Björn R. Tammen
© Björn R. Tammen
Hildegard Kraupa, Weinhütereinzug, Sgraffito-Wandbild (1959/60). Gemeindebau Arnethgasse 95–99 (Wien XVI)© Björn R. Tammen
© Björn R. Tammen

DOI
10.1553/0x0001e518
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