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Trompeterautomat von Mälzel
Musikautomat. J. N. Mälzels 1807/08 gebauter mechanischer Feldtrompeter existiert nicht mehr. 1808 von Mälzel in Paris präsentiert, war er fortan ein unentbehrlicher Begleiter und Zugstück ersten Ranges auf seinen Kunstreisen. Aus den historischen Berichten können der Tonvorrat, die Performanz und das Repertoire des T.en erschlossen werden: Er spielte österreichische und französische Kavalleriesignale, sowie Märsche u. a. von J. Dussek, J. Weigl, I. Pleyel, I. Moscheles und A. Salieri, zu denen Mälzel selbst den Klavierpart übernahm oder die zusammen mit Orchester vorgetragen wurden. Überdies lässt sich erkennen, dass seine Konstruktion jener des heute noch in Schwarzenberg im Erzgebirge/D vorhandenen TrompeterautomatenT.en von 1816/17, der von Peter Heinrich (Uhrmacher in Prag) und Johann Christian Seyffert (Flöten- und Uhrspielwerkmacher in Wien) hergestellt wurde, entsprach: Die fünf Töne wurden durch die mechanische Verkürzung einer aufschlagenden Zunge hervorgebracht. Friedrich Kaufmann lernte den Mälzelschen T. in Wien kennen und baute 1810/12 ebenfalls einen solchen Automaten (heute in München, Deutsches Museum), verfolgte jedoch ein anderes technisches Konzept und fügte den Prinzipaltönen noch die Clarinlage hinzu. Auf den historischen Nachrichten und Befunden basierend, konstruierte Jakob Scheid (Univ. für angewandte Kunst, Wien) 2014/15 einen Nachbau, bei dem die Klangerzeugung weitgehend dem originalen Vorbild entspricht, die Steuerung aber elektronisch erfolgt und die Musik nicht auf einer Stiftwalze, sondern als MIDI-File auf einer Speicherkarte fixiert ist. Die Nachforschungen förderten zudem einen originalen Marsch für Mälzels T. von F. Kalkbrenner zu Tage (in einer Fassung für Klavier zu vier Händen; British Library, Musiksammlung), der mit größter Wahrscheinlichkeit zum ersten Mal am 19. Mai 1809 im Burgtheater in Wien vomT. gemeinsam mit Orchester gespielt wurde. 1818 stellte Mälzel ein verbessertes Modell seines mechanischen T.en in London vor, außerdem soll er auch für den belgischen Zauberkünstler und Illusionisten Étienne-Gaspard Robert (besser bekannt als Stephan Kaspar Robertson) einen mechanischen T.en gebaut haben.

Der genannte Marsch von Kalkbrenner wurde erstmals am 11.3.2015 vom Nachbau des T.en gemeinsam mit einem Streichquintett im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften aufgeführt (Entwurf der Trompetenstimme: Helmut Kowar, Einrichtung für Streichquintett: Thomas Trsek).


Literatur
Journal de l’Empire 12.10.1808, 1–3; Vaterländische Bll. für den österreichischen Kaiserstaat 24.6.1808, 114; R. Wolf in Archiv für Musikwissenschaft 66 (2009); R. Wolf, Die Musikmaschinen von Kaufmann, Mälzel und Robertson 2012; R. Steblin in [Fs.] David Hiley 2013; E. Weißflog in Das mechanische Musikinstrument 74 (1999); H. Kowar in StMw 59 (2017).

Autor*innen
Helmut Kowar
Letzte inhaltliche Änderung
22.9.2017
Empfohlene Zitierweise
Helmut Kowar, Art. „Trompeterautomat von Mälzel‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.9.2017, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0033e78c
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Trompeterautomat von Johann Nepomuk Mälzel, Nachbau von Jakob Scheid, 2014/15© Franz Pavuza, ÖAW Phonogrammarchiv
© Franz Pavuza, ÖAW Phonogrammarchiv
Trompeterautomat von Friedrich Kaufmann, 1810/12. Deutsches Museum München© Christian Fastl
© Christian Fastl
Trompeterautomat von Peter Heinrich und Johann Christian Seyffert, 1816/17. Museum Schloß Schwarzenberg© Christian Fastl
© Christian Fastl


DOI
10.1553/0x0033e78c
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