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Trienter Codices
Sieben Handschriften, die sich in Trient befinden und zu den wichtigsten Überlieferungen des 15. Jh.s gehören. Die ersten sechs wurden 1885 von Franz Xaver Haberl entdeckt, 1891 vom österreichischen Kultusministerium angekauft und zur Bearbeitung und Edition durch die Denkmäler der Tonkunst in Österreich (G. Adler) nach Wien gebracht, mussten aber nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund des Friedensvertrags von St. Germain/F an Italien zurückgestellt werden. Seither sind jene sechs im Museo civico di Trento (Castello del Buon Consiglio, Monumenti e Collezioni Provinciale, sign. 1374–79, olim 87–92) aufbewahrt. Eine weitere, von ihm mit der noch heute (2006) verwendeten Hilfssignatur „93“ versehen, wurde 1920 durch R. v. Ficker aufgefunden und befindet sich in der Biblioteca capitolare Trento (ohne Sign.). Meist werden sie von Musikologen noch immer mit den alten Signaturen bezeichnet. Nach der Erfassung in einem ersten thematischen Katalog und Edition von fünf Auswahlbänden in den DTÖ führte die Rückgabe an Italien zu nationalistisch geprägten Auseinandersetzungen, die erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jh.s überwunden wurden und v. a. durch Zusammenarbeit einer jüngeren internationalen Forschergeneration zu den gewünschten Ergebnissen führte. Die beiden älteren (Tr. 87 u. 92) wurden wenigstens teilweise von J. Lupi geschrieben, der mittlere Tr. „93“ wahrscheinlich von J. Prenner und die jüngeren (88–91) zum Großteil von J. Wiser (bzw. unter seiner Leitung).
Literatur
N. Pirrotta/D. Curti (Hg.), [Kgr.-Ber.] I Codici musicali Trentini a cento anni dalla loro riscoperta. Trento 1985, 1986; P. Wright (Hg.), [Kgr.-Ber.] Codici musicali Trentini. Nuove scoperte e nuovi orientamenti della ricerca. Trento 1994, 1996; R. Flotzinger in M. Gozzi (Hg.), [Kgr.-Ber.] Manoscritti di polifonia nel quattrocento Europeo. Trento 2002, 2004; M. Gozzi in K. Drexel/M. Fink (Hg.), Musikgesch. Tirols 1 (2001); Strohm 1993; P. Wright in Early Music History 6 (1986); R. Lunelli in Note d’Archivio per la storia musicale 4 (1927); T. R. Ward in Mus. disc. 29 (1975); P. Wright in Early Music History 22 (2003); S. E. Saunders, The dating of the Trent codices from their watermarks, with a study of the local liturgy of Trent in the fiftheenth century, Diss. London 1983; MGG 9 (1998).

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2006
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Trienter Codices‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2006, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e4fd
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

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Motette Advenisti desiderabilis aus der Sammelhs. Trient 88