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Stefaniensaal (Stephaniensaal)
Konzertsaal in Graz, heute Bestandteil des Veranstaltungskomplexes Grazer Congress (Convention Center Graz, Albrechtgasse 1). Benannt nach Kronprinzessin Stephanie, Gemahlin des Kronprinzen Rudolf, erbaut durch die Steiermärkische Sparkasse in der Bautradition der großen Konzertsäle des 19. Jh.s (Architekt Matthias Seidl, Bauausführung Stadtbaumeister Andrea Franz) und nach zweijähriger Bauzeit am 4.11.1885 eröffnet (u. a. stand die 9. Symphonie L. v. Beethovens unter K. Muck auf dem Programm).

In einer zweiten Bauphase (1906–08) wurde das Gebäude erweitert, der Saal nach Plänen von Leopold Theyer vergrößert (mit einer Haupttreppe inkl. Beethovenskulptur aus weißem Marmor von Johannes Benk versehen) und um einen kleineren Saal für Kammerkonzerte ergänzt. Beide Säle erhielten zur Optimierung der Akustik doppelte Rabbitzdecken. Die Eröffnung des St.s erfolgte durch eine feierliche Schlusssteinlegung und ein Festkonzert mit wohltätigem Zweck am 28.4.1908 (u. a. kam die 9. Symphonie Beethovens unter H. Rosensteiner zur Aufführung). Die Widmung der Säle als „Pflegestätte für Kunst und Wissenschaft“ wurde mehrfach (auch in der Tagespresse) betont.

Die Vergrößerung des St.s entspricht weitgehend auch den heutigen Ausmaßen (38 x 16 x 11,5 m, an drei Seiten Galerie, an der Breitseite Balkon), wenngleich 1955/56 und 1980 grundlegende Renovierungen am Gebäudekomplex und Modernisierungen der Innenräume erfolgten (Eröffnungskonzert am 26.9.1980 unter Mariss Jansons mit Werken von Hector Berlioz, Beethoven und Peter I. Tschaikowsky). Die ursprünglich im St. eingebaute Orgel der Firma Walcker (Ludwigsburg/D) wurde nach jahrzehntelanger Unspielbarkeit 2002 durch die Orgel der Firma Orgelbau Klais (Bonn) ersetzt (Eröffnungskonzert im Rahmen eines Konzertes der Kunstuniv. Graz am 17.12.2002). Die Anzahl der Sitzplätze wird heute (2019) mit 1050 angegeben. Als akustisch hervorragender und einer der schönsten historischen Konzertsäle, der jedoch auch die zeitgemäßen Anforderungen eines allgemeinen kulturellen Veranstaltungsmanagements erfüllt, wurde er in die Vereinigung Historic Conference Centres of Europe (HCCE) aufgenommen.

Der St. erlangte als Ort von UA.en/EA.en Bedeutung: z. B. erfolgte im St. die österreichische EA von A. Bruckners 7. Symphonie am 14.3.1886 unter C. Muck in Anwesenheit von Bruckner (der bei diesem Anlass auch auf der Orgel improvisierte). Heute wird der St. auch als Aufnahmeort für Tonträger geschätzt. Im Rahmen der Konzerte des Festivals styriarte spielte N. Harnonourt zahlreiche Werke ein (z. B. alle Beethoven-Symphonien). Nach wie vor aber ist der St. der Hauptveranstaltungsort der Konzerte des Musikvereins für Steiermark , der im selben Gebäude seinen Sitz hat. Die Konzertsäle des Gebäudekomplexes Grazer Congress werden von verschiedenen Veranstaltern des Grazer Kulturlebens regelmäßig in Anspruch genommen (styriarte, Kunstuniv. Graz, steirischer herbst [Musikprotokoll] u. a.).

Der seit 1908 bestehende Kammermusiksaal (28 x 10 x 7,7 m) bietet heute Platz für 412 Personen. An der Stirnseite befinden sich drei halbmondförmige Bilder mit musikalischen Darstellungen von Julius Schmid (Schuppanzigh-Streichquartett, W. A. Mozart als Dirigent und J. Haydn als Zuhörer, Fr. Schubert am Klavier mit J. M. Vogl, J. und K. Fröhlich), die für die „Pflege der höchsten musikalischen Kunstform, der Kammermusik“ (Kaiserfeld/Poschacher) stehen. Eröffnet wurde der Kammersaal mit einem Konzert am 30.11.1908, ausgeführt von den Lehrern des Steiermärkischen Musikvereins.


Literatur
E. Kaufmann (Hg.), 175 Jahre Musikverein für Steiermark Graz 1815–1990, 1990; 50 Jahre Konzertsäle der Steiermärkischen Sparkasse Graz, 1958; Fs. zur Erinnerung an die Eröffnung der Konzertsäle der Steiermärkischen Sparkasse in Graz am 28. Nov. 1908, 1908; W. Kaiserfeld/H. Poschacher, Die Steiermärkische Sparkasse in Graz. Denkschrift anlässlich ihres 100jährigen Bestandes 1825–1925, 1925; Tagespresse zu den jeweiligen Eröffnungskonzerten; https://mcg.at/locations/congress-graz/ (6/2019).

Autor*innen
Ingeborg Harer
Letzte inhaltliche Änderung
3.6.2019
Empfohlene Zitierweise
Ingeborg Harer, Art. „Stefaniensaal (Stephaniensaal)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 3.6.2019, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x001301a0
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x001301a0
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