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Schubertiade
Ursprünglich eine gesellige Zusammenkunft in Fr. Schuberts Freundeskreis, bei der ausschließlich Werke von Schubert aufgeführt wurden; im 20. Jh. auch Bezeichnung für Festivals und Musikfeste (in Schwarzenberg/V, New York/USA und Wien), auf deren Programmen vorwiegend Kompositionen von Schubert stehen. Der Begriff der Sch. geht vermutlich auf Schuberts Freund Franz von Schober zurück und lässt sich erstmals in einem Brief Schobers an Josef von Spaun vom 4.11.1821 nachweisen. Veranstaltungen dieser Art, bei denen Schubert als Komponist und ausübender Musiker im Mittelpunkt stand, fanden von Jänner 1821 bis zum Beginn des Jahres 1828 in Wien, St. Pölten, Atzenbrugg, Linz, Steyr, Steyregg/OÖ, St. Florian, Gmunden, Salzburg und Graz statt. 1824 berichtete der Maler L. Kupelwieser aus Rom, dass er sich auch dort „zuweilen Sch.n gebe“. Diese den musikalischen Abendunterhaltungen ähnlichen Veranstaltungen im bürgerlichen Wohnbereich dienten Schubert als wohl wichtigstes Forum zur Bekanntmachung seiner Werke. Aufgeführt wurden dabei v. a. Klavierkompositionen (zu zwei und zu vier Händen), Lieder und Kammermusik. Als Interpreten wirkten daran neben Schubert häufig der Amateurpianist Josef von Gahy und der Sänger J. M. Vogl mit. Eine Sch., die oft mehrere Stunden dauern konnte und in deren Verlauf das Publikum auch bewirtet wurde, endete häufig als Tanzunterhaltung, zu der Schubert meistens selbst am Klavier improvisierend aufspielte. Es gab aber auch Hausbälle, die zu Sch.n umfunktioniert wurden. Typisch für die Sch. war ihr privater Charakter und eine gemeinschaftliche künstlerische Betätigung der daran Teilnehmenden. Freunde Schuberts (F. v. Schober, Karl Ritter von Enderes, Josef Wilhelm Witteczek und ab 1826 v. a. J. v. Spaun) stellten dafür ihre Wohnungen zur Verfügung. Moritz von Schwind hat eine Sch. in seiner bekannten Sepiazeichnung Ein Schubert-Abend bei Josef von Spaun aus dem Jahr 1868 dargestellt. Nach Schuberts Tod begegnet der Begriff nur noch vereinzelt. Wieder aufgegriffen und neu belebt wurde er 1901 durch A. Kirchl, der als Chormeister des Wiener Schubertbundes solche Veranstaltungen regelmäßig in Wiener Adelshäusern und Ringstraßenpalais organisierte. Als Moderator wirkte daran anfangs E. Mandyczewski mit. Unter den heute (2005) unter diesem Begriff existierenden Festivals ist v. a. die Sch. Schwarzenberg hervorzuheben, die 1976 von Hermann Prey in Hohenems gegründet wurde.
Literatur
Deutsch, Schubert Erinnerungen 1957; Deutsch, Schubert Dokumente 1980; R. Klein in ÖMZ 33 (1978); SchubertL 1997.

Autor*innen
Walburga Litschauer
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Walburga Litschauer, Art. „Schubertiade‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001e1b3
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.