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Protestanten
Volkstümliche Bezeichnung für die Anhänger des sog. Protestantismus, d. i. der nach der „Protestation“ der evangelischen Reichsstände gegen die Religionspolitik K. Karls V. auf dem Reichstag von Speyer/D (1529) hervorgegangenen christlichen Kirchen bzw. der v. a. im 19. Jh. darunter verstandenen Kulturströmung. Obwohl die P. in den Habsburgischen Erblanden durch die Gegenreformation zur Emigration gedrängt und spätestens 1624/25 gezwungen wurden („Exulanten“), haben sich in einigen Alpengebieten Geheim-P. gehalten. Nachdem es noch 1731/32 in Salzburg unter Erzb. Graf Firmian und in Österreich 1734–76 unter K. Karl VI. und K.in Maria Theresia zu Zwangsumsiedlungen (insbesondere nach Siebenbürgen) gekommen war, wurde ihnen bereits im sog. Toleranzpatent K. Josephs II. (13.10.1781) freie Religionsausübung zugesichert (Josephinismus). Im sog. P.-Patent K. Franz Josephs I. (8.4.1861) erhielten sie, inzwischen ca. 9,5 % der Gesamtbevölkerung gegenüber ca. 68 % Katholiken, die vollständige Gleichberechtigung. Durch den Zuzug evangelischer Flüchtlinge aus ehemaligen Gebieten der Monarchie zu Ende des Zweiten Weltkriegs (1945; Migrantenmusik) erfuhr die evangelische Kirche Österreichs einen bedeutsamen Zuwachs, ihr Verhältnis zum Staat ist im sog. P.-Gesetz (6.7.1961) geregelt.

Das gegenüber der (west-)römischen (katholischen) Kirche andere Liturgie-Verständnis der protestantischen (evangelischen, lutherischen) Kirchen führte dazu, dass der in diesen bevorzugt gepflegte volkssprachige Gemeindegesang bzw. die in diesem gesungenen Melodien spätestens seit Ende des 16. Jh.s als „protestantischer Choral“ bezeichnet werden (lat. choralis = vom Chor [dort der Geistlichen, hier der gesamten anwesenden Gemeinde] gesungen). Ausschließlich durch entsprechenden Gebrauch jedoch begründet ist, dass auch die Bezeichnung „Choralbearbeitung“ meist nur auf letzteren bezogen wird und sich für die vielfältigen, seit dem Mittelalter geübten Bearbeitungsmöglichkeiten des sog. Gregorianischen Chorals nicht durchgesetzt hat. Zu den weiteren Aspekten: Reformation.


Literatur
ÖL 2 (1995); MGG2 (1995).

Autor*innen
Rudolf Flotzinger
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Rudolf Flotzinger, Art. „Protestanten‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001ddfa
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