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Passionslied
Geistliche Volkslieder, die das Leiden Christi thematisieren (auch Kreuzweglieder oder Fastenlieder). Sie erklingen bei Singbräuchen der Fastenzeit und besonders der Karwoche wie „Leiden-Christi-“, „Maschta-“ (= Marter-), „Grab-“, „Antlaß-Singen“, Kreuzweg- und Ölbergandachten, Fastenpredigten usw., wurden aber wegen des inhaltlichen Bezuges häufig auch bei Totenwachen verwendet. Viele waren ursprünglich zweifellos den einst zahlreich vorhandenen Passionsspielen zugeordnet und wurden durch Flugblattdrucke verbreitet. Ihre Entstehung geht auf die Zeit der Gegenreformation zurück, wo sie mit dem Ziel der Stärkung der Volksfrömmigkeit durch verschiedene Orden (v. a. Kapuziner, Franziskaner, Jesuiten) und Bruderschaften gepflegt wurden. Typische Ausformungen sind Dialoge zwischen Jesus und Maria, Betrachtungen der Kreuzwegstationen, Anklänge an Nachtwächterrufe sowie die beziehungsvolle Aufführungspraxis zu gewissen Tages- oder Nachtstunden an den entsprechenden „heiligen“ Plätzen, beruhend auf dem Gedanken der „passionis Christi compassio“, dem Mitleiden mit dem Leiden des Erlösers. Die von diesen traditionellen Formen zu unterscheidenden „Passionssingen“ als weihevoll-religiöse Veranstaltungen der Volksmusikpflege sind nach dem Vorbild der „Adventsingen“ in den 1960er Jahren an mehreren Orten in Österreich und Bayern entstanden.
Literatur
A. Anderluh, Kärntens Volksliedschatz 3: Brauchtumslieder 2 (1970); C. Bresgen, P. in Salzburg 1975; W. Deutsch in JbÖVw 15 (1966); W. Deutsch et al., Das Volkslied in Österreich 1993; F. Grieshofer in JbÖVw 19 (1970); K. Horak in W. Deutsch/H. Dengg (Hg.), Die Volksmusik im Lande Salzburg 1979; L. Kretzenbacher, Passionsbrauch und Christi-Leiden-Spiel in den Südostalpenländern 1952; F. Markmiller (Hg.), Passionsmusik 1987; G. Mittergradnegger, Die Lieder in den Kärntner Passionsspielen 1993; D.-R. Moser in J. Sulz/Th. Nußbaumer (Hg.), Religiöse Volksmusik in den Alpen 2002; L. Schmidt in JbÖVw 2 (1953); F. Stubenvoll, Geistliche Lieder aus der Weinviertler Singtradition 1995.

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
15.5.2005
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Passionslied‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.5.2005, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001dc67
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.