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Maux, Maux, true Richard Karl
* 1893-01-2626.1.1893 Wien, † 1971-08-022.8.1971 Wien. Altphilologe, Musikpädagoge, Komponist. Sohn des Donaudampfschifffahrtsgesellschaftsbeamten Alexander M. und seiner Frau Flora, die aus der Musikerfamilie Kosch stammte. Wuchs die ersten acht Jahre im Haus der Großeltern in Weidling bei Klosterneuburg auf, wo er ersten Musikunterricht erhielt. Ab 1901 lebte er in Wien IX und besuchte die MSch. Kosch. 1909–11 war M. Harmonielehre- und Orgel-Schüler des Organisten an St. Michael, K. Paur. 1911–16 studierte er Altphilologie an der Univ. Wien (Dr. phil. 1916) und war in dieser Zeit auch Hörer von H. Grädener (1911–14), R. Wallaschek (1913–15) und Franz Emanuel Kühnert (1852–1918; Chinesische Musik 1913). Bei Grädener bis 1917 auch Privatschüler, kam er hier in Kontakt mit E. W. Korngold und F. Schreker. Grädener ermunterte ihn auch, seine Interessen in Musikwissenschaft und Altphilologie zu bündeln. Erste Eigenkompositionen konnte M. 1910 in Grünau/OÖ, wohin er seit 1907 enge Beziehungen hatte, zur Aufführung bringen. Bei den jährlichen Aufenthalten in der oberösterreichischen Sommerfrische wirkte M. regelmäßig bei musikalischen Veranstaltungen aller Art mit; 1911 war er bereits Dirigent eines Salonorchesters, 1913 Mitbegründer und in der Folge mehrere Jahre Dirigent der Musikfreunde Grünau (noch 1929 federführend bei der Wiederbelebung des Vereins). Als Streichquartett-Spieler trat M. auch in Wels und Linz auf. In Wien gelangten erste Lieder 1912/13 zur Aufführung, gefördert wurde er dabei von seinem Onkel (und Trauzeugen) H. Kosch bzw. dem Rossauer MGV. Ab 1915 (in Wels) bzw. ab 1917 (in Wien) waren erste Lieder auch bereits im Druck erhältlich; 1920 erstes Kompositionskonzert in Wien. 1919 legte M. die Lehramtsprüfung für Griechisch ab und unterrichtete Griechisch und Latein zunächst kurz im Gymnasium in der Wasagasse (Wien IX) sowie 1920–58 am Gymnasium in der Maroltingergasse (Wien XVI); hier wirkte er ab 1923 auch als Gesanglehrer, übernahm bald den gesamten Musikunterricht und baute eine intensive Musikpflege auf (Orchester, mehrere Chöre). Zur Weiterbildung studierte er 1922–24 an der Univ. Wien Literatur- und Theatergeschichte (auch Hörer von H. Gal 1922–24 und R. Lach 1923), besuchte ein Seminar für Schulgesang am Pädagogischen Institut der Gemeinde Wien (Hörer und Mitarbeiter von Hans Enders) sowie das Neue Wiener Konservatorium (Chorleitung, Gesang) und betrieb auch Gesangstudien bei Alfred Boruttau. Ein Studium an der Wiener MAkad. ist dagegen archivalisch nicht nachweisbar. Die 1935 kennengelernten Gemälde der jugendlichen Malerin Roswitha Bitterlich (1920–2015) regten M. zu seinen beiden ersten symphonischen Dichtungen an, die 1938/39 in ihren ersten Fassungen entstanden. Am 1.11.1938 trat M. zwar dem NS-Lehrerbund bei als Voraussetzug, um weiter als Lehrer tätig sein zu können, stand aber eigenen Angaben zufolge dem Nationalsozialismus kritisch und distanziert gegenüber; Parteimitgliedschaft ist keine nachweisbar. Zum befreundeten Sänger Oskar Jölli, mit dem er in den 1920er Jahren mehrere Liederabende gestaltet hatte, einem illegalen Nationalsozialisten, brach er bereits nach der Machtübernahme in Deutschland den Kontakt ab. Tatsache ist allerdings, dass er – eigenen Angaben zufolge – dem Drängen seines Schülers H. Kliment jun. nachgab und sein 1915 entstandenes und 1917 im Druck erschienenes Lied Neu-Österreich (op. 26) als Ostmark-Hymne mit einem (von seiner Frau) adaptierten Text neu auflegen ließ (UA 20.3.1938 Purkersdorf/NÖ). Der Verkaufserlös der Komposition kam der NSDAP Purkersdorf zugute, die im Völkischen Beobachter erwähnte Widmung an den Führer ist im Druck dagegen nicht nachvollziehbar. Anderseits verlor M. viele jüdische Bekannte und Freunde durch die NS-Verfolgung und brachte Liedvertonungen jüdischer Textdichter noch bis 1943 zur Aufführung.

M. war Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Gesanglehrer Wiener Mittelschulen, der Österreichischen Musiklehrerschaft, des Österreichischen Musikpädagogischen Verbandes, des Österreichischen Komponistenbundes und vermutlich auch des Akademischen Orchestervereins. Sein Werk, das der Spätromantik mit impressionistischen Zügen zuzuordnen ist, wurde jahrzehntelang von seinem Schüler Roman Roček (1935–2013) verwaltet, der gemeinsam mit H. Zwölfer, einem weiteren Schüler, Erbe des musikalischen Nachlasses von M. war.

Seit 7.7.1922 war M. mit der Lehrerin (1915–21 in Grünau, danach bis 1934 in Wien) Elisabeth Margarethe Reitermayer (Else M.-Reitermayer; * 10.11.1889 Stauf bei Frankenmarkt/OÖ, † 12.3.1942 Wien) verheiratet, die als Lyrikerin und Schriftstellerin (Dramen und Erzählungen) Bekanntheit erlangte. Ihre Gedichte wurden mehrfach vertont, nicht nur von ihrem Mann. Die 1948 gegründete Else-Reitermayer-M.-Gesellschaft wurde 1972 in Else-Reitermayer-Richard-M.-Gesellschaft umbenannt und bestand zumindest bis in die 1990er Jahre.

Seine Nichte ist die Schauspielerin Inge M. (eig. Ingeborg Christine Wöchtl, * 2.10.1944 Mettmach/OÖ), die von M. intensiv gefördert wurde und daher den Künstlernamen M. annahm.


Gedenkstätten
Historisches Grab am Wr. Zentralfriedhof 2019 (davor Ehrengrab, s. Abb.); Gedenktafel am Gymnasium Wasagasse 10 (Wien IX); Gedenktafel im Foyer des Gymnasiumsmu Maroltingergasse 69–71 (Wien XVI).
Ehrungen
Ehrenvolle Erwähnung beim Gilly-Kompositionspreis 1915 (f. Die Donauwacht); Ehrendirigent der Musikfreunde Grünau 1930; Österr. Ehrenkreuz f. Wissenschaft und Kunst 1965; Oberstudienrat.
Schriften
Quid Plato et Aristoteles de vi musicae docuerint, Diss. Wien 1915; (Hg.) Else Reitermayer-M. GA 3 Bde. (1949–52); kleinere Beiträge zum Musikunterricht in der Schule; Mitarbeit an der Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft.
Werke
4 Symphonische Dichtungen (Triptychon 1938/39 [UA nach Neufassung 1955], Die Flucht der heiligen Figuren 1938/39 [UA nach Neufassung 1957], Schnee [Jahr?, Neufassung 1948], Die Unbekannte von der Seine 1958/59), 7 Bühnenmusiken, Streichquartett 1914, Gavotten f. Orch. (Backfischerln, Blondköpfchen, Coeur Dame), ca. 130 Melodramen, über 1000 Lieder (auch m. Orch.) nach Hermann Hesse, R. M. Rilke, Anton Wildgans etc. (Kriegs-Marienlied „O gib uns, Maria, zum Sieg das Geleit!“ f. Solo, Chor, Streicher und Org. 1914 [T: P. Leopold Bachleitner; bei Litzlbauer in Wels 1915]), Chorwerke (Almtaler-Marsch [auch ohne Chor; bei Litzlbauer in Wels 1915], Männerchor [auch Lied] Die Donauwacht 1915), Grünauer Wehrschildbilder 1916 (Zusammenstellung von Volksliedern). – Nachlass in der ÖNB.
Literatur
R. Roček, Tonal gegen den Zeitgeist 2011; H. Zwölfer in Jb. des Bundesgymnasiums Wien IX 1962/63 (1963); Czeike 4 (1995) [M., Reitermayer]; Müller-Asow 1929; Kürschner 1954; Teichl 1951; DBEM 1 (2003); F. K. Prieberg, Hb. dt. Musiker 1933–45,22009; F. J. Ewens, Lex. des dt. Chorwesens 1954; F-A 1 (1936); R. M. in R. M. (Hg.), Else Reitermayer-M. 1. Bd. der GA [1949]; Neues Wr. Tagbl. 22.8.1907, 5, 9.2.1914, 12, 27.9.1915, 12; Neues Wr. Abendbl. 21.8.1908, 2; [Linzer] Tages-Post 21.8.1909, 8, 21.8.1910, 8, 26.7.1912, 5, 7.9.1912, 6, 4.12.1914, 5, 9.7.1917, 3, 14.8.1923, 9; Salzkammergut-Ztg. 3.9.1911, 23f, 2.1.1916, 3, 24.8.1919, 12, 22.8.1920, 10, 19.7.1925, 12, 15.9.1929, 5, 24.8.1930, 11; Dt. Volksbl. 7.4.1912, 32, 30.7.1913, Mittag-Ausg., 4; Neues Wr. Journal 27.4.1913, 21; Linzer Volksbl. 31.7.1915, 3; Illustrierte Kronen-Ztg. 10.12.1915, 12; NFP 25.12.1915, 19, 10.8.1916, Abendbl., 1, 21.8.1916, 8, 28.11.1921, 2, 24.3.1938, 9; Reichspost 29.6.1916, 12, 23.6.1917, 9, 6.5.1921, 7; Radio Wien 25.1.1935, 4f; Völkischer Beobachter 30.3.1938, 15; Kleine Volks-Ztg. 14.3.1942, 7; Jb. des Bundesgymnasiums Wien IX 1962/63 (1963), 89f; Taufbuch 1893–94 der Pfarre St. Johann Nepomuk (Wien II), fol. 22; Taufbuch-Duplikat 1889 der Pfarre Frankenmarkt; Trauungsbuch 1920–23 der Pfarre Rossau (Wien IX), fol. 217; www.geschichtewiki.wien.gv.at/Richard_Maux (4/2023); www.demos.ac.at (3/2023); scopeq.cc.univie.ac.at (4/2023); www.inge-maux.at (4/2023); Mitt. Archiv MUniv. Wien; eigene Recherchen (ÖNB-Musikslg.; Kat.e ÖNB; Internet).

Autor*innen
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
14.8.2023
Empfohlene Zitierweise
Christian Fastl, Art. „Maux, Richard Karl‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 14.8.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d906
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Ehemaliges Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof© 2021 Monika Kornberger
© 2021 Monika Kornberger

DOI
10.1553/0x0001d906
GND
Maux, Richard Karl: 116858397
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