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Lana (deutsch und italienisch)
Marktgemeinde in Südtirol, wenige Kilometer südlich von Meran gelegen, im Bezirk Burggrafenamt der autonomen Provinz Bozen. Zum Hauptort der Gemeinde gehören über 30 Kirchen (Pfarr-, Wallfahrts- und Eigenkirchen); ihre Erbauungszeit reicht vom 9./10. bis ins 20. Jh. Die alte Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Niederlana) wurde 1492 geweiht, sie birgt mit dem 1503–11 errichteten geschnitzten Flügelaltar aus der Werkstatt von Hans Schnatterpeck in Meran ein herausragendes Kunstwerk der Spätgotik (s. Abb.).

1635–37 baute Simon Hayl aus Rottenbuch/D († nach 1642) für die Kirche Mariä Himmelfahrt eine Orgel, die in den folgenden Jahrhunderten mehrfach umgestaltet wurde, erste Arbeiten nahm 1649 C. Prati vor. Bevor J. J. Walther 1682 Dom- und Pfarrorganist in Brixen wurde, wirkte er als Organist in L., das damals zur Diözese Trient gehörte. Die Hayl-Orgel wurde erst 1875 durch eine mechanische Schleifladenorgel (II/19) von J. Aigner ersetzt. Zuletzt restaurierte sie 1979 Leopold Stadelmann aus Eggen (Ega/I; * 1901 Bregenz, † 1981 Bozen). Seit 1396 ist die Pfarre L. dem Deutschen Orden inkorporiert. Die neue Pfarrkirche Heilig Kreuz (Mitterlana) befindet sich neben dem Deutschordenshaus. Sie wurde 1938–43 erbaut. 2004 erhielt sie eine mechanische Schleifladenorgel (III/40) der Firma Verschueren Orgelbouw (Heythuysen/NL). In der Krypta von Heilig Kreuz wird eine mechanische Schleifladenorgel (II/9) von Paolo Ciresa (Tesero/I, 1987) gespielt. In der Kapelle St. Martin des Deutschen Ordens erklingt eine Orgel von Andrea Zeni (Tesero, 2001), in der Hauskapelle dieser Ordensgemeinschaft ein Truhenpositiv von Wilhelm Stöberl (München, 1990). In der Hauskapelle des Pflegeheims St. Anna, dessen Träger der Deutsche Orden ist, steht ein Orgelpositiv von I. F. Wörle aus der Zeit um 1750, restauriert 1987 von Gustavo Zanin (Codroipo/I). Die Klosterkirche Heilig Kreuz der Deutschordensschwestern im Kloster Lanegg (Mitterlana) verfügt über eine pneumatische Kegelladenorgel (II/12) der Gebrüder Mayer (Feldkirch, 1912, op. 179). Für die Kirche St. Joachim und Anna des Kapuzinerklosters (Oberlana) hatte 1867 Angelo Agostini (Padua/I) eine Orgel geliefert, die schon 1883/84 J. Aigner durch ein neues Werk ersetzte, wobei er einige Teile von Agostinis Instrument wieder verwendete. Restaurierungen nahmen L. Stadelmann (1977) und Oswald Kaufmann (Deutschnofen [Nova Ponente/I], 2008) vor. In der barocken Kirche St. Peter (Mitterlana) findet sich eine dritte Orgel im Ort von J. Aigner, eine mechanische Schleifladenorgel (I/10) von 1881. 1943 wurde sie in die neue Heilig-Kreuz-Kirche L. transferiert, 1949 in die Pfarrkirche Bozen, dort war sie bis 1964 in Gebrauch. 1967 kam sie zurück nach L. in die Heilig-Kreuz-Kirche, 1984 endlich wieder nach St. Peter, wo sie 1996 Othmar Lösch (L.) gründlich überholte. O. Lösch stellte der in Privatbesitz befindlichen Wallfahrtskirche St. Agatha sein Meisterstück zur Verfügung, ein Tischpositiv (4 Register, ca. 1990). Für die romanische Kirche St. Margarethen in Mitterlana baute Alessio Lucato (San Martino di Lupari/I) 2009 ein Truhenpositiv (4 Register).

Aktivitäten des Pfarrchors L. sind seit 1792 belegt. Ab ca. 1870 richtete er seine Aufführungen im Sinn des Cäcilianismus aus. In den Jahren 1900/01 ist der in L. tätige Chorregent J. Kirchmair sen. als Präses des diözesanen Cäcilienvereins nachgewiesen, 1901/02 als dessen Bezirksvertreter. Mehrfach wird während der letzten Jahrzehnte des 19. Jh.s in den cäcilianischen Zeitschriften Fliegende Blätter für katholische Kirchenmusik und Musica sacra über das Repertoire und die Ausführenden der Kirchenmusik in L. berichtet. Nach 1900 prägte die Kirchenmusik in L. über Jahrzehnte wesentlich P. Albuin Unterhofer OT (* 1883 Lengstein am Ritten/Südtirol [Renon-Longostagno/I], † 1976 L.), seit 1907 Kooperator in L., musikalisch u. a. ausgebildet in Regensburg/D und Rom. Um 1908 stand er in L. einem Kirchenchor vor, der sich aus Singknaben und Konventualen des Deutschen Ordens zusammensetzte. Unterhofer leitete auch den Chor der Deutschordensschwestern. 1885 umfasste im Deutschordenskonvent L. der Chor bei den Männern drei Tenöre und vier Bässe, auf den Chor der Schwestern wird in Nr. 7 der Musica sacra dieses Jahres eigens aufmerksam gemacht (82f). 1990 feierte der Deutsche Orden in L. sein 800-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wurde in der Heilig-Kreuz-Kirche die hierfür komponierte Heilig-Kreuz-Messe von H. Paulmichl uraufgeführt.

Im 16. und 17. Jh. waren in L. Glockengießer ansässig: 1552 Pietro Sermisius (Sermond), 1585–90 Jakob Hofer, 1579–1633 Simon Hofer (Lunelli 1994, 109 u. 182). Von den Glocken in L. heute (2017) sind die Wetterglocke von 1526 aus der Gießerei Löffler (vulgo Laiminger, Innsbruck/Büchsenhausen) auf dem Turm der Kirche Mariä Himmelfahrt sowie die Herz-Jesu-Glocke von 2014, die größte Kirchenglocke Südtirols, aus der Gießerei Grassmayr in Innsbruck auf dem Turm der Heilig-Kreuz-Kirche, zu erwähnen.

Die Bürgerkapelle L. tritt nachweislich seit 1832 in Erscheinung. Gemeinsam mit dem Männergesangverein L. rief sie 1975 die Musikkurse L. für eine bessere Musikausbildung der Jugend ins Leben. Der MGV L. war 1910 als Liedertafel L. gegründet worden. Als erster Chormeister fungierte P. A. Unterhofer OT, die ersten Proben fanden in Gasthäusern statt. Um 1920 war der Liedertafel ein Streichorchester angeschlossen (Orchesterverein). Singbegeisterte Frauen schlossen sich zusammen zur Singgruppe Madlein. L. verfügt seit ca. 1992 über eine eigene Msch., residierend im barocken Ansitz Rosengarten, und seit 1987 über eine zweite Blaskapelle, den Musikverein L.

Aus L. stammte der Lehrer und Organist J. Kirchmair jun., der ehemalige Chorregent zu Sterzing und Bozen Jakob Flarer, mit Herbst 1946 Kaplan im St. Anna-Heim, ist hier 1947 verstorben (* 1879 Schenna/Südtirol [Scena/I], s. Abb.).


Literatur
Südtiroler Sängerbund. Fs. zum VIII. Bundessingen Bozen 1969, 1969; W. Salmen, Kat. der Bilder zur Musikgesch. in Österreich. Teil 1: bis 1600, 1980; A. Reichling, Orgellandschaft Südtirol 1982; E. Knapp, Kirchenmusik Südtirols 1993; C. Lunelli, Dizionario dei Costruttori di strumenti musicali nel Trentino 1994; H. Simmerle, Kirchenchöre Südtirols 1998; E. Kubitschek in K. Drexel/M. Fink, Musikgesch. Tirols 2 (2004); [Fs.] 100 Jahre MGV L. 1910–2010, [2010]; U. Stillhard/H. Torggler, Südtiroler Orgellandschaft von Reschen bis Innichen 2011; G. Bortoli, Merano/o My Generation. vita-arte-personaggi. Musik-Kunst-Erinnerung 2014; Tagesztg.en und Periodika (Dolomiten, L.er Gemeindebl., Tiroler Volkskultur); https://de.wikipedia.org/wiki/Lana (2/2017); https://de.wikipedia.org/wiki/Mari%C3%A4_Himmelfahrt_(Lana)#cite_note-3 (2/2017); http://orgeln.musikland-tirol.at/st/bu/lana-hl-kreuz.html (2/2017); www.musikfreunde-meran.org/choere/pfarrchor-lana (2/2017); www.youtube.com/watch?v=T-84_DL9Rzg [Herz-Jesu-Glocke L.] (2/2017); www.glocken.it/herz-jesu-glocke-lana (2/2017); https://de.wikipedia.org (2/2017); www.bklana.org (2/2017); www.musikverein.it (2/2017).

Autor*innen
Hildegard Herrmann-Schneider
Letzte inhaltliche Änderung
7.6.2017
Empfohlene Zitierweise
Hildegard Herrmann-Schneider, Art. „Lana (deutsch und italienisch)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 7.6.2017, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0035652a
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Retabel des Altars in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Niederlana© ManfredK, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
© ManfredK, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Parte Jakob Flarer© via Sterbebilder Gesamt-Tirol

DOI
10.1553/0x0035652a
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