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Klagenfurt
Hauptstadt des Bundeslandes Kärnten, östlich des Wörther Sees. 1195 als Markt genannt; um 1280 Stadterhebung; 1518 schenkte K. Maximilian I. den Kärntner Ständen gegen den Willen der Bürger die Stadt, wodurch K. auch zur Landeshauptstadt wurde; vom protestantischen Adel wurde K. im 16. Jh. großzügig ausgebaut; nach der Gegenreformation erlebte die Stadt durch den Bau der Loibl-Straße zum Freihafen Triest (1728) eine erneute Blüte; in den Franzosenkriegen war K. mehrmals besetzt (1810 Schleifung der Befestigungen); 1850 wieder autonome Stadt.

Vor dem 16. Jh. dürfte es kaum eine nennenswerte Musikpflege in K. gegeben haben. Erst mit dem Brand (1514), der anschließenden Schenkung Maximilians I. an die Stände und mit der bald darauf einsetzenden Reformation blühte K. nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell auf. Spätestens 1563 wurde eine höhere Schule errichtet, an der protestantische, meist aus Deutschland stammende (Musik-)Lehrer wirkten, die auch für die ein- und mehrstimmige Kirchenmusik zuständig waren. Zentrum der evangelischen Kirchenmusik war die Stadtpfarrkirche St. Egyd (erhielt 1623 ein Hornwerk). Als „landschaftliche“ Organisten wirkten z. B. Kaspar Winkler (ca. 1566–1569) und Hermann Reich (1570–ca. 1595). Der wohl bekannteste Lehrer und Kantor an der Landschaftsschule ist J. Herold, dessen Historia des Leidens und Sterbens unsers Herrn und Heilands 1594 in Graz im Druck erschien. Nicht nur für geistliche, sondern auch für weltliche Musikpflege waren die „Thurner“ (u. a. Albrecht und Christoph Kramer, Michael Steyrer von Lewenfeldt) zuständig, die nicht bei der Stadt, sondern bei der „Landschaft“ angestellt waren. Von 1632 bis in das frühe 19. Jh. waren es sechs Trompeter. Eine zum Teil erhaltene Bassposaune, deren Kranz die Signatur „Domenico Grigoletti K. 1678“ trägt, ist ein früher Beleg für den Instrumentenbau in K. Rückblickend berichtet Urban Paumgartner in seinem Lobgedicht auf die protestantische Stadt K. von der großen Orgel in der Dreifaltigkeitskirche (heute Domkirche), dass bei Schulaufführungen „Chöre zu singen und tanzen pflegten“ und dass im Landhaus „die jungen und alten Scharen des Adels Tänze“ aufführten.

1600–04 wurde K. rigoros rekatholisiert, alle Kirchen wurden den Protestanten weggenommen. Ab 1614 war der Protestant I. Posch Organist der „Landschaft Kärnten“, der er seine Musicalische Ehrnfreudt widmete. Er dürfte „nicht in den öffentlichen katholischen Gottesdiensten, sondern bei Privatandachten protestantischer Adeliger“ als Organist tätig gewesen sein. 1604 errichteten die Jesuiten ein Collegium, das im Rahmen ihres Gymnasiums bis 1773 nicht nur Theateraufführungen (auch mit Tanz- und Choreinlagen) sondern auch zumindest opernähnliche Stücke (Jesuitendrama) boten: u. a. 1675 Rubenus summus Israelitarum sacerdos, 1739 Pleuratus Illustris Carinthiae Heros.

Im ab 1620 nachweisbaren städtischen Ballhaus fanden im Laufe des 18. Jh.s zunehmend Gastspiele italienischer Wandertruppen statt, die auf dem Weg von Venedig nach Wien in K. Halt machten und neben hauptsächlich Theater auch Opere serie darboten. Das 1811 eröffnete Ständische Theater spielte auf dem Sektor Oper Zeitgenössisches: Vincenzo Bellini, G. Donizetti, G. Paisiello, W. A. Mozart, G. Rossini, Daniel François Esprit Auber, A. Gyrowetz, J. Weigl u. a. Auch die Operette (J. Offenbach u. a.) fand Einzug in das ab 1868 als Stadttheater K. bezeichnete Haus. Unter der Direktion von Franz Eglseer 1887–99 wurden an 483 Abenden 50 verschiedene Opern gegeben, darunter: Cavalleria rusticana, Bajazzo, Hänsel und Gretel, Carmen, Tannhäuser. Mit dem 1910 eröffneten K. u. K. Jubiläums-Stadttheater erhielt K. ein neues Opern- und Theatergebäude, in dem bis 1945 neben Schauspiel und Kino nur mehr wenige Operetten aufgeführt wurden, der Opernbetrieb erlosch fast gänzlich. Erst unter der Direktion von Theo Knapp (1948–55) konnte sich die Oper wieder etablieren (Kapellmeister: Otto Eisenburger, K. Randolf, E. Märzendorfer u. a.) und das so gründlich, dass einige Produktionen vom nahen Ausland übernommen wurden, z. B. Der Rosenkavalier von Udine/I, Die Fledermaus von Marburg/SLO. Musicals begann man ab 1957 zu geben: Herz im Pyjama, Geliebte Manuela, Kiss me Kate. Ab der Direktion von H. Wochinz (1968–92) – Opernchef: Robert Filzwieser – wurde zumindest eine moderne Oper pro Jahr inszeniert.

Hausmusik war in der 1. Hälfte des 19. Jh.s eher von „der Adelsschichte und gehobeneren Bürgerklasse“ getragen, man kann aber „gegen Ende des Jh.s eine deutliche Zunahme von ausübenden Musikliebhabern unter den Beamten und Bürgern des Mittelstandes feststellen“.

In der 2. Hälfte des 20. Jh.s prägen neben dem Stadttheater K. (mit seinem Orchester, dem Kärntner Sinfonieorchester) und dem Kärntner Landeskonservatorium folgende Konzertveranstalter die Musikszene dieser Stadt: der Musikverein für Kärnten (gegr. 1828), die Mozartgemeinde K. (gegr. 1955) und die Jeunesse musicale Kärnten.


Literatur
G. Antesberger, K.er Musikleben in der ersten Hälfte des 19. Jh.s 1978; G. Antesberger in Die Kärntner Landsmannschaft 1 (1979) u. in JbÖVw 32/33 (1984); A. J. Dickermann, Theater in Kärnten von 1945–1972, Diss. Wien 1974; K. W. Drozd, Schul- und Ordenstheater am Collegium S. J. K. (1604–1773), 1965; H. Federhofer in Carinthia I/143 (1953) u. I/145 (1955); Z. Hudovsky in Carinthia 154 (1964); V. Kohler in Kärntner Grenzland-Jb. 1985; W. Litschauer in W. Deuer (Hg.), [Fs.] 800 Jahre K. 1996; H. J. Moser in Musik und Kirche 11 (1939); E. Opitz in H. Kraigher (Hg.), K. Auf anderen Wegen 1996; U. Paumgartner (Hg.), Aristeion Carinthiae Claudiumforum. K.er Ehrenpreis Kärntens lateinisch und deutsch, hg., übersetzt u. kommentiert v. Th. Lederer u. F. Witek 2002; H. Rudan/O. Rudan, Das Stadttheater in K. 1960; O. Rudan, Das alte Stadttheater in K. 1868–1910, 1968; O. Rudan, Schauspieler und Sänger am ständischen Theater in K. 1810–1868, 1973; B. Trebuch in MusAu 10 (1991); G. Lade in Das Orgelforum 5 (2002).

Autor*innen
Wolfgang Benedikt
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Wolfgang Benedikt, Art. „Klagenfurt‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d476
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