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Huldigungswerk
Musikstück mit panegyrischem Hintergrund. Die Blütezeit der H.e liegt zwischen dem Spätmittelalter (Mittelalter) und dem Ende des Barock und ist eng mit dem Fürstenbild dieser Zeit verbunden. Aufgrund des Ideals, das den Fürsten zum „Gott seines Herrschaftsbereiches“ hochstilisierte und somit in eine quasi-sakrale Sphäre erhob (vgl. dazu Segnungs- und Weiheriten bei Amtseinführungen und Inthronisationen bzw. die Salbung des Kaisers), war die Schaffung eines entsprechenden Zeremoniells notwendig, das ihm nach außen und für alle sichtbar einen Rahmen gab. Im Gegensatz zu Fanfaren, die dem militärischen Bereich enstammten und Aufgabe der Herolde waren, werden H.e v. a. durch ein textliches Programm, weniger durch die Gattung bestimmt, wenngleich einzelne Epochen bestimmte musikalische Gattungen bevorzugten: z. B. die sog. Staatsmotette für die Frühneuzeit oder im Barock musikdramatische Gattungen, allen voran aber die große höfische Oper, auch Kantaten, allegorische Ballette etc.; die Verwendung eines speziellen Formenkanons, v. a. in textlicher, aber auch musikalischer Hinsicht, ist für die H.e des Barock charakteristisch. Die Aufklärung und der damit verbundene Wandel des Fürstenbildes führten zu einer deutlichen Reduktion der H.e, da diese ihre staatstragende und daher im Zeremoniell verankerte Bedeutung verloren hatten. Die H.e waren nun vielmehr Ausdruck patriotischer Gesinnung (v. a. in der Zeit der Napoleonischen Kriege und im Biedermeier) – auch J. Haydns sog. Volkshymne war durchaus als H. an Kaiser Franz II./I. gedacht. Die H.e des 19. Jh.s wurden jedoch nicht mehr durch Hofkünstler angefertigt, sondern waren meist Widmungswerke (Widmung) mit entsprechend panegyrisch-patriotischem Inhalt (bis zum Ende des Barock waren hingegen Widmungswerke und H.e streng getrennte Gattungen). Diese Art der „Herrscher-Huldigung“ erfreut sich auch im republikanischen Österreich ungebrochener Beliebtheit, wenngleich die Textkomponente nun meist wegfällt, da seit der 2. Hälfte des 19. Jh.s Blasmusik (Blasorchester) bevorzugt wird; der Kreisky-Marsch oder der Thomas Klestil-Marsch seien stellvertretend für neue H.e genannt.
Literatur
E. Th. Hilscher in StMw 41 (1992); E. Th. Hilscher in Th. Antonicek et al. (Hg.), Die Wiener Hofmusikkapelle I: Georg von Slatkonia und die Wiener Hofmusikkapelle 1999; A. Dunning, Die Staatsmotette 1480–1555, 1969.

Autor*innen
ETH
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Elisabeth Th. Hilscher, Art. „Huldigungswerk‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d263
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