Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

Hornwerk
Orgelinstrument, das nur die Dreiklangstöne hervorbringt (F-Dur oder C-Dur, C-Dur dürfte bei späteren H.en üblich gewesen sein), diese jedoch in mehreren Oktaven wiederholt und vervielfacht. Der Klang ist außerdem mit Aliquoten, also mit Quinten und – in der Diskantlage – in Einzelfällen mit Terzen ausgebaut. Während in der Gotik nur Metallpfeifen verwendet wurden, fügte man später auch Holzpfeifen und Zungenstimmen hinzu. Mit der Betätigung der Blasbälge, die verhältnismäßig groß dimensioniert sein müssen, erklingen sämtliche Pfeifen gleichzeitig, ein „Spielen“ des Instruments war nicht vorgesehen, bloß das H. in Heiligenkreuz verfügte über Schleifen, mit denen ein Zu- oder Wegschalten einzelner Pfeifenreihen möglich war und so der Klang modifiziert werden konnte. Die Funktion der H.e ist jener des Glockengeläutes sehr ähnlich, sie erklangen zu bestimmten Tageszeiten oder zu festlichen Gelegenheiten, H. und Glocken wurden auch abwechselnd oder gemeinsam gespielt. Die H.e waren vornehmlich auf den Kirch- und Tortürmen der Städte und Klöster oder auf Festungsanlagen postiert. Erhalten ist lediglich das H. auf der Festung Hohensalzburg (vor 1540 erbaut, Salzburg), mehr oder minder große Reste vom H. im Stift Heiligenkreuz (1720) und im Stift Rein (1591) existierten noch bis in die 2. Hälfte des 20. Jh.s. Alle übrigen Instrumente, die zum Teil erheblich älter waren – Hall in Tirol (vor 1422), Brixen (1429), Wien  St. Stephan (1. Hälfte 15. Jh.), Wiener Neustadt (um 1455), Zwettl (um 1500), Kremsmünster (1518 oder früher), Melk, St. Lambrecht (vor 1584) etc. – sind schon viel früher verschwunden. Das Verbreitungsgebiet der H.e war im Wesentlichen auf Österreich und Böhmen beschränkt (vollständige Liste bei Quoika). Vereinzelt wurden zu den H.en Walzenorgeln hinzugefügt (Hohensalzburg, Kremsmünster, Olmütz), um durch das Abspielen von Musikstücken eine Abwechslung zum starren Hornton zu bieten. Über das Alter dieser Walzenorgeln ist kaum etwas bekannt, auf Hohensalzburg (s. Abb.) soll sie Mitte des 16. Jhs. aufgestellt worden sein, für Olmütz wird das Jahr 1572, für Kremsmünster 1588 genannt. Nur auf Hohensalzburg ist die oftmals reparierte und erneuerte Walzenorgel erhalten geblieben. Mit den H.en eng verwandt ist das Löwengeschrei, das vom Rathaus im böhmischen Eger (Cheb/CZ, Anfang 15. Jh.?) und in Görlitz/D (vor 1382?) ertönte. Hier bewirkten Pfeifenreihen mit Tönen im Terz- und Sekundabstand nicht einen harmonischen, sondern einen dissonanzenreichen, tierstimmenartigen Klang.
Literatur
R. Quoika, Altösterreichische H.e 1959; J. E. Engl, Das H. auf Hohensalzburg, dessen Geschichte und Musikstücke 1893 (21903); G. Lade in Das Orgelforum 5 (2002); H. Bayr (Hg.), Bericht über die Restaurierung des Hornwerkes „Salzburger Stier“ 2002.

Autor*innen
Hartmut Krones
Letzte inhaltliche Änderung
31.10.2016
Empfohlene Zitierweise
Hartmut Krones, Art. „Hornwerk‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 31.10.2016, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d217
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Kämmererturm von Stift Heiligenkreuz© Christian Fastl
© Christian Fastl
„Salzburger Stier“ (rechts im Hintergrund) mit Walzenorgel im Vordergrund (Zustand 2016).© Christian Fastl
© Christian Fastl
HÖRBEISPIELE

Schrei des „Salzburger Stiers“ (Hornwerk auf der Festung Hohensalzburg). Tonaufnahme Phonogrammarchiv B1677

DOI
10.1553/0x0001d217
ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag