Logo ACDH-CH
OeML Schriftzug
Logo OeML
Logo Verlag

HolewaHolewatrue (Holevy), Hans
* 1905-05-2626.5.1905 Wien, † 1991-04-2626.4.1991 Stockholm. Komponist, Pianist, Chorleiter. H. lebte ab 1909 in Berlin und kehrte 1917 nach Wien zurück. Nach seiner Matura (1924) studierte er zunächst Rechtswissenschaften an der Univ. Wien und danach Dirigieren am Neuen Wiener Konservatorium (Musiklehranstalten Wien) bei R. Nilius. Daneben erhielt er privaten Unterricht (Klavier und Musiktheorie) beim F. Busoni-Schüler Joseph Heinz und begann autodidaktisch zu komponieren. 1935 war H. (vermutlich durch Vermittlung von F. Greissle) von A. Berg als Schüler aufgenommen worden, zum Unterricht kam es jedoch nicht mehr. H. war Mitglied der Künstlervereinigung Gruppe der Jungen (Singerstraße 16, Wien I), der u. a. auch K. Blaukopf und K. Pahlen angehörten. Der Verein gab die Literarischen Monatshefte heraus und veranstaltete zahlreiche Lesungen, Vorträge (z. B. von A. Webern) und Konzerte. Hierfür konnte H. Werke komponieren, darunter eine Ouvertüre zu Paul Hindemiths Lehrstück sowie Musik zu Fritz Brainins Zeitchor und der Hörspielaufführung von Arthur Schnitzlers Reigen (1933). Ca. 1930–35 wirkte H. außerdem als Korrepetitor an der Volksoper Wien sowie bis 1937 als künstlerischer Leiter beim Theater der 49. Hier leitete er u. a. die Wiener EA von Nikolai Rimsky Korsakows Kaschtschei der Unsterbliche (1937) und führte einige seiner eigenen Bühnenmusiken auf: zu Fritz Hochwälders Liebe in Florenz (1936), Leonid Andrejews Das Leben des Menschen (1937) sowie Carel Voorhoeves Doctor Joan Faustus (1937). Daneben war H. auch als Chorleiter und Klavierlehrer der Sozialdemokratischen Jugendbewegung tätig. Nachdem die Sozialdemokratische Partei 1934 verboten worden war, geriet er jedoch in finanzielle Schwierigkeiten. 1937 ging H. ins Exil nach Schweden (1948 schwedische Staatsbürgerschaft). Seine Frau Alice (geb. Kapellner, * 14.12.1907 Wien, † 23.9.2003 Södermalm/S) folgte zwei Monate später. Mit ihr hatte er die Söhne Thomas Jan H. (* 27.7.1942 Solna/S, Filmredakteur und Toningenieur) und Mikael H. (* 8.1.1950). H. wohnte kurzzeitig im Internat der Viggbyholmskolan (Viggbyholm/S), wo er in Kontakt mit Sympathisanten der politischen Linken kam und daraufhin von der schwedischen Sicherheitspolizei überwacht wurde. Kurz danach zog er nach Stockholm und übersiedelte 1938 in den Stadtteil Traneberg, wo er Zeit seines Lebens blieb. H. konnte 1938 seinen Bruder Erich H. (* 1896 Berlin, † 1942 KZ Auschwitz [Oświęcim/PL]) nach Schweden holen, dieser musste das Land jedoch wieder verlassen und wurde kurz darauf gemeinsam mit seiner Familie deportiert und ermordet. 1938–49 wirkte H. als Klavierlehrer, Korrepetitor, Arrangeur und Notenkopist, außerdem arbeitete er für den schwedischen Komponisten Hilding Rosenberg. Daneben war er für die schwedische Verwertungsgesellschaft STIM sowie für die Stockholmer Konzertgesellschaft tätig. 1949–67 leitete er den Mädchenchor des Schwedischen Rundfunks (Radiotjänst) und 1949–70 war er in der Notenbibliothek des Schwedischen Rundfunks angestellt. Darüber hinaus dirigierte er 1952/53 am Stora teatern in Göteborg/S. 1961 wurde H. Mitglied der Gesellschaft der schwedischen Komponisten (Föreningen Svenska Tonsättare) sowie 1979 der Königlichen MAkad. (Kungliga Musikaliska Akademien). H. schrieb in den 1940er Jahren vornehmlich Kammermusik, hatte in Schweden jedoch zunächst wenig Erfolg. Erst 1959 gelang ihm mit seinem Streichtrio der Durchbruch, woraufhin er zu einem der bedeutendsten Vertreter der Avantgarde avancierte. Ab 1939 verwendete er vornehmlich die Zwölftontechnik. H. schrieb zahlreiche Werke aus allen Gattungen (ab den 1960er Jahren vorwiegend Orchesterwerke und Solokonzerte), distanzierte sich jedoch im Nachhinein von zahlreichen Kompositionen, wie z. B. von seinem Wiener Frühwerk (das großteils verschollen ist) oder acht Streichquartetten, die 1953–59 entstanden. Seine Musik sah er selbst vor allem von G. Mahler und A. Berg geprägt.
Ehrungen
(Kleiner) Christ Johnson Preis 1966 (für Komposition f. Orch.); (Großer) Christ Johnson Preis 1979 (für die Sinfonie Nr. 3); Hilding Rosenberg-Preis 1983; Atterberg-Preis 1987.
Schriften
Osystematiska försök till redogörelse för mina synpunkter på tolvtons handhavande [Unsystematische Versuche, meine Ansichten zur Zwölftonbehandlung zu erklären] in Kungliga Musikaliska Åkademiens Arsskrift 1988.
Werke
Oper Apollos förvandling, 1967–71, UA 1975 Stockholm, zahlreiche Orchesterwerke (u. a. sechs Sinfonien), Kammermusik (darunter neun Concertinos, Streichquartette etc.), Chormusik, Lieder.
Tondokumente
Frydénkvartetten, Minatyrer för stråkkvartet (Expo norr, 1966); Konsert för piano och orkester nr 1 (HMV, 1978); Symfoni No 3 (Caprice, 1983); Hans Holewa (STIM, 1991); Marianne Ribbing spelar Holewa (PRCD 9064, 1992).
Literatur
MGG 9 (2003); NGroveD 11 (2001); H. Rosengren in I. Nawrocka/S. Usaty (Hg.), Im Exil in Schweden. Österreichische Erfahrungen und Perspektiven in den 1930er und 1940er Jahren 2013; H. Rosengren in Lex. verfolgter Musiker u. Musikerinnen der NS-Zeit 2017 (https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00004338; 11/2020); M.-Th. Arnbom, „Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt”. Aus der Volksoper vertrieben – Künstlerschicksale 1938, 2018; Die Stunde 19.3.1931, 4; Der Morgen 22.6.1931, 4; Radio Wien 20.5.1932, 38; Wr. Ztg. 25.9.1932, 5; Der Tag 3.12.1932, 9, 7.5.1933, 10, 25.11.1934, 11, 5.3.1936, 8, 4.3 1937, 9, 20.4.1937, 8; Arbeiter Ztg. 14.2.1933, 4, 23.11.1933, 7; Die Stimme 5.3.1937, 7; Neues Wr. Journal 11.4.1937, 24, 17.4.1937, 11; Archiv oeml-Redaktion, Autobiografisches Material; Geburtsbuch Juni/Juli 1905 der IKG Wien, fol. 137, Nr. 1092; Geburtsbuch Juni bis Dezember 1907 der IKG Wien, fol. 328, Nr. 2618; www.levandehistoria.se (11/2020); https://de.findagrave.com (11/2020); https://sv.wikipedia.org/wiki/Hans_Holewa (11/2020); https://sv.wikipedia.org/wiki/Thomas_Hol%C3%A9wa (11/2020); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Meike Wilfing-Albrecht
Letzte inhaltliche Änderung
29.6.2021
Empfohlene Zitierweise
Meike Wilfing-Albrecht, Art. „Holewa (Holevy), Hans‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 29.6.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003c5a1f
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x003c5a1f
GND
Holewa(Holevy), Hans: 130231398
OBV
Weiterführende Literatur

ORTE
Orte
LINKS
ACDH-CH, Abteilung Musikwissenschaft

Publikationen zur Musikwissenschaft im Verlag