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Hofer, Hofer, true Josef
* 1848-10-2323.10.1848 Amesschlag/OÖ, † 1912-03-1616.3.1912 Putzleinsdorf/OÖ. Pädagoge, Kirchenmusiker, Kapellmeister, Komponist. Sohn des Hausbesitzers Michael H. und der Anna, geb. H. Er kam mit zehn Jahren als Sängerknabe nach Wilhering, besuchte ab 1862 das k. k. Stiftsgymnasium in Linz und anschließend die dortige Präparandie. 1870 ist H. als provisorischer Unterlehrer in Kirchberg ob der Donau/OÖ fassbar (eine Anstellung in Uttendorf/OÖ kann bislang nicht datiert werden). 1871 wurde er zum definitiven Unterlehrer in Putzleinsdorf ernannt. Sein Lehrbefähigungszeugnis erhielt H. 1872. Am 14.9.1874 übernahm er mit der Leitung der Volksschule Putzleinsdorf von Anton Wögerbauer (1808–88, gründete 1849 die Musikkapelle Putzleinsdorf, zumindest ein Offertorium von ihm ist erhalten), dessen Tochter Hedwig er am 27.4.1874 geheiratet hatte, auch sämtliche musikalische Aufgaben (Chorregent, Organist, Kapellmeister der Ortsmusik). In den 1870er Jahren begann H. – zunächst zögerlich – weltliche Vokal- und Instrumentalmusik und v. a. Kirchenmusik zu komponieren. Bzgl. Letztgenannter orientierte er sich am gemäßigten Cäcilianismus und unterbrach damit die bisher im Chor gepflegte klassische Tradition. Gegen 1900 setzte er in seinen Sakralwerken u. a. zunehmend Chromatik (statt der bisherigen Terzen- und Sextengänge) ein. Aufgrund seiner von der Orgel aus gedachten Satzweise kann davon ausgegangen werden, dass H. ein kundiger Organist war. Die meisten Werke für die Putzleinsdorfer Streichmusik (ein Salonorchester) dürften nach 1900 entstanden und von der Unterhaltungsmusik C. M. Ziehrers sowie der Strauß-Dynastie beeinflusst gewesen sein. Von den Märschen fertigte H. auch Fassungen für Blasmusik (für die Putzleinsdorfer Harmoniemusik an) an. In seiner späten Schaffensphase komponierte er vorwiegend kleinere Kirchenmusikwerke, bei denen er sich an progressiven Komponisten seiner Zeit (u. a. Max Reger) orientiert haben dürfte. Neben seinem Engagement für Bildungsbelange war er 1878 Mitbegründer der örtlichen Feuerwehr sowie 1889 der Raiffeisenkasse (bis 1912 auch deren Kassier) und setzte sich für diverse Infrastrukturprojekte ein. Gemeinsam mit Norbert Hanrieder (* 2.6.1842, † 14.10.1913, Dichter und Pfarrer [ab 1874 in Putzleinsdorf]), dessen Gedichte er vielfach vertonte, prägte er knapp 40 Jahre lang das aufblühende kulturelle Leben in Putzleinsdorf. 1904 beendete er aus gesundheitlichen Gründen den Schul- und Kirchendienst, komponierte aber weiterhin. Sein kompositorisches Schaffen – er hinterließ kein Werkverzeichnis – ist von einem durchwegs homophonen Satz und sicherer Beherrschung der Harmonielehre sowie eleganter Melodieführung geprägt. Bis auf die Requiem-Vertonungen stehen alle Werke in Dur-Tonarten. Seine Lieder wurden durchgehend rezipiert (seit 1947 durch die Hanrieder-Hofer-Sängerrunde, den Volksliedchor des Kirchenchores Putzleinsdorf). 2012 – kurz nach der Produktion einer CD mit seinen Werken – wurde bei einem Brand nahezu der gesamte musikalische Nachlass H.s zerstört, wodurch sein umfassendes Werk nicht mehr vollständig rekonstruiert werden kann. H. war der Schwiegervater von H. Friedl.
Gedenkstätten
J.-H.-Weg Putzleinsdorf.
Ehrungen
Drei Anerkennungen durch den Bezirksschulrat, eine durch den Landesschulrat.
Werke
Messen (u. a. Missa in F-Dur); Requien (u.a. Requiem in f-Moll); kleinere Kirchenmusikwerke (über 30 Tantum ergo-Vertonungen, mind. 18 Marienlieder [u.a. Wie strahlest du so hehr und rein f. S solo, SATB, Org.); Blasmusik-Potpourris; Märsche; Walzer; Gedichtvertonungen nach N. Hanrieder (Mühlviertler Hymne, Das Lied vom Mühlkreisgau, Gott zum Gruß im Böhmerwald, Mühlviertler Hymne, Hintertürl).
Literatur
Beiträge von N. Huber Innsbruck,  (Gert). 429ff..Ammann Graz,  1-7,  Prag,  Kassel, in Aderhold in: Werner (Michael).  Litschauer/Walburga Kube Salzburg, 1971/72 55.Internationale Stiftung Mozarteum  Linz,  14/1 und 14/2,  völlig neu bearbeitete Auflage/ Berlin, in Stammler in: Wolfgang (Kurt).  Ruh Wien, in Grasberger in: Renate (Erich Wolfgang Anton Bruckner Dokumente und Studien).  PartschJournal of Musicological Research. Aufl. 2-3 133–145. Atzenbrugg,  Stuttgart, in Hermand in: Jost (Reinhold).  Grimm Prag,  Wien, 58 Musical Quarterly. Aufl. 349–364. 43, 281.39 Singende Kirche. Aufl. 127–132. New York,  (Murray). Current Musicology. Aufl. 37-38 75–88.Dineen28 Musikforschung. Aufl. 153–156. 15,  Berlin, in Müller in: Gerhard (Gerhard Theologische Realenzyklopädie).  770–778KrauseWien Innsbruck,  Tutzing,  (Hubert). 335ff..Unverricht Graz,  Die Wiener Schule und die Alte Musik,  Wien, in Muxeneder in: Therese (Eike Journal of the Arnold Schönberg Center 15).  247–259Feß Berlin,  (Werner). 54 Schuder 29, Studien zur Musikwissenschaft. Aufl. 171–195. Lanham,  Malmö,  u. M. Rachinger in Gruß aus Putzleinsdorf, CD-Booklet [2012]; J. Huber, Hanrieders Rachel 2016, 83; A. Sonnleitner, Norbert Hanrieder 1948, 10f; [Linzer] Tages-Post 11.10.1870, 2; 1.1.1871, 2; 24.9.1874, 1; Taufen-Duplikate der Pfarre Bad Leonfelden/OÖ 1848, fol. 8r; Trauungen-Duplikate der Pfarre Putzleinsdorf 1874, pag. 3; Sterbefälle-Duplikate der Pfarre Putzleinsdorf 1912, pag. 1; Mitt. Hanriedergemeinde Putzleinsdorf (7/2021); Mitt. Norbert Huber (7/2021).

Autor*innen
Bettina Graf
Letzte inhaltliche Änderung
15.11.2021
Empfohlene Zitierweise
Bettina Graf, Art. „Hofer, Josef‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 15.11.2021, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003ce624
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x003ce624
GND
Hofer, Josef: 1251009719
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