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Heim, Heim, true Emmy (eig. Emilie, gesch. Rheinhardt, verh. Singer)
* 1885-09-1010.9.1885 Wien, † 1954-10-1313.10.1954 Toronto/CDN. Sängerin (Alt, Mezzosopran), Gesangspädagogin. Die Tochter eines jüdischen Kaufmanns aus Neusatz (Novi Sad/SRB) erhielt ihre ersten Gesangsstunden von ihrer Mutter Rosa, geb. Sax († 22.6.1894 Wien). Ihre weitere Ausbildung stammte von Franzi (Frances) Mütter. 1908/09 wirkte sie bei Konzerten in der Wiener Urania mit, 1911 debütierte sie im Bösendorfersaal. Schon früh hatte sie sich mit dem zeitgenössischen Liedschaffen auseinandergesetzt und Kontakte zu Komponisten gepflegt. Als Konzertsängerin machte sie sich bald im In- und Ausland einen Namen, unternahm Tourneen nach Deutschland, Frankreich, in die Schweiz, nach Ungarn und Rumänien. 1914–27 mehrfache Auftritte im Wiener Konzerthaus, neben Liederabenden übernahm sie auch Solopartien in großen Orchesterwerken (u. a. mit der Wiener Singakademie) und trat 1919 in A. Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen auf. Mehrfache Zusammenarbeit mit Schönberg und seinen Schülern E. Steuermann, A. v. Webern und A. Berg, so hatte sie am 28.4.1915 Schönbergs Lieder op. 2, Nr. 4 (Waldsonne) und op. 6, Nr. 4 (Verlassen) im Schubert-Saal des Wiener Konzerthauses zur UA gebracht. 1928 präsentierte sie auf Einladung der Pariser Sorbonne das zeitgenössische österreichische Lied (mit Liedern von A. Schönberg, A. Berg, A. v. Webern, J. M. Hauer, E. Wellesz, P. A. Pisk und H. Eisler). Hauer hatte sie dafür um unaufgeführte Lieder ersucht. Daneben war H. auch als Gesangspädagogin tätig. Trat am 28.6.1915 im Zuge ihrer ersten Eheschließung am 30.6.1915 mit dem Schriftsteller Emil Alphons Rheinhardt (eig. Emil Paul Johann Anna Helena, * 4.4.1889 Wien, † 25.2.1945 KZ Dachau/D) aus dem Judentum aus und ließ sich evangelisch taufen. Ihr Trauzeuge war E. Wellesz, den sie durch seine Frau Emmy Stross kennen gelernt hatte und mit dem sie eine Freundschaft verband, die ihn auch zu Liedern anregte (UA von dessen Geistlichem Lied, op. 23 am 12.3.1919). Durch ihren Ehemann hatte H. Kontakt zu bekannten Schriftstellern wie Rainer Maria Rilke, H. v. Hofmannsthal und Thomas Mann. 1916 fertigte der Maler Oskar Kokoschka eine Lithographie von ihr an (heute im Metropolitan Museum of Art), während der Malsitzungen musste sie ihm vorsingen. Zu ihrem Bekanntenkreis zählten die Maler Paul Klee und Wassily Kandinsky. Seit 17.3.1921 mit dem Architekten Franz Karl Singer (* 8.2.1896 Wien, † 5.10.1954 Berlin) verheiratet. Der Ehe entstammte Sohn Michael, zwei weitere Kinder starben im Kindesalter. Anfang der 1930er Jahre übersiedelte sie nach London (Exil ab März 1938), trat als Konzertsängerin auch im Rundfunk auf (so brachte sie am 24.7.1933 J. M. Hauers Hölderlin-Lieder zur EA) und arbeitete als Gesangspädagogin. Dazwischen kehrte sie vereinzelt nach Wien zurück und gab Liederabende, zuletzt 1936. Daneben soll H. bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auch ein Gesangsstudio in Salzburg betrieben haben. 1934–39 verbrachte sie immer einige Monate des Jahres in Kanada, wo ihr Bruder Julius (Jules) lebte. Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie in England und trat in Spitälern des Roten Kreuzes oder in Militärlagern auf, außerdem unterrichtete sie Gesang an der Oxford University sowie der Cambridge University. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übersiedelte sie nach Toronto (Staatsbürgerschaft 1951) und unterrichtete am Royal Conservatory of Music Liedgesang. Mit ihrem besonderen Augenmerk auf Emotionsübermittlung und weniger auf perfekte Gesangstechnik übte sie großen Einfluss auf ihre Studierenden (darunter Jan Simons, James Milligan, Lois Marshall) aus. 1948 nahm H. mit ihrem engen Freund Ernest MacMillan am Klavier drei Volkslieder auf, die nach ihrem Tod gemeinsam mit einem ausführlichen Interview, aufgenommen zwei Wochen vor ihrem Tod, im kanadischen Rundfunk gesendet wurden.
Ehrungen
Widmungsträgerin von Stefan Wolpes Lied Zufriedenheit 1924.
Literatur
I. Korotin (Hg.), biographiA 1, 2016; F. Planer (Hg.), Jb. der Wr. Ges. 1929; E./E. Wellesz, Egon Wellesz 1981; G. Gaugusch, Wer einmal war L–R 2016, 2840; J. Neufeld, Lois Marshall. A Biography 2010; W. Muchitsch, Österreicher im Exil. Großbritannien, 1938–1945. Eine Dokumentation 1992; NFP 16.7.1915, 10, 20.1.1926, 10; Der Tag 29.11.1927, 6, 23.4.1928, 4, 18.5.1928, 6, 23.7.1933, 2, 13.11.1935, 8; Signale für die musikalische Welt 17.12.1919, 867; Brief an J. M. Hauer vom 21.4.[1928] (ÖNB, Hs.slg. 598/36-1); Briefe an K. Grosz vom 31.12.1908 und 3.6.1909 (ÖNB, Hs.slg. 1188/14-1 u. 14-2); Geburtsbuch der IKG Wien 1885–86, RZ 1383 u. 1896, RZ 288; Trauungsbuch der Lutherischen Stadtkirche (Wien I) 1915, RZ 88; Taufbuch der Pfarre St. Josef ob der Laimgrube (Wien VI) 1887–89, fol. 178; www.thecanadianencyclopedia.ca (2/2020); www.genteam.at (2/2020); www.rcm.ac.uk/ (2/2002); eigene Recherchen (u. a. www.anno.onb.ac.at; http://archiv.vhs.at; https://wienersingakademie.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
18.8.2020
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Heim, Emmy (eig. Emilie, gesch. Rheinhardt, verh. Singer)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.8.2020, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x003bc5bb
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.


DOI
10.1553/0x003bc5bb
GND
Heim, Emmy (eig. Emilie, gesch. Rheinhardt, verh. Singer): 1212211030
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