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Hackbrett
Saiteninstrument, das in den Alpenländern heute in Österreich, Südtirol , Bayern und der Schweiz als Volksmusikinstrument verbreitet ist. Es besteht aus einem trapezförmigem Resonanzkasten, über den Saitenchöre gespannt sind, die gezupft oder (häufiger) mit zwei Schlägeln angeschlagen werden. Man findet den gleichen Instrumententypus in England als Dulcimer, in Ungarn als Cimbalon, in Frankreich als Tympanon, in Italien als Salterio u. a. m. Verwandt ist das historisch belegte Psalterium. Das besondere Raffinement des H.s gegenüber dem Psalterium besteht darin, dass die Saiten nicht in einer Ebene liegen, sondern abwechselnd einmal über und einmal unter einen brückenförmigen Steg geführt werden, so dass sie in zwei verschiedenen Ebenen liegen, wodurch sie leichter bedient werden können. Oft teilt der Steg die Saitenchöre im Verhältnis 2:3, so dass mit einem Saitenchor 2 Töne im Quintabstand gewonnen werden (daher „Quintensteg“). Das Instrument dürfte ursprünglich aus Persien oder Arabien nach Europa gekommen sein. Im süddeutsch-alpenländischen Raum wird es 1447 zuerst in der Schweiz erwähnt, 1511 bei Sebastian Virdung und 1619 bei Michael Praetorius abgebildet. In der 1. Hälfte des 18. Jh. war das Cimbal ein geachtetes Musikinstrument an der Wiener Hofkapelle, das J. J. Fux, der Cimbal-Virtuose M. Hellmann, A. Caldara und J. G. Reutter in ihren Kompositionen verwendeten. Später symbolisiert es in L. Mozarts Bauernhochzeit (1755) ländliche Komik. Die um 1800 einsetzende Reiseliteratur, diverse Abbildungen und Nachrichten aus der allmählich beginnenden Volksmusikforschung weisen das H. als Begleitinstrument ländlicher Tanzmusik v. a. in der Steiermark , in Kärnten , Tirol und Niederösterreich nach, wobei insbesondere die kommentierten Transkriptionen von Johann Felix Knaffl aus Fohnsdorf/St von 1813 von hohem Wert sind. Das Ensemble bestand oft aus 2 Geigen, H. und Bassgeige. Insbesondere in der Steiermark und in Osttirol hat sich das H.spiel in ungebrochener Überlieferung erhalten und findet seine Fortsetzung in der Besetzung des Altsteirer-Trios (Harmonika, H., Bassgeige) bzw. der Tanzlmusik (Blasinstrumente und Harmonika mit Begleitung von H. und Harfe). Das Osttiroler H. zeichnet sich durch die auf ihm angebrachten Umstimmvorrichtungen („Heber“ oder „Schneller“) aus. In den 1930er Jahren entwickelte T. Reiser gemeinsam mit dem Musikinstrumentenbauer Heinrich Bandzauner in Salzburg ein neues, chromatisches Modell, das großen Anklang fand und als Salzburger H. zur Wiederbelebung dieses Instrumententyps in der Volksmusikpflege beitrug, wo es Teil der Stubenmusi ist (Zither, H., Gitarre u. ä.). Um das Jahr 2000 wurde von dem Musikanten Christian Margreiter aus Radfeld/T gemeinsam mit dem Instrumentenbauer Alfred Pichlmaier aus Fraunberg in Bayern aus dem Osttiroler H. durch Einziehen zusätzlicher chromatischer Saiten bei gleichzeitigem Verringern der „Schneller“ ein neuer H.typus gewonnen, der sich inzwischen als Tiroler H. in der Tanzlmusik bewährt.
Literatur
W. Kainz, H.fibel 1951; K. M. Klier, Volkstümliche Musikinstrumente in den Alpen 1956; F. Stradner in JbÖVw 15 (1966); F. Pedarnig in Beiträge zur Volksmusik in Tirol 1978; K. Birsak in Salzburger Heimatpflege 4/3 (1980); NGroveDMI 1 (1984); MGG 5 (1956) u. 9 (1998, Zither); K.-H. Schickhaus, Das H. 1 (2001); Gsungen und gspielt 26 (2001), H. 92 (m. Beiträgen v. Ch. Margreiter, A. Pichlmaier, F. Pedarnig, P. Moser).

Autor*innen
Gerlinde Haid
Letzte inhaltliche Änderung
22.3.2022
Empfohlene Zitierweise
Gerlinde Haid, Art. „Hackbrett‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 22.3.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d016
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Franz Luby, Hausmusik, Natursteinrelief (1956/58). Gemeindebau ‚Kopenhagen-Hof‘, Schegargasse 13–15 (Wien XIX)© Björn R. Tammen
© Björn R. Tammen

DOI
10.1553/0x0001d016
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