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Gigler, Gigler, true Andreas (Andre)
* --? Anger/St, † --zw. 11./27.1.1570 Graz. Pfarrer. Sohn des Richters Larenz G. in Anger. Nach einer erfolglosen Bewerbung um die Pfarre Frauenburg/St wurde G. höchstwahrscheinlich noch 1553 Pfarrer an der damaligen Grazer Stadtpfarre St. Ägydius (später Dom). Mitzubetreuen war auch die Vorstadtpfarre St. Andrä. Graz war damals von konfessionellen Spannungen zwischen einem überwiegend protestantischen Adel und Bürgertum sowie dem katholischen Landesherrn (ab 1564 Erzhzg. Karl II.) geprägt. G. war hier offensichtlich um Ausgleich bemüht, wollte seine schrumpfende Pfarrgemeinde erhalten und übernahm deshalb protestantische Neuerungen, die gerade noch für eine katholische Pfarre tragbar waren. In diesem Sinne ließ G. auch 1569 beim protestantischen Buchdrucker Andreas Franck in Graz seine Gesang Postill (Kirchengesangbuch) drucken (erschien 1574 in zweiter Auflage, s. Abb.). Sie enthält Evangelienabschnitte (= Perikopen, unter Verwendung der ins Österreichische bzw. Steirische übertragenen Lutherbibel), auf diese Bezug nehmende Gesangstexte, Gebete sowie im Anhang den ältesten steirischen Notendruck: 20 vierstimmige Bearbeitungen von J. de Cleve mit dem Cantus firmus im Tenor. Als Grundlage dienten zehn z. T. sehr bekannte protestantische Choräle (u. a. Aus tiefer Not) sowie zehn von G. verfasste Lieder. Wo mehrstimmige Ausführung nicht möglich, empfiehlt G. ausdrücklich, die Melodie (= Tenor) einstimmig zu singen.

Ein Epitaphgemälde, das er 1553 für seine Familie malen ließ und das den Vater, drei Ehefrauen und 24 Kinder zeigt, ist in der Pfarrkirche Anger erhalten. A. G. war mit Ursula, geb. Zechner, verheiratet – Priesterehen waren damals geduldet – und hatte mit ihr auch mehrere Kinder. G. gilt als Vertreter eines vortridentinischen, humanistischen Reformkatholizismus.


Gedenkstätten
Epitaphgemälde in der Pfarrkirche von Anger 1553.
Ehrungen
Kaplanstitel 1560.
Werke
Gesang Postill 1569, 21574 (Faks. 1950).
Literatur
K. Amon in Jb. f. Liturgik u. Hymnologie 15 (1970); N. Kreinz, Dt. Liturgiegesang und katholische Gesangbücher in der Diözese (Graz-)Seckau, Dipl.arb. Graz 2014; StMl 1962–66, 22009; [Kat.] Musik i. d. St 1980; MGÖ 1 (1995); Federhofer 1996; H. J. Moser, Die Musik im frühevangelischen Österreich 1954; R. Allinger, Studien zur steirischen Musikgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des dt. Kirchenliedes, Diss. Wien 1937; H. Osthoff, Die Niederländer und das dt. Lied 1938.

Autor*innen
Barbara Boisits
Letzte inhaltliche Änderung
2.3.2022
Empfohlene Zitierweise
Barbara Boisits, Art. „Gigler, Andreas (Andre)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 2.3.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cf15
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
© Regenterei Kremsmünster
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DOI
10.1553/0x0001cf15
GND
Gigler, Andreas (Andre): 119686058
OBV
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