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Fischer, Fischer, true Betty (Betti, eig. Barbara Anna)
* 1887-10-1212.10.1887 Wien, † 1969-01-1212.1.1969 Wien. Sängerin (Sopran). F. entstammte einer katholischen (nicht jüdischen) Familie. Ihr Vater war der Magistratsdiener Ludwig Theodor Fischer (* 15.7.1849 Baumgarten/NÖ [Wien XIV], † 4.7.1918 Wien), ihre Mutter Barbara, geb. Fuchs (* 28.3.1848 Wien, † 22.5.1925 Wien), war die Tochter eines Schuldieners. Über ihre musikalische Ausbildung ist derzeit (2022) nichts bekannt, angeblich soll sie gelernte Schneiderin gewesen sein. F. trat zunächst ab 4.9.1906 als Soubrette im neu eröffneten Etablissement Trocadero (Walfischgasse, Wien I) auf, dann ab November 1909 für eine Saison im von G. Steiner betriebenen Ronacher. Ab September 1910 wurde sie (vermutlich ohne schauspielerische Ausbildung) von W. Karczag an das Raimundtheater und das Theater an der Wien engagiert. Hier sprang sie bereits im Februar 1911 kurzfristig für G. Holm als Trägerin der Titelrolle in L. Falls Die schöne Risette ein. 1914 war sie in Letzterem mit einer Hauptrolle in E. Kálmáns Operette Gold gab ich für Eisen erfolgreich, später u. a. in den UA.en von L. Falls Rose von Stambul (2.12.1916) und F. Lehárs Blauer Mazur (28.5.1920). Als Kálmáns Gräfin Mariza schuf sie 1924 einen neuen Diva-Typ, in B. Granichstaedtens Orlow sang sie 1925–33 über 400-mal, und auch E. Eyslers Die gold’ne Meisterin (UA 13.9.1927) kreierte sie mit großem Erfolg. Mit den 62 von ihr verkörperten Rollen war sie wesentlich am Erfolg des „Silbernen Zeitalters“ der Operette beteiligt. Das Lied Das Lercherl von Hernals aus L. Aschers Hoheit tanzt Walzer machte sie zu einem Schlager und nahm es auch auf Schallplatte auf. 1932 trug sie zum großen Erfolg von H. Leopoldis In einem kleinen Café in Hernals bei, das sie aus der Taufe hob. F. unternahm auch Gastspielreisen in zahlreiche Städte Europas, dazu kamen zahlreiche Auftritte im Rundfunk sowie Schallplattenaufnahmen. Ab Herbst 1932 unterrichtete sie an der Neuen Schule für Musik und Bühnenkunst in Wien das Fach Operette. Ein Jahr später ging sie auf Tournee nach Luxemburg, Brüssel und Antwerpen/B und übersiedelte 1934 aus privaten Gründen nach Luxemburg, kam aber mehrmals nach Wien zurück. Aufgrund ihrer guten Kontakte konnte sie im Herbst 1938 ihren langjährigen Freund B. Granichstaedten und dessen Lebensgefährtin Rosalie Kaufmann bei deren Flucht nach Luxemburg unterstützen. 1947 kehrte F. wieder nach Wien zurück, wo sie zunächst nochmals am Raimundtheater und in Konzerten auftrat und später als Prof.in am Konservatorium der Stadt Wien lehrte.
Gedenkstätten
ehrenhalber gewidmetes Grab auf dem Friedhof Hernals (Wien XVII, s. Abb.); B.-F.-Weg in Wien XVII.
Ehrungen
Silbernes Ehrenzeichen der Republik Österreich 1967; Ehrenmedaille der Stadt Wien in Silber 1968.
Werke
Schallplattenaufnahmen.
Literatur
K-R 1997; Czeike 2 (1993); F. Planer (Hg.), Das Jb. der Wr. Gesellschaft 1929; O. Friedmann (Hg.), Prominenten-Almanach 1930; G. Goetzinger et al. (Hg.), [Kat.] Exilland Luxemburg 1933–1947, 2007; Orpheus im Exil 1995; Kosch 1 (1953); M. Kornberger, „Einmal sang die Liebe uns ein Lied“. Dt. Schlager der Zwischenkriegszeit und seine Protagonisten in Wien 2021, 409f; Wr. Sonn- und Montags-Ztg. 10.9.1906, 6; Neues Wr. Journal 5.9.1906, 3, 9.11.1909, 10; Reichspost 7.2.1911, 6; ÖMZ 24/2 (1969), 97; Slg. Moißl; Taufbuch der Pfarre Hernals (Wien XVII) 1887, fol. 654; Trauungsbuch der Pfarre Rossau (Wien IX) 1875–79, fol. 63; St. Frey in Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (www.lexm.uni-hamburg.de, 4/2022); www.biographien.ac.at (4/2022); https://konzerthaus.at/datenbanksuche (4/2022); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at).

Autor*innen
Monika Kornberger
Uwe Harten
Letzte inhaltliche Änderung
30.6.2022
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger/Uwe Harten, Art. „Fischer, Betty (Betti, eig. Barbara Anna)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 30.6.2022, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x00020856
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Sport & Salon 16.11.1912, 13© ANNO/ÖNB
Prominenten-Almanach 1930, 67
Grab auf dem Friedhof Hernals (Wien XVII)© 2021 Hermann Zwanzger
© 2021 Hermann Zwanzger

DOI
10.1553/0x00020856
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