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Chorherr, Chorherr, Franz Xaver: Familie
Franz Xaver: * 1845-05-022.5.1845 Wien, † 1929-12-2727.12.1929 Wien. Beamter, Geiger, Kapellmeister und Komponist. Der Sohn eines Handschuhmachers war Schüler von L. Eder und J. Dont, eventuell auch von J. Benesch. Hauptberuflich arbeitete Ch. bis zu seiner Pensionierung als Oberrevident der Staatsbahnen 1910 als Bahnbeamter. Darüber hinaus war er zunächst Primgeiger und möglicherweise auch Konzertmeister der Kapelle von J. Fahrbach. Angeblich wurde sein Geigenspiel von Jos. Strauß bewundert, der daraufhin seinen Bruder Joh. auf Ch. aufmerksam machte. 1868–73 spielte er als erster Geiger in der Kapelle Strauß. Danach wechselte er als Orchesterdirektor in die Kapellen von C. M. Ziehrer und J. Oser. Ab Oktober 1878 leitete er seine eigene Salonkapelle, die damals – es existierten nur die Kapellen von C. Margold, Anton Stoppauer und C. W. Drescher – noch Seltenheitswert hatte. Lt. eigenen Angaben war er der erste, der einen Kontrabass einsetzte und „für die Pflege der Wiener Lieder einen Pistonbläser verwendete, welchem Beispiele viele später errichteten Kapellen folgten.“ (Illustriertes Wr. Extrabl. 19.2.1922, 10). In den Jahren 1884/85 trat er damit beinahe täglich auf, später fanden die meisten Auftritte während der Faschingszeit statt. Ch. war bis zumindest 1913, als er als Kapellmeister des Michelbeuern-Theaters (Währingergürtel 78, Wien XVIII) fungierte, aktiv. Das umfangreiche Repertoire der Kapelle umfasste Walzer, verschiedene Polkavarianten (française, mazur und schnell), Märsche, Ouvertüren, Potpourris sowie kleine Konzertstücke. Zu seiner Spezialität als Komponist von Werken „liebenswürdiger Heiterkeit und Naivetät“ (Neues Wr. Tagbl. 11.2.1896) zählten Potpourris von Wienerliedern. Vereinzelt erklangen sie auch auf Radio Wien. Daneben erteilte er auch Geigenunterricht, nach eigenen Angaben meist armen Kindern unentgeltlich. Gründungsmitglied und Revisor des am 14.6.1913 gegründeten Oesterreichischen Komponistenklubs, einer Tochtergesellschaft der AKM. In erster Ehe war Ch. ab 12.2.1871 mit Anna Katharina Elisabeth Jäger (* 17.4.1849 Speyer/Bayern, † 16.4.1905 Wien) verheiratet, mit der er sechs Kinder hatte. Am 21.8.1905 heiratete er die Verkäuferin Barbara (Betty) Oppelmayer (* 1.11.1877 Maria Lanzendorf/NÖ, † 25.8.1963 Wien). Deren am 22.9.1901 geborene Tochter Ida († 12.2.1926 Arnsdorf/Niederschlesien, Deutsches Reich [Miłków bei Podgórzyn/PL], begr. Wien), seit 26.1.1922 verheiratet mit dem Musikdirektor Johann Kozel (* 27.2.1896 Wien, † ?), wurde nach der Eheschließung von Ch. legitimiert. Seit seiner Pensionierung lebte Ch. in Währing (Wien XVIII).
Schriften
Ein Gedenkblatt in Illustriertes Wr. Extrabl. 14.8.1927, 6.
Werke
Tänze (Walzer, Ländler, Polkas, Quadrillen, Galopps), Märsche (Zobelmarsch, Beim Gschwandner in Hernals, All Heil, Bacchusmarsch, Praterg’spaß); Lieder; Couplets.
Literatur
ÖBL 1 (1957); Czeike 1 (1992); R. Kritsch (Hg.), Schematismus der Wr. Musik-Capellen und Kunstkräfte 1986; Illustriertes Wr. Extrabl. 29.10.1913, 10, 1.5.1924, 3, 14.8.1927, 6; Neues Wr. Tagbl. 11.2.1896, 5, 28.12.1929, 4; Illustrierte Kronen-Ztg. 28.12.1929, 6; Neues Wr. Journal 1.5.1895, 5; Hans Jörgel von Gumpoldskirchen 25.6.1903, 3, 15.7.1903, 2f; Reichspost 15.6.1913, 10; Geburtsbuch der Alservorstadtpfarre (Wien VIII) 1844–45, fol. 257; Sterbebuch der Pfarre Rossau (Wien IX) 1905–13, fol. 16; Trauungsbuch der Alservorstadtpfarre 1870–73, fol. 152; Trauungsbuch der Pfarre Altottakring (Wien XVI) 1905, fol. 108; Sterbebuch der Pfarre Währing (Wien XVIII) 1928–29, fol. 48; Geburtsbuch der Pfarre Maria Lanzendorf 1860–91, fol. 143; Trauungsbuch der Pfarre Währing 1922, fol. 15; Teilnachlass WStLB, Hs.slg., ZPH 1574; WStLA, Meldearchiv (https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/image.xhtml?id=AeKeqFdBrEDGX3x9jgpD6OM0+8OkdD4Jp25sfgC2ACs1, https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/image.xhtml?id=RVRDsgYIuOCFd7sjLJj4XuM0+8OkdD4Jp25sfgC2ACs1); www.friedhoefewien.at (5/2023); https://christachorherr.wordpress.com (5/2023); eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Lehmann Adressbücher).


Sein Sohn

Franz Xaver Thomas: * 20.6.1882 Wien, † 5.6.1923 Wien. Bahnbeamter, Kapellmeister, Komponist. Hauptberuflich Inspektor der Bundesbahnen. Er war zumindest ab etwa 1918 unter dem Namen F. Ch. jun. ebenfalls als Kapellmeister tätig, möglicherweise übernahm er die Kapelle seines Vaters. Seit 3.7.1907 verheiratet mit Amanda Schellner (* 26.10.1875 Rossau [Wien IX], begr. 1946 Wien), Tochter eines Volksschullehrers, mit der er Sohn Robert (1911–93) hatte. Ch. verstarb im Allgemeinen Krankenhaus an Herzschwäche.


Werke
Ouvertüren; Charakterstücke (Waldandacht, op. 40, Gebet vor der Schlacht, op. 53); Tänze (Gavotten, Polkas, Walzer); Märsche; Lieder; Chöre (Die Donauwacht).
Literatur
Neues Wr. Tagbl. 17.3.1921, 7, 7.6.1923, 3; Geburtsbuch der Pfarre Rossau 1882–84, fol. 53; Sterbebuch des Alservorstadtkrankenhauses (Wien VIII) 1923, fol. 150; Teilnachlass WStLB, Hs.slg., ZPH 1574; eigene Recherchen (www.anno.onb.ac.at; Lehmann Adressbücher).

Autor*innen
Monika Kornberger
Letzte inhaltliche Änderung
12.10.2023
Empfohlene Zitierweise
Monika Kornberger, Art. „Chorherr, Familie‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 12.10.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001cae1
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Franz Xaver Chorherr (Wiener Bilder 16.2.1896, 8)© ANNO/ÖNB
Franz Xaver Chorherr (Illustriertes Wr. Extrabl.  1.5.1924, 3)© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x0001cae1
GND
Chorherr, Franz Xaver: 133346897
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Chorherr, Franz: 1027806716
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Chorherr, Familie: 133346897
OBV
Weiterführende Literatur

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