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Beck Beck true (Böck, Boeck), Karl Borromäus
* 1814-02-099.2.1814 Stockern/NÖ, † 1879-03-044.3.1879 Wien. Sänger (Tenor), Zuckerbäcker. Vorehelicher Sohn des Karl Borromäus B., Verwalter der Herrschaft in Stockern, und der Anna Maria Lehner, Tochter des Mathias Lehner. Die Eheschließung der Eltern erfolgte erst am 25.6.1816. B. hatte vier Geschwister: Flora Constantia Anna (* 9.7.1816), Katharina Karolina (* 3.3.1818), Friedrich Johann (* 16.3.1819) und Ferdinand Josef Karl (* 20.5.1821). Beide Brüder heirateten in ihrem Heimatort und sind wohl, im Gegensatz zu K. B., dort geblieben. B. absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Zuckerbäckergehilfen, wobei nicht bekannt ist wo. Als Sänger soll er von J. A. Stöger entdeckt und von J. Staudigl ausgebildet worden sein, den er noch in der Irrenanstalt, als dieser dort sein letztes Konzert gab, besuchte. Als Lehrer wird auch J. Mozzatti genannt. B. debütierte 1838 in Prag in Jacques Fromental Halévys Oper Die Jüdin in der Rolle des Arnold und erregte große Beliebt- und Bekanntheit. Kritiken wiesen allerdings auf die amateurhafte Ausbildung und die fehlende Erfahrung des jungen Sängers hin. Dennoch erarbeitete er sich einen entsprechenden Ruf, so dass er 1841 von Prag nach St. Petersburg/RUS an die Hofoper engagiert wurde. Dort betitelte man ihn u. a. als „König der Tenöre“, und er genoss die Gunst des Zaren. In St. Petersburg zog er sich beim Eislaufen eine Halsentzündung zu, die seine Karriere nachhaltig negativ beeinflusste. 1844 verließ er Russland und scheint in den kommenden Jahren infolge von Krankheit ohne feste Stellung gewesen zu sein (1844 war er in Berlin, ein Gastspiel an der Wiener Hofoper 1845 dürfte nicht zustande gekommen sein, 1847 sang er bei einer Wohltätigkeitsakademie in Pest). 1847/48 könnte B. in Hamburg/D engagiert gewesen und ab Mai 1849 in London aufgetreten sein. Ob er mit jenem Tenor B. identisch war, der Ende 1849/Anfang 1850 in Linz im Engagement stand, muss derzeit (2021) offenbleiben. 1850 wurde B. ans Weimarer Hoftheater engagiert. Hier spielte er seine wohl bekannteste Rolle, den Lohengrin in Rich. Wagners gleichnamiger Oper, in der Uraufführung am 28.8.1850 unter der Leitung F. Liszts. Die Kritiken bemängelten, dass seine Leistungen nicht für die Oper bzw. das Hoftheater ausreichen würden. Einzelne Kritiken hoben hervor, dass die Uraufführung geglückt sei, allerdings habe B. keine Glanzleistung abgegeben. In Briefen äußerte Liszt seine Unzufriedenheit mit B.s Leistung im Lohengrin, er sei dennoch die beste Option gewesen. 1852 übernahm Beck nochmals eine Titelrolle und zwar in Hector Berlioz’ Benvenuto Cellini in Weimar/D (s. Abb.), dieser Rolle wurde er aber infolge seiner Halsentzündung nicht gerecht. In Weimar verblieb B. bis 1853, 1853/54 war er in Dessau/D engagiert und 1854/55 neuerlich in Weimar. Gastauftritte hatte er in verschiedenen deutschen Städten sowie in Prag (Otello von G. Rossini 1853) und Wien (1851). Er konnte jedoch nie mehr an die stimmlichen Möglichkeiten seiner Anfangsjahre anschließen und beendete 1855 seine Karriere. Anschließend versuchte er sich als Kaufmann und Gastwirt in Prag, doch gelang es ihm nicht, dauerhaft Fuß zu fassen. Er zog schließlich nach Wien (spätestens 1872), wo er in einer Hofkonditorei als Zuckerbäcker arbeitete. Ab 1873 lebte er in der Kinderspitalgasse 2 (Wien IX). B. starb an einem Schlaganfall.

Seine Frau Sidonie (geb. Haubold, * ca. 1820 Leipzig?/D, † nach 1879 [Ort?], Heirat 1851), Schülerin des Leipziger Konservatoriums, sang in Riga und war ebenfalls Hofsängerin in Weimar. Sie beendete ihre Karriere gleichzeitig mit ihrem Mann und scheint Wien bald nach dessen Tod verlassen zu haben.


Literatur
ÖBL 1 (1957); Kosch 1 (1953); K-R 2003; Eisenberg 1903; M. Rudolph, Rigaer Theater- und Tonkünstler-Lex. 1890 [Haubold]; St. Alschner in H. Geyer et al. (Hg.), Wagner – Weimar – Eisenach 2020; W. Huschke, Musik im klassischen und nachklassischen Weimar 1982, 111, 124f; A. Walker, Franz Liszt: The Weimar Years 1993, 124; La Mara (Hg.), Franz Liszt’s Briefe. Erster Bd. Von Paris bis Rom2 1893; Der Adler 18.5.1842, 506, 26.7.1842, 742; Der Ungar 3.5.1844, 408; Der Wanderer 10.5.1844, 447, 5.7.1845, 639, 9.3.1849, 3; Allgemeine Wr. Musik-Ztg. 9.11.1844, 538; Der Sammler 11.11.1844, 730, 22.2.1845, 119; AmZ 21.6.1845, 456f; NZfM 12.8.1846, 52, 6.10.1854, 167, 20.10.1854, 187; Wr. allgemeine Musik-Ztg. 4.5.1847, 215, 22.4.1848, 195; Wochen-Bulletin der Linzer Bühne 10.11.1849, 2f, 17.11.1849, 2, 24.11.1849, 5, 22.12.1849, 3; Signale f. die musikalische Welt 1849, 112, 1851, 222, 246, 1852, 63, 1853, 78, 190, 252, 1854, 283, 1855, 85; Fremden-Bl. 5.7.1851, 4; Neue Wr. Musik-Ztg. 22.4.1852, 78; Süddt. Musik-Ztg. 1.11.1852, 124, 20.6.1853, 100; Illustrirte Ztg. 11.12.1852, 381; Berliner Musikztg. 6.6.1853,148; Der Humorist 6.8.1853, 719; NFP 6.3.1879, 5, 5.9.1900, 5; Prager Abendbl. 6.3.1879, o. S.; Morgen Post 9.3.1879, 1, 6.3.1897, 5; The Musical Times and Singing-Class Circular 20 (1879), Nr. 434, 222; Taufbuch der Pfarre Stockern 1784–1817, fol. 33 u. 38; Taufbuch der Pfarre Stockern 1818–42, fol. 1, 3, 8; Trauungsbuch der Pfarre Stockern 1784–1834, fol. 17; Trauungsbuch der Pfarre Stockern 1834–91, fol. 25; Sterbebuch der Pfarre Alservorstadt (Wien VIII) 1879–81, fol. 25; Landesarchiv Thüringen/Hauptstaatsarchiv Weimar, Theaterzettel A 10419/38; eigene Recherchen (Almanach für Freunde der Schauspielkunst 1844–56; Lehmann-Adressbuch 1872–79).

Autor*innen
Tessa Balser-Schuhmann
Christian Fastl
Letzte inhaltliche Änderung
18.2.2002
Empfohlene Zitierweise
Tessa Balser-Schuhmann/Christian Fastl, Art. „Beck (Böck, Boeck), Karl Borromäus‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 18.2.2002, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f823
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
Als Benvenuto in der Oper Benvenuto Cellini von H. Berlioz am Hoftheater Weimar (Illustrirte Ztg. 11.12.1852, 381)© ANNO/ÖNB

DOI
10.1553/0x0001f823
GND
Beck (Böck, Boeck), Karl Borromäus: 143616846
OBV
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