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Bülow, Bülow, true Hans Guido Freiherr von (Pseud. Peltast, W. Solinger)
* 1830-01-088.1.1830 Dresden/D, † 1894-02-1212.2.1894 Kairo. Dirigent, Pianist und Komponist. Sohn des Anhalt-dessauischen Kämmerers und Novellendichters Karl Eduard v. B. (1803–53). In jungen Jahren durch Cäcilie Schmiedel (?–1848; Klavier), Friedrich Wieck (1785–1873; Klavier) und Max Karl Eberwein (1814–1875; Theorie) unterrichtet, setzte er seine Studien in Theorie, Dirigieren und Klavier bis 1851 bei Moritz Hauptmann (1792–1868) in Leipzig/D, bei R. Wagner in Zürich/CH sowie bei F. Liszt in Weimar/D fort. 1848–50 Jusstudium in Leipzig und Berlin. Im Anschluss daran unternahm B. erste Konzertreisen durch Deutschland, Österreich, Ungarn und Frankreich, und war als Komponist und Mitarbeiter der Neuen Zeitschrift für Musik tätig. 1855–64 unterrichtete B. Klavier am Stern’schen Konservatorium in Berlin, gab Privatunterricht (u. a. Ellen Franz [eig. Hermine Helene Maria Augusta Franz, spätere Freifrau v. Heldburg; 1839–1923]) und heiratete ebenda 1857 seine Privatschülerin und F. Liszts Tochter Cosima de Flavigny (* 24.12.1837 Bellassio/Lombardo-Venetien [Bellagio/I], † 1.4.1930 Bayreuth/D). 1864(–69) wurde B. nach München berufen, wo er zunächst Hofpianist, ab 1867 Hofkapellmeister und Direktor der Königlichen Bayerischen MSch. war. Höhepunkte dieser Zeit waren u. a. die Leitung der UA.en von Tristan und Isolde (1865) und Die Meistersinger von Nürnberg (1868) am Königlichen Hof- und Nationaltheater in München. 1870 erfolgte B.s Scheidung, Cosima heiratete kurz darauf (nach längerer Affäre) R. Wagner. Bereits davor zog B. nach Florenz und konzertierte 1872–77 als Virtuose in England, Russland und den USA (UA des 1. Klavierkonzertes in b-Moll von Peter I. Tschaikowsky 1875 in Boston, MA/USA). 1877–79 war B. Hofkapellmeister in Hannover/D sowie 1880–85 Hofmusikintendant in Meiningen/D (ab 1881 auch hier umfangreiche Konzertreisen mit der Meininger Hofkapelle; B.s Nachfolger wurde R. Strauss). In 2. Ehe war B. seit 1882 mit der Schauspielerin Marie Schanzer (* 12.2.1857 Wien, † 20.8.1941 Berlin) verheiratet. 1884 führte ihn ein Gastspiel mit der Meininger Hofkapelle nach Graz (dabei trat auch J. Brahms als Pianist und Dirigent auf) und Wien (u. a. von A. Bruckner besucht, der B. als Dirigent überaus schätzte). Seit 1886 übernahm B. die Leitung der Abonnementskonzerte in Hamburg/D und seit 1887 auch die der Berliner Philharmonischen Konzerte (nach 1892 aufgrund einer Erkrankung nur mehr sporadisch). B., der von R. Wagner überaus stark geprägt wurde, war zunächst Verfechter der Neudeutschen Schule F. Liszts, bevor er Anhänger von J. Brahms wurde, dessen Werke er mit der Meininger Hofkapelle verbreitete. B. schätzte anfänglich A. Bruckner, später gab es abfällige Urteile (mit Ausnahme des Te Deum). Zuletzt hielt er sich in Ägypten zu Genesungszwecken auf.
Gedenkstätten
H.-v.-B.-Straße in Berlin 1998, Meiningen und Neubrandenburg/D; B.stieg in Hamburg 1950; H.-v.-B.-Weg in Pirna/D; B.platz in München; H. v. B.-Denkmal am Meininger Theater (s. Abb.); H. v. B.-Marmorbüste im Brahms-Foyer der Hamburger Laeiszhalle; Grabmal auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg 1899.
Ehrungen
H.-v.-B.-Medaille der Berliner Philharmoniker (seit 1970); Gründung der Internationalen H.-v.-B.-Ges. 1994 (und des dazugehörigen Klavierwettbewerbs seit 2012).
Werke
Orchesterwerke (u. a. Symphonische Dichtungen Nirwana 1854 u. Des Sängers Fluch 1863, Vier Charakterstücke 1868); Klavierwerke (u. a. Marche héroique d’après des motifs hongrois populaires 1853, Mazurka-Impromptu 1855, Tarantella 1865, Königsmarsch 1880); Lieder (u. a. Liederzyklus Die Entsagende f. Mezzosopran u. Kl. 1864, Due Romanze f. Mezzosopran u. Kl. 1875); Chöre (u. a. Bayerische Volkshymne ca. 1880, Fünf Gesänge 1881, Abend am Meer 1882); Bearbeitungen von Werken u. a. von Ch. W. Gluck u. Hector Berlioz (1803–69). – Nachlass: Staatsbibliothek zu Berlin.
Literatur
MGG 3 (2000); NGroveD 4 (2001); DirigentenE 1985; BrucknerH 1996; A. Ehrlich (Hg.), Berühmte Klavierspieler der Vergangenheit und Gegenwart 1893; MGÖ 3 (1995); [Kat.] Musik i. d. St. 1980; C. v. Ledebur, Tonkünstler-Lexicon Berlin’s 1861; F-A 1 (1926); Riemann 1929; E. Bernsdorf (Hg.), Neues Universal-Lexikon der Tonkunst, 1. Nachtrag, 1865; H. Abert, Illustriertes Musiklexikon 1927; W. Butry (Hg.), München von A–Z 1966; Honegger/Massenkeil, 1976; H.-J. Hinrichsen in ABLO (8/2023); www.deutsche-biographie.de/pnd118664638.html (8/2023); www.buelow-wettbewerb-meiningen.de/Hans-von-Buelow (8/2023); whoswho.de/hans-guido-freiherr-von-buelow.html (8/2023); meiningen.de/historische-persoenlichkeiten/hans-von-buelow (8/2023).

Autor*innen
Barbara Boisits
Karoline Hochstöger
Letzte inhaltliche Änderung
19.12.2023
Empfohlene Zitierweise
Barbara Boisits/Karoline Hochstöger, Art. „Bülow, Hans Guido Freiherr von (Pseud. Peltast, W. Solinger)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 19.12.2023, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001f991
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
A. Ehrlich (Hg.), Berühmte Klavierspieler der Vergangenheit und Gegenwart 21898, 56
Cosima Wagner, geb. de Flavigny© Bildarchiv Austria, ÖNB
Marie von Bülow im Foyer des Meininger Theaters anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel für Hans von Bülow (1939)© Meininger Museen, CC BY-SA 4.0

DOI
10.1553/0x0001f991
GND
Bülow, Hans Guido Freiherr von (Pseud. Peltast, W. Solinger): 118664638
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Bülow, Cosima de Flavigny: 118628232
OBV
Weiterführende Literatur
GND
Bülow, Marie Schanzer: 117067083
OBV
Weiterführende Literatur

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