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Kalbeck,Kalbeck,true Julius Max Heinrich (Pseud. Jeremias Deutlich)
* 1850 -01-044.1.1850 Breslau (Wrocław/PL), † 1921 -05-044.5.1921 Wien. Musikschriftsteller, Lyriker, Librettist und Übersetzer. Seit 1903 österreichischer Staatsbürger. In der Jugend Geigen- und Gesangsunterricht und erste Gedichte. Nach einem abgebrochenen Jusstudium besuchte K. in München 1873/74 die Königliche MSch. (Geige bei Josef Walter, Orchesterspiel und Chorgesang bei Franz Wüllner, Komposition bei Joseph Rheinberger) und substituierte im Hoftheater. Paul Heyse, lebenslanger Freund, führte K. in die Dichtergesellschaft der „Krokodile“ ein. 1874–80 war K. Musik-, Kunst-, Theater- und Literaturkritiker für Breslauer Zeitungen, seit 1880 lebte er in Wien und wirkte hier, vom Freund E. Hanslick empfohlen, an verschiedenen Zeitungen: als Musikreferent bis 1883 bei der Wiener Allgemeinen Zeitung, 1883–90 bei der (alten) Presse, 1890–95 bei der Montags-Revue, seit Ende 1895 beim Neuen Wiener Tagblatt, bei der K. schon seit 1886 als Theaterrezensent tätig gewesen war. 1885 Beginn der Tätigkeit als Übersetzer mit W. A. Mozarts Don Giovanni (Don Juan) für die Wiener Hofoper, zahlreiche weitere Übersetzungen, Bearbeitungen und Neudichtungen folgten (Aufträge von mehreren Verlegern und Bühnen); auch Verfasser eigener Libretti, u. a. für Joh. Strauß Sohn. Zum engsten Bekanntenkreis von J. Brahms zählend (erstes Zusammentreffen Ende 1874 in Breslau), wurde er dessen Biograph und Herausgeber mehrerer Bände von dessen Briefwechsel. Obwohl K. als „Brahmsianer“ der Neudeutschen Schule und im Besonderen den Werken Rich. Wagners und A. Bruckners überwiegend negativ gegenüber stand, bemühte er sich meist um seine Ansichten deutlich untermauernde Urteile, schreckte manchmal aber auch nicht vor Verbalinjurien zurück. Als einer der bedeutendsten Feuilletonisten seiner Zeit hatte er eine ähnliche Stellung wie der 25 Jahre ältere Hanslick. Mehrere Gedichte K.s wurden vertont, u. a. von seinen Zeitgenossen Brahms, I. Brüll, J. Gänsbacher und R. Heuberger. – Dass er „eig. Karpeles“ geheißen habe, ist durch die weit ins 18. Jh. zurückzuverfolgenden K.schen Familienurkunden nicht belegbar.
Werke
Gedichtbände: Aus Natur u. Leben 1870, 21873; Wintergrün. Eine Blumensprache in Versen 1872; Neue Dichtungen 1872; Nächte. Lyrische Dichtungen 1878; 21880; Zur Dämmerzeit. Gedichte 1881; Aus alter u. neuer Zeit (Gesammelte Gedichte) 1890; zahlreiche Einzelveröffentlichungen. – Libretti: Jabuka (Das Apfelfest) 1894, gem. m. Gustav Davis, M: Joh. Strauß; Nubia 1899, M: Georg Henschel; Decius der Flötenspieler 1899, M: Ede Poldini; Das stille Dorf 1900; M: Alexander v. Fielitz; Die Hochzeit zu Ulfosa, M: Paul Caro (nicht aufgeführt); Rübezahl, gem. m. Camillo Walzel, M: H. Berté (nicht aufgeführt). – Übersetzungen, Bearbeitungen etc. von Opern u. a. von W. A. Mozart, G. Rossini, G. Verdi, Peter I. Tschaikowsky, Jules Massenet, F. Smetana, G. Puccini, Umberto Giordano.
Schriften
Das Bühnenfestspiel zu Bayreuth. Kritische Studie 1877; Neue Beiträge zur Biographie des Dichters Johann Christian Günther 1879; Rich. Wagner’s Parsifal 1883; Wr. Opernabende [ca.1885]; (Pseud. J. Deutlich) Gereimtes u. Ungereimtes. Skizzen u. Epigramme 1885; Humoresken u. Phantasien 1896; Opern-Abende. Beiträge zur Gesch. u. Kritik der Oper, 2 Bde. 1898; J. Brahms, 8 Bde. 1904–14 (z. T. in verbesserten Aufl.en), ND 1976; Capricen. Skizzen u. Bilder 1905. – Hg.: Ein dt. Dichterbuch mit Originalbeiträgen lebender Dichter 1874; Letzte Wr. Spaziergänge von Daniel Spitzer 1894; Briefwechsel J. Brahms mit Heinrich u. Elisabeth von Herzogenberg, 2 Bde. 1907, 21908 (gem. m. O. E. Deutsch) Daniel Spitzer. Gesammelte Schriften 1912ff.; Joseph Viktor Widmann, Ellen u. Ferdinand Vetter, Adolf Schubring 1915, P. J. Simrock u. Fritz Simrock, 4 Bde. 1917; Paul Heyse u. Gottfried Keller im Briefwechsel 1919; Antike u. romantische Musen [Horaz-Übersetzungen] 1920. – Mitarb.: Ein Brahms-Bilderbuch. Hg. V. v. Miller zu Aichholz. Mit erläuternden Texten von M. K. 1905.
Literatur
U. Harten in O. Wessely (Hg.), [Kgr.-Ber.] Bruckner Linz 1983, 1985; P. Szalsza (Hg.), [Kgr.-Ber.] Kalbeck Breslau 2001, 2002; NGroveD 13 (2001); Czeike 3 (1994); BrucknerH 1996; ÖBL 3 (1965); MGG 7 (1958); Riemann 1959; MGÖ 3 (1995).

Autor*innen
Uwe Harten
Letzte inhaltliche Änderung
25.4.2003
Empfohlene Zitierweise
Uwe Harten, Art. „Kalbeck, Julius Max Heinrich (Pseud. Jeremias Deutlich)‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 25.4.2003, abgerufen am ), https://dx.doi.org/10.1553/0x0001d38b
Dieser Text wird unter der Lizenz CC BY-NC-SA 3.0 AT zur Verfügung gestellt. Das Bild-, Film- und Tonmaterial unterliegt abweichenden Bestimmungen; Angaben zu den Urheberrechten finden sich direkt bei den jeweiligen Medien.

MEDIEN
R. Wittmann (Hg.), Unsere Kunst in Wort und Bild [um 1890], 73
© ÖNB
© ÖNB

DOI
10.1553/0x0001d38b
GND
Kalbeck,Julius Max Heinrich (Pseud. Jeremias Deutlich): 11603498X
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